>>Dancheng, Ningbo, 3157 Zhejiang<< 

einfach auf den Link klicken:

Da wohnten wir

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!!! Wanted !!!

 

Wir suchen ein Auto

 

und zwar ab April

 

wir wissen zwar noch nicht viel, aber dass wir ein Zweitauto in Deutschland brauchen werden, das wissen wir.

Wer also eines loswerden will oder jemanden weiss?

Hier die Eckdaten:

 

 
Nicht aelter als 7 Jahre
Nicht viel mehr als 125 000 KM
ca. 60 bis 70 PS
Kein Ford, kein Fiat, Kein Citroen
Am besten Benziner
bis 3000 Euro
 
Danke fürs Rumhören!

 

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Rapport China II

von 12. Oktober 2011 bis 13. März 2012

 

NEUE FOTOS IN DER SLIDESHOW FÜR UNGEDULDIGE MANUELL WEITERBLÄTTERN!

wenn der erste "Loop" stoppt, dann auf "More" klicken. Es kommen weitere Fotos in der Slideshow.

Oder ein Foto direkt anklicken und du landest auf der Flickr-Site und kannst die Fotos großformatig ansehen und eventuelle Beschreibungen dazu lesen.

 

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Die Stories sind hier zu Ende - und die Moral von der Gschicht...

 

...verlass die eigene Heimat nicht?...

Verlass sie und komm bereichert zurück!

 

Beste Grüße

 

XJAOHUA

 

Schön, dass so viele teilgenommen haben...im Moment haben wir eine Besucherzahl von 1100!, eine schöne Runde Zahl, nicht?

Wie viele aber tatsächlich hier reingeschaut haben, bleibt uns ein Geheimnis;-)) 

 

 

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Mein letzter Eintrag hier in diesem Blog am Dienstag 13. März

 

Überraschend wurden wir gestern Abend noch einmal zu einem Farewell-Dinner im Viersternehotel eingeladen. Organisiert von Nanny. Wir waren eine nette Runde. Gute Wünsche wurden ausgetauscht und Deutschlandbesuche angekündigt. Versprechungen, uns über Email auf dem Laufenden zu halten, Nanny heiratet noch dieses Jahr.

Dann trennten wir uns.

 

 

 

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Sonntag Abend 11. März

 

 

Ningbo-Hongkong-Cebu-Hongkong-Ningbo

 

Wenn man die vielstündige Wartezeit auf den Flughäfen mal einfach ausblendet, ist Reisen doch schön.

In einem kleinen Zeitfenster ist es möglich mindestens zwei Kulturen an einem Tag zu erleben. Der Empfang auf Cebu war, wie beim letzten Mal in den Philippinen, warm, weich, herzlich, rund! 

Wir konnten 7 Tage lang „nichtstun“! Unser Resort befand sich mitten unter lauter Lokals und ihren Behausungen. Setzte man einen Fuss vor das Hoteltor (befand man sich schon im Haifischbecken:-)), wurde man sofort mit Eifer zu einem Bootstrip, Massage, Sightseeingtour...all Spezialprice for you...überredet. 

Also, äh wir haben uns überreden lassen. Ein Schnorcheltrip wurde uns vom Hotel zu teuer angeboten.

Es war ausgemacht, dass wir für 3000 Pesos den Deal mit dem Philippino und seiner Frau, die uns auf dem Ausflug bekochen wollte, machen.

Nach der Tour wollte er 4200 Pesos und die vier Frauen, die uns bekochten, wollten 3000 für den Schmuck, den wir uns von ihnen aufschwatzen liessen. Nun gut, wir haben nix versprochen und sicher gestellt, dass wir erst im Hotelzimmer schauen müssten, ob wir noch soviel Pesos hätten. Fazit: der Guide bekam 4000 und die Frauen nur noch 1500. Ein angemessenerer Preis, als der angedrehte!!!

 

Nach diesem Abenteuer blieben wir im Resortgelände und machten jeden Tag nix!!!

 

Hongkong begrüßte uns ganz untypisch mit ca. 13 Grad und Bewölkung. Noramalerweise ist die Stadt so südlich, dass man ruhig mit 20 Grad im März rechnen darf. Immerhin regnete es nicht.

Der Taxifahrer, der uns vom Flughafen ins Hotel brachte prellte uns um 45 Euro. Wir haben so ziemlich alles falsch gemacht, was man nur falsch machen kann als Touri.

Tipp, wie man es nicht macht:

  1. Das Taxameter hat er beim Losfahren verdeckt (no go!)
  2. Er hat uns gefragt, wie lange wir bleiben (nur 2 Tage! Nicht verraten!)
  3. Er hat uns den überhöhten Fahrpreis abgeknöpft und uns auf unser Verlangen (wir waren stutzig über den hohen Fahrpreis) eine inoffizielle Quittung ausgestellt, mit falscher Taxiidentifikationsnummer.
  4. Was wir gut gemacht haben: Wir haben uns die richtige Nummer gemerkt.

Im Hotel wurde uns das miese Abzocken bestätigt und uns nahegelgt, uns bei der Polizei zu melden. Das taten wir dann am nächsten Morgen bevor wir ins Zentrum losbrechen wollten. Der nette Beamte bedauerte das ganze sehr und erklärte, dass wir für eine Anzeige ein persönliches Statement in Anwesenheit des Taxifahrers abgeben müssten, welches nicht in den nächsten zwei Tagen möglich wäre (weil Wochenende). Er wisse von den Tricks und entliess uns wieder mit der Empfehlung, auf uns aufzupassen und im Ernstfall gleich 999 zu wählen.

 

Hongkong ist eine imposante Stadt, bestehend aus Wolkenkratzern zwischen den Hügeln der Küste hineingepflanzt und ausgedehnt über die vorgelagerten Inseln. Es sieht aus, wie   weisse Zahnreihen zwischen grünen Hügelketten. Der Hafen ist riesig und die Schiffe davor auch.

Wir machten eine Hafenrundfahrt mit einer der historischen Fähren von Victoria Harbour und schlenderten die Promenade auf und ab, entlang der Avenue of Stars (lauter chinesische Stars). Bruce Lee ist dort in Bronze lebensgroß mit kraftstrotzenden Muskeln und Adern und verbissenem Gesichtsausdruck verewigt.

In der Innenstadt ist es so wuselig, wie man es im Fernsehen kennt. Der Ladymarket (ein KlamottenRamschmarkt verteilt auf mehrere Strassen in einem Viertel) wurde erst aufgebaut, als wir um halb elf dort durchschlenderten. An allen Ecken Ramsch und Essbuden. Dazwischen riesige Shoppingmalls und Boutiquen, wie Prada, vor solchen die Chinesen Schlange standen und Einlass begehrten. Irgendwo habe ich so was schon mal gesehen: Warteschlangen vor Nobelboutiquen...in San Francisco?

 

Wieder zurück in Ningbo, Danshan, sitzen wir gerade an unseren Laptops, schreiben, lesen, laden Fotos. Die Hütte wird langsam warm und die Reste an Lebensmittel haben wir gerade verspeist. 

Morgen werden wir für die Heimreise packen. Ein letztes Mal zum Supermarkt, kochen, putzen,...

 

Vielleicht kommt noch eine Überraschung?...Möglich ist alles.

 

Melde mich noch mal, bevor wir die Hütte verlassen.

 

 

 

 

 

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Dienstag 29. Februar

 

 

Lehre Hütte und Sorgen von Morgen

 

Unsere Sachen sind tüchtig verpackt abgeholt worden, dass ich mich frage, wie sie die Reise hierher mit meiner windigen Verpackungsstrategie unversehrt überlebt haben.

Jeder einzelne Schuh wurde mit Papier eingewickelt und unsere Gitarren mit Luftpolsterfolie und Karton umhüllt. 

Dafür hat mir der englischsprechende Kontaktmann alle angebrochenen Flüssigkeiten, Malfarbe, Tintenstifte, Taschenrechner, Feuerzeug, Cremes, Medikamente, Tee, Gewürze raussortiert. „No Fluids, no Food!“ meinte er mit einem Polizeiblick. Wahrscheinlich war er früher beim Zoll. 

Klar dass nur einer packte und der andere nur ungeduldig daneben stand und Aufseher spielte.

Jetzt weiß ich nicht, ob ich das ausgelesene Zeugs alles in den Koffer reinkrieg.

 

Die Wohnung leergeräumt sitz ich nur noch mit meinem Laptop am Esstisch. Nur noch zwei Tage. Der Wetterbericht hat weiterhin Regen gemeldet, jedoch soll es wärmer werden: von 6 Grad auf 12-15 Grad. Immerhin, am Freitag werden uns die 30 Grad auf Cebu erstmal umwuchten...egal, Hauptsache warm.

 

Jo ist wohlbehalten zurück aus Shenyang, wo es nur -13 Grad Lufttemperatur hat.

 

Unsere Gedanken befassen sich mittlerweile wieder, so wie vor der Abreise in Deutschland, mit dem Hier in China und dem Dort in Daoham. Anstrengend! Ich werd mal versuchen, die Dinge einfach laufen zu lassen.

Aber was ich echt entdeckt habe, wenn man sich dann mal entschlossen hat, die Dinge loszulassen, kommt plötzlich ein Seitenhieb von ganz woanders her (der natürlich lebenswichtige Entscheidungen vordert!) und schwupps ist man wieder in der Sorgenschleife gelandet. Kennt das wer? Sauerei ist das. 

 

Also, ich bin mal auf der Hut!;-))

 

 

 

 

 

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Sonntag 26. Februar

 

 

Sonntag in Anderswo

 

Ein gewöhnlicher Sonntag in Danshan. Und doch hat er was, was ihn von allen vorhergehenden unterscheidet. Es ist der Letzte. Der Letzte Sonntag in dieser Wohnung, in diesem Ort, hinter der Küste des ostchinesischen Meeres.

 

Jo ist heute früh zur Dienstreise nach Shenyang aufgebrochen und kommt erst Dienstag wieder. Mir bleibt das reichlich überlegte Restsortieren unserer Habseligkeiten für die Spedition, die Morgen Mittag hier aufschlägt und unsere Sachen verpackt und mitnimmt.

Wir werden nicht viel mehr Gewicht Luftfracht versenden, als wir mitgebracht haben, um die 100 Kilo. Da wir weniger als 12 Monate im Land gelebt haben, müssten wir alle in China gekauften Waren verzollen. Trotzdem war ich gestern noch mit Nanny und ihrem Freund unterwegs, um eine hübsche Deckenlampe und Vorhangstoff zu kaufen.

 

Mittwoch werden wir die letzte Miete bezahlen für den März und am Freitag fliegen wir noch mal an einen Palmenstrand auf Cebu. Hongkong nehmen wir beim Stoppover noch mit. Zurück in Danshan werden wir einen Tag Zeit zum Verschnaufen haben und dann gehts ab nach Deutschland über Nacht. So werden wir am 14. März, morgens um Fünf unsere Füsse wieder auf deutschen Boden stellen.

 

Während ich das schreibe, wächst meine Vorfreude stetig weiter. Wir hatten die letzten Wochen viel mit Krankheit zu kämpfen. Das machte die Zeit hier etwas schwermütig. Der Blick raus zum Fenster, der sich fast täglich in grauem Einerlei widerfindet, macht es uns leichter von hier Abschied zu nehmen.

 

Nanny musste ich gestern fragen, ob ich sie nochmal sehen werde, weil wir ja nur noch diese Woche da sind. Darauf meinte sie: „wir sehen uns schon noch“, und schob mich sanft in den Aufzug. Das macht sie immer, wenn sie keine Widerrede dulden will...mich weiterschieben. Sie bedauerte auch, dass sie uns bisher nicht zu sich nach Hause eingeladen hat. Ihre Mutter sei ihr in den Ohren gelegen, sie müsse ihre ausländischen Freunde zum Familienessen einladen. Nun bleibt irgendwie keine Zeit mehr.

 

Abschiednehmen. Das wird noch was...

 

 

 

 

 

 

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Samstag 19. Februar

 

 

 

Fußmassage

 

 

Vergessen war der Kugelfisch. 

Denn dem nächsten Abenteuer standen wir bereits fünf Minuten später vor der Tür. 

Diese öffnete sich in einen kleinen abgedunkelten Raum mit drei Liegesesseln mit Fußhocker und Seitentischchen dazwischen. Ein Flachbildfernseher prangte an der Frontwand. Hier war es warm.

Wir verteilten uns auf die Liegen und klärten, was wir uns Gutes gönnen wollten. Alle entschieden sich für Fussreflexzonenmassage und ich solle noch eine Ohrsäuberung bekommen, da ich seit ein paar Tagen das Gefühl hatte, als hörte ich schlechter, wegen Dreck im Ohr. Klar, in Deutschland würde ich damit zum Ohrenarzt gehen!!!

 

Eine Dame kam herein und brachte heissen Grüntee.

Dann kamen zwei Männer mit Plastikhocker und ein Kosmetiktäschchen in der Hand herein. Sie blickten uns an und überlegten wohl, wem sie sich für die nächste Stunde widmen sollten. Ich war kurz geschockt, denn einen Mann, so fühlte ich, wollte ich jetzt überhaupt nicht haben. Da kam auch schon eine kleine zierliche Lady herein, ebenfalls mit Hocker und Tasche bewaffnet. Puh, die war für mich.

 

Jo und ich zogen unsere Schuhe aus. Ich hatte lange Kniestrümpfe und Wollsocken an. Die Jeans war so eng, dass ich echt werkeln musste, um die Strümpfe daraus hervor zu pulen. Der Kollege meinte, dass die Masseure uns das nötige Ausziehen würden und lag entspannt mit langgestreckten Beinen auf seiner Liege wie ein Pascha während der junge Mann seine Schuhe aufknüpfte. Ich betrachtete unsere nun endlich nackten Füße und musste schmunzeln, als sich unser Unterhosendesign unter unseren hochgekrempelten Hosenbeinen hervortat. Dunkelblau mit rotem Bündchen der Chinese. Jo in graublau und ich in apricot. Lustig ...und schamhaft, wäre ich in einem deutschen Etablissement.

 

Allem Geschehen voran, gab es ein Fussbad in einem Holzzuber dessen Zusatz man frei wählen konnte. Ich bekam Milch, weil Salz nur noch für die Männer reichte.

Das Wasser noch mit parfümierten getrockneten Rosenblättern versetzt, genossen wir also das sehr warme Wasser während die Arme durchgeknetet, die Hände bis zu den Fingerspitzen massiert und die Gelenke bewegt und gelockert wurden. 

Dann begann die eigentliche Fussmassage. Der Kollege erzählte lustige Geschichten...zum Beispiel war er mal mit Kollegen zur Fußmassage und einer hatte Stinkfüße, den verbannten sie an das Ende der Stuhlreihe Richtung Tür, denn es war Sommer und heiß und der Luftzug kam vom geöffneten Fenster her. (Wenn ein Chinese stinkende Füße als solche bemerkt, dann müssen die schon sehr gestunken haben).

 

Wer das noch nicht erlebt hat, der freut sich vielleicht auf eine entspannte Zeit.

Ich bin nicht sonderlich empfindlich an den Füßen...so dachte ich. Aber die Bearbeitung der Fußsohlen mit Fingerknöchel trieb mir den Schweiß unter den Achseln hervor. Links schlimmer, als rechts. Nachdem ich schmerzverzerrtes Lächeln und Grunsen von mir gab, wurde die Behandlung unmerklich sanfter.

Von den Männern kamen ähnliche Laute herüber, also alles im Grünen Bereich.

Nach der Massage wurden die Füße mit einem heissdampfenden Handtuch umwedelt und getrocknet und Socken und Schuhe wieder angezogen.

 

Eine kurze aber beherzte Rückenmassage machte den krönenden Abschluss.

Mir stand jedoch das Ohrsäubern noch bevor. Zugegeben, ich hatte richtig Schiss vor diesem Eingriff, aber der Kollege meinte, die seien hier professionell geschult (das waren die Ladies bei der Rückenmassage auch, als wir mit blauen Flecken heimgingen...könnt ihr euch erinnern?)

Aber mir war klar, der Dreck muss raus und es war nicht anders zu erwarten: meine Masseurin war gleichzeitig meine professionelle Ohrpulerin. Um mich selbst etwas zu beruhigen, bat ich sie, mir ihr professionelles Werkzeug zu zeigen. Sie hatte Wattestäbchen und eine Schachtel in der Hand, aus der sie Holzlöffelchen, Pinzette und Federflaum am Stiel herauszog. Das Holzlöffelchen weckte in mir etwas vertrauen...der Rest...? Ich musste mich auf den Rücken legen und ganz still halten. Mit einer Tischlampe leuchtete sie sich den Weg in mein Innenohr und schon gings los. Es fühlte sich schrecklich an, wie sie mit dem Holzlöffelchen am inneren des Aussenohres entlangschabte. Freudig bestätigte sie, es sei viel Dreck drin und zeigte mir auch gleich ihre Beute.

Viel Dreck.

Während der ganzen Prozdur presste ich mit aller Kraft meinen Kopf auf die Unterlage und krallte mich mit schweißnassen Händen am Polster fest...nur nicht bewegen!

 

Und was das nun alles kostete? Keine Ahnung, wir wurden eingeladen;-))

 

 

 

 

 

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Freitag 17. Februar

 

 

 

Kugelfisch und Co.

 

Am Sonntag waren wir fischen...

Nein! Essen. Im Viersternehotel im Ort. 

Der chinesische, deutschsprechende Kollege von Jo hat uns eingeladen, mit ihm zu Mittag zu essen.

Wir wanderten also zu Fuß in 20 Minuten zu dem Hotel, in dem wir das Abendbuffet bisher zweimal genießen durften. 

Der Kollege erwartete uns bereits und wir gingen zusammen zum Bestellen.

Oft gibt es in den luxuröseren Hotels mehrere Restaurants, wie japanisch, koreanisch, westernstyle, italianstyle. In diesem gibt es glaube ich, nur eines und zwar chinesisch! 

Zum Aussuchen der Speisen bekommt man keine Menükarte in die Hand sondern man begibt sich da selbst in die Speisekarte hinein. 

Sie besteht aus einem großen kühlen Raum, in dem Vitrinen mit Showtellern die Wände säumen. In der Mitte ebenfalls Vitrinen mit drapierten Speisen. Hinter den Glasscheibewänden sind die Köche, die bereits fertige Pekingente in der Auslage hängen haben. Eine ganze Wand steht voll mit Wasserbottiche in dem lebendige Fische, Meeresfrüchte und kuriose Tiefseelebewesen auf ihr finales Ende warten.

 

Wir wählten zusammen Gemüse, Fisch, Meeresfrüchte und Hühnchen. Beim Rausgehen entdeckte ich ein Aquarium mit den faszinierend kleinen Kugelfischen und fragte den Kollegen, ob es wirklich Kugelfische seien. Ein Fehler.

 

Begeistert ruft er: ja sicher, wollen wir ihn probieren? 

Kein Problem, sei das, meint er fröhlich, er habe schon tausendmal Kugelfisch gegessen. Das machten alle Chinesen. Und bestellte. Jo lachte nur und meinte, er äße davon sicher nichts. Und ich...?

Wir wurden in einem anderen Stockwerk in ein Séparét geführt, das jetzt mal wirklich etwas Luxuriöses hatte. Nicht so, wie ich es bisher in solchen Restaurants sehen konnte.

Der Raum war in gemütlichem hellen Creme und Violett gehalten. In der Mitte stand der runde Tisch mit Glasrondell, Stühle rundherum, ein Gemälde an der Wand und eine weiße Ledercouch. Und es war einigermaßen warm drinnen.

Wir konnten aufatmen.

 

Wenn man ein paar Wochen in China verbracht hat und man die Füße aus seinem Luxushotel rausbewegt hat, kommt man nicht daran vorbei, das echte China am eigenen Leib zu erfahren. Spätestens dann, wenn man Hunger hat. Deshalb ist man innerhalb kürzester Zeit auf alles gefaßt und freut sich, wenn man widererwarten beim Essen die einfachsten Bedürfnisse befriedigt bekommt...beim Essen nicht zu frieren und sauberes Inventar.

 

Die Speisen kamen nach und nach, bis das Glasrondell voll war. Es schmeckte sehr gut. Zum Schluss bekamen wir noch eine Glaskasserole mit heller Fischsuppe. Der Kugelfisch!

Der Kollege lachte und meinte, er mache den Vorkoster. Ich fragte ihn, wie lange das Gift wirken muss, bis ich tot bin. Daraufhin meinte er, dass er schon tausend mal sterben hätte müssen, denn selbst sein Onkel, der Fischer war, habe diese spezielle Art der Zubereitung dieses Fisches erlernt. Solche Köche seien Profis und trainiert und hätten grooooßes Selbstbewusstsein, um das zu können.

O Mann! Er erklärte, die Delikatesse sei die Suppe von dem Fischfleisch, nicht der Fisch selbst. Ich wunderte mich auch darüber, dass die Konsistenz der Flüssigkeit aussah, als sei sie mit Milch oder Ei verarbeitet. Jedoch, das sei das Besondere an diesem kleinen Fisch, die besondere Suppe von ihm.

Dann erzählte er noch, was mit dem Bauch des Menschen passiert, wenn der Fisch falsch zubereitet wurde, nämlich dass der Bauch sich immer mehr aufbläht, wie eben der Kugelfisch, wenn er sich zu verteidigen sucht....Stopp! Ich wollt´s gar nicht wissen.

 

Also ich löffelte die Suppe und schlürfte und meinte zum netten Kollegen, der bereits eine ganze Schale Suppe intus hatte, es könnte sein, dass er in sechs Stunden ablebe und ich in Sieben. Er nickte und lachte.

Wenn ich also von dem gefährlichen Kugelfisch nichts gewusst hätte, hätte ich mir die Suppe sehr gut schmecken lassen...

Und Jo? Nachdem wir soviel übers Sterben geredet hatten, schlürfte er auch mal...

 

 

 

 

 

Dann gingen wir noch in den Keller des Hotels zur Fußmassage...davon erzähle ich das nächste Mal

 

 

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Samstag 11. Februar

 

 

 

 

 

 

 

Die drei Musketiere

 

Die neue Strasse entlang unseres Hochhauskomplexes ist nun geteert. Die Strassenlaternen sind profisorisch aufgestellt. Der Seitenweg für Roller und Fussgänger ist geteert und mit Betonplatten befestigt. 

Das Werden dieser Arbeiten war spannend zu beobachten. Frauen und Männer legten den Grund dieser Fahrbahn mit tagelangem Schaufeln von Schotter in drei Meter breiten Bahnen. Bahn für Bahn.

 

Auf dem freien Platz direkt neben unserem Hochhausgebäude und somit unterhalb unserem Wohnzimmerfenster präsentiert sich uns nun ein weiteres Schauspiel von chinesischer Baukunst.

 

Vor ein paar Tagen konnte ich beobachten, dass ein Kleinlaster mit Planen und Stangen und ganzem Hausrat beladen unten an der Strasse anhielt und ein paar Männer die Sachen auf den ummauerten, noch freien Platz, der etwa 500 Quadratmeter mißt, abluden.

Aha, was wird denn das? 

Und nach einiger Zeit, als ich wieder rausschaute, standen zwei Zelte aus dunkelgrüner Plastikabdeckplane, wie wir sie aus dem Baumarkt kennen, links und rechts des Zufahrtswegs zum Grundstück. Ich schätze, dass sie die Plane auf ein Bambuskonstukt gespannt haben, jedoch ohne Seil und Haken. Rund um das Gebilde haben sie die Plane mit Steine am Boden beschwert, während der Eingang komplett und in voller Breite offen steht.

Gasflaschen, Blechschüsseln und je zwei große Wasserkanister säumen den Zelteingang.

Du denkst dir: Jaaaa, die haben hier einen Unterstand gebaut, eine Küche, damit sie sich in den Pausen was zu Essen kochen können.

Nein! Die sind hier eingezogen! Mitten im Dreck, ohne fliessend Wasser, Ofen, angemessenen Windschutz, geschweige denn einem Klo!

 

Ein kleiner Bagger wurde herangeschafft, der Löcher auf der Fläche aushob. Etwa 18 Mulden zu einem Maß von 2 mal 1 Meter. Das Grundwasser steht so hoch, dass sich jedes Loch fluchs mit Wasser füllt.

 

Dann entdeckte ich ein Gestell, das ich erst als das, was es ist erkennen konnte, nachdem es in Einsatz gebracht wurde. Ein Bohrgestell.

Es ist gebaut, wie eine Pyramide, aus Eisengestänge mit einer Seilwinde oben an der Spitze und einem Dieselmotor auf der Basis, die aus einem eisernen Viereck gebaut ist.

Dazwischen bewegt sich rotierend eine Eisenstange.

Es steht über einem wassergefüllten Loch, in das Stange für Stange in den Boden getrieben wird.

Daneben kann man einen Haufen graufarbener Erdwürste erkennen, die sie somit aus dem Boden fischen.

 

Zu Dritt betreuen Sie dieses Tiefbauwerk. Sie bohren Fundamente für... ein weiteres Hochhaus? Oder einen Konsumtempel?

Ich nenne sie die drei Musketiere, weil sie alles zusammen machen: Schlafen, Essen, Arbeiten. Alles auf engstem Raum und als eingespieltes Team. Als wären alle Handgriffe zusammengewachsen und mit der Maschine verwoben. Einmal drehten sie zu Zweit an der Anlasskurbel des Motors. Dabei griff der erste an die Kurbel und der Zweite weiss nicht wo hin, aber sie setzten ihre Oberkörper gleichzeitig in Kurbelrichtung in kreisende Bewegung...mit Kraft! Und das Ding sprang nach drei Umdrehungen an. Die Maschine hat natürlich ihre Macken und bei Frost frieren auch noch die Schläuche ein...

 

Sie frieren Tag für Tag, bei Temperaturen knapp unter und über Null. Jetzt hat auch noch Nieselregen eingesetzt, der die Kälte unter die Kleidung kriechen lässt. 

Von Loch zu Loch wandert deshalb auch ein kleines Feuer mit. Ist die Bohrmaschine gefüttert und läuft sie rund, hat man Zeit, sich am Feuer zu wärmen. Da kauern sie dann in Hockestellung um die wärmenden Flammen und halten ihre Hände darüber.

 

Jeder Umzug des Eisenkonstrukts geschieht mit "Schienenbau". Sie legen die Bohrstangen, als Schienen bis zum nächsten Loch vor der Maschine aus. In etwa fünf Meter Entfernung und zwischen den Schienen rammt ein Arbeiter eine Stange schräg in den Boden, die das Stahlseil der Seilwinde halten soll. Über diese Stange stülpt er noch eine schwere Eisenhülse auf die er sich mit seinem ganzen Körpergewicht stützt und die Stange am Platz hält. Der Arbeiter an der Maschine stellt sich auf das Basisviereck und schaltet die Winde ein. So ziehen sie Meter für Meter und Schienenlage für Schienenlage den Bohrer übers nächste Loch.

 

Es gibt auf dem Platz ein zweites Musketierteam mit eigenem Zelt, der gleichen Maschine und einem kleinen Feuer.

 

Jo sagt, dass sind die wahren Helden der „Neuen Welt“ China´s.

 

 

 

 

 

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Mittwoch 8. Februar

 

 

Und plötzlich reden alle Englisch

 

 

Weiß nicht, was los ist. Wo haben die nur gesteckt?

Heute im Supermarkt an der Kasse, war die Anzeige kaputt, von der ich den Betrag immer gut ablesen kann. Da konnte ich die Kassererin beobachten, wie sie fieberhaft nach ihren Englischkenntnissen in ihrem Gedächtnis grub und sie etwas angerostet zu Tage förderte. Erst zaghaft und dann flutschte der notwendige Smalltalk über das Kassenpult.

 

Gestern im TanteEmmaLaden um die Ecke, suchte ich nach Öl. Da fragte mich die Besitzerin erst nach „Beer?“. Auch wenn sie „Oil“ nicht verstand; dass die Flasche, die ich entdeckte „the smallest“ war, was sie anzubieten hatte, das konnte sie mir sagen und beim bezahlen tat sie mir die Summe auf Englisch kund. Ich sagte, zu ihr, sie spreche ja Englisch. Darauf meinte sie „a little“. Und ich legte noch eins drauf und fragte sie, ob sie hier lebe. Darauf deutete sie ins obere Stockwerk und meinte „Yes“.

 

Vorgestern an der Kasse standen zwei Damen hinter mir an. Sie untersuchten meinen Einkaufswagen mit ihren Blicken und unterhielten sich über das, was sie dort vorfanden. Das taten sie ungeniert und blickten mich dazwischen immer wieder mal an. Ich deutete an, dass ich das Zeug kochen würde. Beide nickten. Über die Pilze, so fand ich, waren sie sich nicht einig. Etwas verunsichert überlegte ich, ob die wohl ungeniessbar sein könnten.

Da packte die Jüngere von den Beiden plötzlich ihre Englischkenntnisse aus, in einer selbstsicheren Weise, dass ich sie einfach nur perplex anschaute...und ehrlich gesagt, mir gar nicht mehr einfällt, was sie zu mir gesagt hatte. Jedenfalls verabschiedete ich sie nach meinem Bezahlen mit „Byebye“, was sie ebenfalls mit strahlendem Lächeln und Winken taten.

 

Vor ein paar Tagen war es warm und ich gesellte mich zu dem bunten Treiben auf dem freien Platz gegenüber vom Supermarkt. Dort liefen Eltern mit ihrem Kind und Jugendliche mit Drachenfliegerausrüstung rum, welche man direkt am Eingang zum Platz an einem Stand kaufen konnte. Ich setzte mich also auf eine Bank und genoss die Sonne und das quirlige Leben um mich rum, als mich ein junges Mädchen mit „Excuse me“ ansprach.

„Do you speak Chinese?“ Nein meinte ich, but Englisch. Sie setzte sich zu mir und fragte mich, warum ich denn nicht chinesisch lernte. Ich erklärte ihr, dass ich auf die kurze Zeit, in der ich hier lebte, diese schwierige Sprache niemals erlernen könnte. Da stimmte sie mir zu. Ich freute mich so sehr über diese überraschende Konversation, dass ich einfach drauf losquatschte und ihr er zählte, wo und wie ich hier lebte.

Ich merkte schnell, dass ich eine aufmerksame Zuhörerin hatte, denn sie fragte mich plötzlich: „Do you feel alone?“ Fast fühlte ich mich ertappt mit dieser Frage.

„Yes“ antwortete ich, „sometimes, I feel alone.“

Sie verabschiedete sich wieder und ich wünschte ihr einen schönen Tag.

 

Es ist nicht so, dass man davon ausgehen kann, wenn man einen jungen Chinesen zwischen 20 und 40 vor sich hat, dass der Englisch spricht. Vielleicht kann er, aber er spricht nicht...

Es ist auch nicht so, dass man davon ausgehen kann, dass ein 50jähriger Chinese einen überhaupt nicht versteht. Er kann einen mit Deutschkenntnisse überraschen.

Aber man kann davon ausgehen, dass jedes kleine Kind, dass die erste Klasse besucht, „Hello, I am Lilly. Who are you?“ sprechen und verstehen kann. Die Kleinen sind da mutig und großzügig im Gebrauch, wenn man ihnen zum Beispiel auf dem Flughafen begegnet.

 

Ja mei, da steckst einfach niad drin!

 

 

 

 

 

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Montag 6. Februar

 

 

 

Spaghetti Party

 

Letzten Samstag hatten wir Gäste!!!!

Wir luden unser befreundetes deutsches Ehepaar und unsere Nanny zu Pasta asciutta ein.

Im Supermarkt habe ich importierte Penne Nudeln und Tomatenmark gefunden. Die Saucenmischung a la Knorr von Muttern per Post ist schon vor Tagen eingetrudelt.

Fehlte nur noch das Rinderhackfleisch. Ich hatte im Gefühl, dass das nicht so einfach werden würde.

Tags zuvor mixte ich mit Vanillepudding und Joghurt und chinesischem Gebäck ein Tiramisu zusammen. Espresso war das Originalste daran!

 

Samstag mittag rollte ich also mit meinem Einkaufswagen Richtung Fleischtheke mit einem Handzettel auf dem das Rinderhack auf chinesisch stand.

Méiyóu! Nein! Also kein Rinderhack? Was ist dann das geheckselte vor meiner Nase?

„May I help you?“ 

Ein junger Chinese steht plötzlich hinter mir, als ich mich gerade daran machte, mein Wörterbuch aus dem Rucksack zu holen, um rauszufinden, ob ich vor einem Schweinehack stand.

Er war so nett, mir zu erklären, dass ich für Rindfleisch auf einen Markt gehen müsste, dort ein Stück kaufen und dann in einen Laden gehen müsste, wo es für mich durch die Maschine gedreht werden würde. (puh, was für ein deutsch!)

Alles viel zu kompliziert, deshalb bat ich ihn, 600 Gramm Schweinehack für mich zu bestellen. Hauptsach Hack!

 

Die Sauce habe ich also vorgekocht, damit ich nur noch den Salat und die Nudeln zubereiten musste. Denn wir hatten vor, dass wir vor dem Essen alle in die Stadt fahren wollten, um den Jo zum Frisör und wir anderen zum Opitker zu fahren.

Der Frisör bekam von Nanny alle nötigen Anweisungen und überließen den Jo dann vertrauensvoll dem Haarmeister.

Beim Optiker dachte ich mir, wenn ich jetzt eine imposantes Exemplar sehe, dann kauf ich es. Tja, und es wurde eine Sonnenbrille daraus. Ich bestellte meine Sehstärke für die Gläser und musste dann im Voraus das gute Stück bezahlen. Zum Zahlungsritual gehört Rabatt und das Ziehen zweier Lose. Ich gewann dadurch ca. 20 Euro, die ich gleich in den Gesamtbetrag von 120 Euro einfließen ließ. Als Dankeschön für den Einkauf bekam ich dann noch eine schmucke Schachtel mit Handtüchern darin, als Werbegeschenk der Gläsermarke vom Optikergeschäft.

In einer Woche sollte die Brille dann abholbereit sein. Bin sehr gespannt.

 

Wir hatten einen schönen Abend. Allen hat es sehr gut geschmeckt. 

Jetzt steht noch ein Karaoke Abend aus!

 

 

 

 

 

 

 

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Donnerstag 2. Februar

 

 

 

Keimzelle des starken Guten

Heute ein Impuls an die Familien in Deutschland

 

 

In letzter Zeit kreisen meine Gedanken um Familie. 

Also um das „Potential“ einer Familie.

Eltern und ihre Kinder in einem Haushalt oder erweitert mit Großeltern bzw noch andere Verwandte in einem Haus. Sowas soll´s ja vereinzelt auch noch geben, und macht es nicht gerade leichter, das Zusammenleben.

 

Ich schreib das hier, weil mein Herz fast überläuft davon und ich glaube, dass es den einen oder anderen auf neue und gute Ideen bringen kann.

 

Wir Christen haben einen Gott, der Familie. Das hat Gott so anglegt, als er den Menschen schuf. Es steht in der Schöpfungsgeschichte. Er segnete Mann und Weib und sprach zu ihnen: Seid fruchtbar und vermehrt euch....

 

Wie schwierig es ist, im Alltag Familie zu leben, davon brauche ich hier wohl nicht schreiben, denn das wissen Familienmitglieder wohl besser als ich, die ich keine um mich habe. Und doch glaube ich, dass Familie eine Keimzelle des Guten sein kann. Des starken Guten. Nicht einfach nur gut, je nachdem der Wind weht...

 

Sie ist stark, wenn das Licht in ihr brennt, das Gott gegeben hat durch sein geschriebenes Wort, die Bibel.

Nun werden vielleicht einige denken: Jaaaa, die Bibel gehört zum christlichen Glauben, aaaaber die schlägt doch nur der Theologe auf. Sie ist mir nicht verständlich, wenn ich darin lese. Und wer sagt mir, dass sie wirklich von Gott geschrieben ist...wie soll das gehen? Haben doch so viele Menschen seit Jahrhunderten darin rum geschrieben und übersetzt und Neuauflagen gemacht. Da ist bestimmt das eine oder andere verloren gegangen....

Gehen wir mal davon aus, dass Gott soviel Macht hat und sein Wort bewahrt, unverfälscht, bis zu Letzt!

 

Ein simples Beispiel und so unglaublich einfach kann Glauben leben sein:

Jesus sagt: Wahrlich ich sage euch: Wenn zwei unter euch eins werden auf Erden, worum sie bitten wollen, so soll es ihnen wiederfahren von meinem Vater im Himmel.

Denn wo zwei oder drei versammelt sind in meinem Namen, da bin ich mitten unter ihnen.

Das habe ich heute im Matthäusevangelium 18.19 und 20 gelesen.

 

Ich erinnere mich an meine Kindheit, wie es war, als zur Adventszeit die Familienandachten von der Kirchengemeinde gefördert wurden, in dem sie die Familien dazu aufrief, einmal in der Woche eine Andacht zu Hause mit allen Angehörigen zu halten. Dazu teilte die Gemeinde Andachtsblätter aus, mit Liedern und Texten aus der Bibel und Gebetsanregungen.

Ich liebe noch heute dieses Lied „Wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind...“

Im Kanon wunderschön und so simpel.

Wir versammelten uns am Abend am Küchentisch um eine Kerze und wir Kinder durften die Texte lesen und alle zusammen sangen wir die Lieder und beteten.

Das waren besondere Augenblicke, da herrschte eine andere Atmosphäre.

 

Gott liebt Kinder und er liebt Familien. Und ich frage mich, wenn ich selbst so einen starken Wunsch in meinem Herzen empfinden kann, dass die Familien in Deutschland gesund sind und ihnen das Beste widerfährt und mich hier möglicherweise zum Lachblogger mache. Was muss Gott dann empfinden, der die Familien ins Leben rief und jeden einzelnen Menschen so sehr liebt, dass er seinen einzigen Sohn geopfert hat, damit alle, die an ihn glauben gerettet werden und das Ewige Leben haben?

 

 

 

 

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Irgendwie klappt das Hochladen meiner Texte zur Zeit nicht so gut. Deshalb etwas verspätet die Einträge:

 

 

Samstag 28. Januar

 

 

 

Es hat geschneit...

 

...letztes Wochenede und der Schnee blieb sogar über Nacht liegen. Wir hatten auch Frost am Morgen. Das ist schon sehr kalt für diese Gegend. Gibt es ja hier keine Heizung im herkömmlichen Sinne. Die Leute haben einfach wattierte Haus/Schlafanzüge an...die Frauen in rosa oder rot, die Kinder bunt und die Herren dunkelblau. Man sieht sie manchmal damit auch in der Öffentlichkeit raumlaufen. Ein etwas irritierender Anblick. Vor allem, wenn ein rosaroter Rollerfahrer auf dich zu kommt und du denkst: uups, hat vergessen, sich umzuziehen!

 

Wir frieren nachts in den Betten etwas, ansonsten lassen wir tagsüber die Aircondition im Wohnraum durchlaufen. Das macht hier sonst keiner. Nicht, weil man es sich nicht leisten könnte, Strom ist hier nicht teuer, sondern weil ...weiß ich echt auch nicht. 

 

Mittwoch war der erste Tag nach den drei Feiertagen, wo Jo wieder zur Arbeit gehen konnte. Viele haben die ganze Woche noch frei gehabt. So auch unsere Nanny, die aber erkältet zu Hause war. Wir haben unser Siechtum gut überstanden. Jo ist wieder fit, nach einer heftigen Magen-Darm-Infektion. Ich selbst werde meinen Schnupfen nur schwer los.

 

Wir planen bereits den Rückzug: die Heimreise Mitte März, Wohnungsrückgabe, Spedition ect.

Es ist momentan eine komische Stimmung. 

Es haben sich die Wogen der „Anfangsrebellion“ geglättet. Vieles ist zur Gewohnheit geworden. Man hat sich mit den Schwierigkeiten arrangiert. Hat akzepiert, dass einiges nicht geht und Kompromisse gefunden. Die Einschränkungen im alltäglichen Leben angenommen. 

Es kommt mir so vor, als hätten wir den Boden geackert und Steine weggeräumt.

Im Moment ist es, als wäre es zwar leichter, aber kein Zustand, den man beibehalten möchte. Zu Vieles ist fremd. Zu Vieles wird vermisst. 

 

So freuen wir uns auf Deutschland und werden sehen, was uns dort als nächstes vor die Füße kommt.

 

 

 

 

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Montag 23. Januar

 

 

 

Reiswein und Palinka 

 

So, jetzt haben die Chinesen endlich auch das Neue Jahr.

Samstag Nachmittag bekamen wir einen Anruf, dass wir Sonntag halb elf zum Essen abgeholt werden. Wir wussten bis zuletzt nicht, von wem.

So fanden wir uns mit den zwei rumänischen Kollegen im Haus des Chinesischen BigBoss  wieder, wo er uns herzlich begrüsste und uns mit zu seinen Schwiegereltern nach Hause mitnahm.

Traditionell feiert die ganze Familie bei einem Elternpaar zu Hause. Wir saßen also in einem traditionellen kleinen bäuerlichen Gehöft im Essraum ohne Heizung am Tisch und bekamen urige Gerichte aufgetragen: Lamm gekocht, Rind gekocht, Schweineschwarte gekocht, Garnelen gekocht, nur wenig Gemüse....also nichts für unsern Magen...das war heftig. Dazu Reiswein selbstgebraut natürlich vom Schwiegerpapa. Ich hielt mich an den warmen, nicht so starken Reiswein aus zwei Gründen: er wärmte und er schmeckte. Und Schwups waren wir beschwipst und das Englisch floss mir von den Lippen ohne Nachzudenken...was für ein Zaubertzeugs!;-))

Palinka war das Geschenk von den Rumänen an den Chef. Der wude natürlich, mit ernstgemeinter Vorwarnung auf die Promillezahl 50%, auch ausprobiert. In der Essensrunde saßen die Rumänen, der Chef, ein Verwandter und wir zwei. Im Hof weilten Mama und Papa von Chef und dessen Ehefrau, die zwei kleinen Söhne und ein Onkel.

 

Im Hof wurden auch derweil drei Hennen geköpft, eine flatterte noch ein Stück ohne Haupt, als hätte sie die Flasche Palinka alleine gelehrt....

Sie wurden gebrüht und gerupft, bis sie nackt im Waschbecken landeten, um dort für das abendliche Festessen ausgenommen und herausgeputzt zu werden.

Der kleine Wali, Cheffes Sohn, probierte sich ab und zu am kleinen Piano aus, das neben dem Esstisch stand. Jede Lautstärke, jeder Rhythmus und selbstverständlich mit vollem Fingereinsatz. Ein virtuoses Chaos in unseren Ohren, aber das störte nicht.

 

Puh, wir froren trotz warmen Alkohol. Schade, denn die Unterhaltungen waren interessant und ich genoss es, unter einer Familie zu weilen..

Wir verabschiedeten uns am frühen Nachmittag, wir wurden wieder nach Hause gebracht.

 

Den ganzen Tag flogen vereinzelt Böller. Um Zwölf jedoch gaben Sie ALLES! Wir guckten aus den Fenstern und sahen den Horizont bunt glitzern bei Donner und Rauch.

 

Happy New Year! Twice!

 

 

 

 

 

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Freitag 20. Januar

 

 

 

Nur ein Stück verrückter als wir Deutschen...

 

Um ein bisschen zu Veranschaulichen, was in den nächsten Tagen hier in China los sein wird, habe ich wieder mal für uns im Netz recherchiert und Folgendes gefunden:

 

 

Chinesisches Neujahr 2012 - Das Jahr des Drachen

 

Wenn China das Neujahr feiert, werden die zukünftigen Träume beschworen.

Es soll Glück bringen, Fenstern und Türen zu öffnen, um das Glück während des Festes herein zu lassen und die Lichter in der Nacht brennen zu lassen, um dem Glück den Weg ins Haus zu leuchten und böse Geister abzuschrecken. Unglück vermeidet man, indem keine neue Schuhe während der Neujahrestage gekauft werden, da das Wort Schuh (鞋子, Xiézi) dem Wort für schlecht, böse und ungesund (邪, Xié) sehr ähnlich ist und die Haare während der Festlichkeiten zu schneiden bringt ebenfalls Unglück, da das Wort Haar (髮 / 发, Fà) und das Wort Glück (發 / 发, Fā) dasselbe ist und man sich dieses wegschneiden würde....die Liste ist noch länger.

 

Das chinesische Neujahr (Chinesisches Frühlingsfest) richtet sich nach dem chinesischen traditionellen Bauernkalender und liegt zwischen dem 20. Januar und dem 21. Februar eines Jahres. Es beginnt mit dem neuen Mond des ersten Monats des neuen Jahres. Obwohl in China inzwischen offiziell auch der gregorianische Kalender gilt, wird das Neujahrsfest immer noch nach dem Mondkalender und als traditionelles chinesisches Fest gefeiert. Offiziell gibt es drei freie Tage für die Bevölkerung, die Feierlichkeiten dauern bis zum 15. Tag des neuen Jahres und enden mit dem Laternenfest.

 

Millionen von Chinesen reisen für die Festtage zurück in ihre Heimatdörfer zu ihren Familien und Verwandten. Es ist jährlich weltweit die grösste Völkerwanderung. 

Keine Feier - weltweit - lähmt ein Land dermassen wie das China erlebt mit den Neujahrsfeierlichkeiten. 

 

Die Arbeitermassen (und nicht nur die über 200 Millionen Wanderarbeiter) ziehen von den wirtschaftlichen Metropolen an der Ostküste zurück in die Provinzen. Mit den privaten und öffentlichen Transportmitteln, vor allem den Zügen, werden über 1,5 Milliarden Einzelreisen während der Festtage registriert.

 

german.china.org.cn (22.11.2011)
Viele chinesische Paare wollen ihre Kinder im kommenden Jahr, dem Jahr des Drachen zur Welt bringen, da dieses Fabeltier fuer eine erfolgreiche Zukunft steht. Doch die Eltern, insbesondere die in den Grossstaedten, muessen fuer ihre Drachenkinder um die bereits sehr begrenzten sozialen Ressourcen kaempfen...

 

Auszug aus Wikipedia: Der letzte Tag des Jahres

Die kleine oder im Idealfall auch größere Familie kommt spätestens am Vorabend des Neujahrsfestes (chinesisch 除夕(夜) Chúxī(yè)) zu einem reichhaltigen Festessen zusammen, traditionell mit Hühnchen und Fisch, der jedoch nicht vollständig aufgegessen wird. Das Wort für „Fisch“ ist homophon zum Wort für „Wohlstand“: yú. Es werden dabei in rote Umschläge verpackte Geldgeschenke, im Hochchinesischen hóngbāo genannt (kantonesisch lai si, Hokkien ang pow), an die Kinder verteilt, wobei die Höhe des Geldbetrages von großer Bedeutung ist. Auch jiǎozi müssen für den nächsten Tag vorbereitet werden. Vor Beginn des neuen Jahres zwischen 23 Uhr und Mitternacht verlässt man daraufhin das Haus und nimmt dabei die Spuren des alten Jahres mit sich ins Freie, kehrt jedoch anschließend zurück, um die Fenster zu öffnen und auf diese Weise das Glück des neuen Jahres einzulassen. Nach 23 Uhr setzt auch das Feuerwerk ein und hält bis spät in den nächsten Morgen an. In vielen Städten ist es aufgrund der Brandgefahr verboten.

 

Weiterlesen hier: 

 

http://de.wikipedia.org/wiki/Chinesisches_Neujahrsfest

 

 

 

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Donnerstag 19. Januar

 

 

 

Durchhänger - oder Halbzeitsyndrom?

 

Da frag ich mich, was hat das alles nun gebracht? Was habe ich erreicht? Was habe ich überhaupt getan die letzten drei Monate? Was habe ich angefangen mit so viel ungestörter Zeit? Geschenkter Zeit?

 

Hier muss ich aufpassen, mit welchem Blick ich zurückschaue. Sehe ich auf die sichtbaren oder auf die unsichtbaren Dinge? Schaue ich auf Produziertes oder Konsumiertes?

 

Wenn ich die Liste betrachte, die ich anfangs aufgestellt habe, mit was ich die Zeit hier in China füllen wollte, so habe ich mich mit der Hälfte der Liste beschäftigt. Ist das ausreichend? Ich könnte beschämt betonen, dass ich die andere Hälfte nicht geschafft habe. Waaaas nicht geschafft, bei so viel Zeit? Puh!

 

Wer setzt hier eigentlich die Maßstäbe? Hab nicht ich die Liste geschrieben? Und habe ich sie nicht geschrieben, um mich selbst zu ermutigen und mich für die geschenkte Zeit, die vor mir ist, zu rechtfertigen? Hey, ich häng hier nicht rum und tue nichts!

 

Eigentlich habe ich mir viel vorgenommen, von dem mein rationeller Verstand behauptet: das hättest du mit Konsequenz und Ausdauer schaffen können.

 

Aber der Mensch dazwischen, hat irgendwie Bedürfnisse, die die Ratio nicht mit einbezieht. Diese Bedürfnisse halten auf, brauchen andere Impulse, brauchen hier länger, dort kürzer. 

 

Ich hab versucht, mir keinen Streß zu machen. Mich gerne unterbrechen zu lassen. Bei Unterhaltungen meine ganze Aufmerksamkeit zu schenken. Genussvoll zu beobachten. Menschliche Gestik und Mimik zu interpretieren wenn ich die Sprache nicht verstehe. Auf die Töne dazwischen zu achten. Von zu Hause zu träumen. Mich an schöne Stunden mit Freunden zu erinnern. Mich von frischem Grün im Urwald so richtig sattsehen. Mir das  Türkisblau des Meeres auf meine Gehirnzellen scannen lassen. Die Herzlichkeit der fremden Menschen anzunehmen.

10 Minuten am Tag Gitarre üben. Im Wort Gottes lesen. Emails schreiben. Blogberichte verfassen. Reisen planen. Einkaufen, kochen, putzen, waschen. Meinem Mann eine Gefährtin sein.

 

Ich habe nicht die Hälfte der Bücher gelesen, die wir mitgeschleppt haben (- aber das Buch, das mir am Wichigsten war, habe ich gelesen). 

Ich habe weit weniger gezeichnet und gemalt, als ich vorhatte (- vielleicht kommen die Bilder erst später, wie ich es schon öfter erlebt habe - die Essenz aus allem?).

Ich habe viel länger gebraucht, um die ersten Gitarrengriffe zu spielen (- ein Lied kann ich schon dazu trällern)

Ich habe meine Chinesischkenntnisse nicht erweitert und die Englisch-Lern-CD kein einziges Mal angehört (- die Brocken, die ich kann, haben alle ihren Einsatz gekriegt).

Ich hab mich weit weniger unter die Leute und in die Stadt gewagt, als ich dachte (- dafür waren die wenigen Vorstöße immer gehaltvoll)

Und mehr Zeit am Computer und im Internet vertan, als angemessen (- das kann man ändern!)

 

Noch zwei Monate...;-))

 

 

 

 

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Samstag 14. Januar

 

 

 

Chinesisches Neujahrs-Festival

 

Gestern wurden wir von der Firma zum Neujahrsfestival geladen, welches jedes Jahr zur selben Zeit stattfindet.

Es hiess, ich sollte mich um halb Fünf bereithalten zur Abholung nach XiZhou, wo wir Jo von der Arbeit aufpicken und erst mal zum Essen in unser früheres Hoteldomizil eingeladen werden.

Wir bestellten im Restaurant unsere Gerichte und saßen bereits bei Bier am Tisch, als unser christlicher Kollege plötzlich mit unseren drei rumänischen Kollegen auftauchte und einen größeren Tisch für uns alle besorgte.

Das ist immer so, es passieren meistens solche Überraschungen. Es ist natürlich viel lustiger in einer Vielzahl zu speisen, als nur zu Zweit.

Es dauerte auch nur zehn Minuten und Mr. L kam hinzu, der dem Englischen mächtig ist und uns mit seiner lustigen Art wie immer zum Lachen brachte.

Der dann auch den Fahrer anrief, um uns alle in eine riesige Werkshalle zu schaffen, in der bereits 2000 Leute versammelt vor einer beleuchteten Bühne saßen.

 

Uns allen wurde ein Platz in der ersten Reihe bei heißem Tee und Früchten zugewiessen und einer Plastikklatsche, mit der man wunderbar die drei Plastikhände am Stil durch heftiges Schütteln bequem klatschen konnte.

 

Die Show war schon im vollen Gange. Wie im Fernsehen!

Wenn man das chinesische Fernsehen verfolgt, kristallisiert sich die Art von Shows bald heraus, die die Chinesen lieben.

Es gibt immer zwei Moderatoren. Eine junge hübsche Frau in rauschendem Abendkleid (Kleider, die ich mit einer Freude meinen Barbiepuppen anzog und träumte....) und ein junger Mann in schwarzem peppigen Anzug und Föhnfrisur (like Ken;-)).

So auch gestern Abend. Die zwei moderierten mit Mikrofon und weissen Ansagekärtchen in der Hand, professionell den Ablauf der Show.

Zuerst wurden nacheinander die besten Mitarbeiter der verschiedenen zusammengeschlossenen Firmen in Gruppen auf die Bühne gerufen und mit einem roten Urkundebüchlein ausgezeichnet. Es gab glaube ich, fünf solcher Aufrufe. Als unsere Firma dran war, war unsere Nanny bei der Auszeichnung dabei und ich konnte sehen, wie ergriffen sie war und mit den Tränen kämpfte. Wir waren in diesem Moment richtig stolz auf sie und freuten uns über ihren persönlichen Erfolg. So weit wir das verstanden haben, geht mit der Auszeichnung auch ein Bonus einher.

 

Dann folgten verschiedene Einlagen: Gesang, Tanz, Karate, Schauspiel...performed by the campanymembers. Sie hatten wohl die Wochen zuvor teilweise in den Büroräumen mittags geübt, wo man ab und zu sehr komische Geräusche vernahm.

 

Die Krönung des Spektakels ist die jährliche Tombola, bei der man als Hauptpreis das neue i-Pad 2 im Wert von 400 Euro gewinnen kann, gefolgt von Digikamera, Bettdecken und so weiter.

Nanny erzählte uns, dass sie letztes Jahr bis zum Schluss durchhielten, jedoch nichts davon abräumen konnten.

 

Um halb neun waren wir dann durchgefroren und streichten die Segel.

Schön wars.

 

 

 

 

 

 

 

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Donnerstag 12. Januar

 

 

 

Hui, die Zeit rinnt davon...

 

Halbzeit Leute! Nur noch drei Monate so wie es aussieht...keine längere Verlängerung als ein Monat. Das heisst, wir kommen spätestens am 5. Mai und frühestens am 6. April zurück. Das passt!

 

Das „Weihnachten“ der Chinesen hat begonnen: Chinesisches Neujahrsfest. Im Supermarkt ist alles mit roten Lampions und Bannern und chinesischen Papierdekor in rot und gold geschmückt. Der Markt quillt über von Süssigkeiten aller Art und Snacks, wie bei uns, wenn uns die Weihnachtsauslage bei Aldi auf den Kopf fällt.

 

Bei einer Einkaufsrunde vor zwei Tagen stand ich vor einem Regal mit Thermoskanne, die ich mir etwas genauer angeschaut habe, weil ich überlegt hatte, ob ich eine hübsche für mich finde. Die Sorten an Thermosbechern, muss man richtig sagen, sind vielfältig in Design und Größe. Also ich steh vor dem Regal, als sich plötzlich drei Männer von rechts kommend in mein Sichtfeld schieben und bückend nach etwas bestimmten suchen. Irritiert gehe ich einen Schritt zurück und zur Seite, damit die Herren richtig Platz haben und beochachte was passiert. Sie diskutieren laut durcheinander während sie einen kleinen Becher in militärlook aus dem Regal fischen und betrachten. Hm.

 

Heute stehe ich an der Kasse an und hab Zeit mir den rot-goldenen Bannerschmuck, der auch an den Kassen aufgeklebt ist, genauer zu studieren. Aha, ein Drache in der Mitte und  chinesische Schriftzeichen rundherum.

Dann fällt mein Blick auf einen kleinen Thermosbecher auf dem Warenband, von der Dame vor mir. Das Militärding mit dem Wort Dragon drauf.

 

So, kombiniert? Seid ihr dabei?

 

2012 - Das Jahr des Drachen!

Deshalb wollten die Männer genau den Becher haben und keinen anderen. 

Es gibt ausserdem tausend Regeln, die man zum Beginn eines neuen Jahres beachten muss, damit auf keinen Fall Unglück über einen kommt - sondern besser ein BMW, Reichtum, Glück und Gesundheit und ?

 

Zu dieser Zeit ist es Sitte, dass alle auswärtsarbeitenden Leute, zu diesem großen Familienfest über tausende von Kilometern nach Hause reisen. Per Flugzeug, Zug, Taxi, Tuktuk, Roller.... alles was irgendwie fährt. Man muss sich vorstellen, dass ganz China kreuz und quer durchs Land auf den Beinen ist und die Tickets für Transportmittel sehr begehrt und knapp sind. Eine Zahl: 34 Mio. Menschen alleine mit dem Zug unterwegs.

Heute nachmittag habe ich eine vierköpfige Gruppe gesehen, die schwer bepackt mit den obligatorischen rotblauweisskarierten riesigen Plastiktaschen beladen die Strasse entlang marschierten und in die kleine Siedlung gegenüber einbogen. Ein Mann dieser Gruppe schob seinen Roller nebenher. 

 

So sieht das also aus, wenn einer heimkehrt.

 

 

 

 

 

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Montag 9. Januar

 

 

Manila - auch eine Stadt, die niemals schläft

 

Drei Tage waren wir in dieser Metropolis unterwegs. Zwei davon mit unseren deutsch-philipinischen Freunden. 

Mit Carlos und seinen Kindern haben wir die spanischgeprägte Altstadt besichtigt und haben von dort aus mit allen möglichen öffentlichen Verkehrsmitteln die ganze Stadt umkreist. Wir hatten uns sehr viel zu erzählen und es kam mir so vor, als flögen wir in ständiger Unterhaltung von einem Ort zum anderen (das war lustig und tat soooooo gut)!

 

Erst mit der S-Bahn, dann mit einem der Tausend silberverzinkten Jeepnys. Mit dem Tricycle fuhren wir in eines der vielen Slums, in dem unser Begleiter acht Jahre mit seiner Familie gelebt hatte. Er zeigte uns sein Recyclingprojekt vor Ort und das frühere Wohnhaus, in dem jetzt Jungendliche aus einem christlichen Hilfsprojekt wohnen.

 

Der Name der christilichen Organisation war mir sehr bekannt und ich erzählte Carlos, dass ich einen Jugendlichen aus dieser Gruppe als Patenkind unterstütze. 

Für Carlos und mich eine große Überraschung und er telefonierte sofort mit dem Hauptbüro und fand heraus, dass mein Patensohn gerade dort im Unterricht sitze. 

Auf die Frage, ob ich ihn treffen möchte, konnte ich nur ganz aufgeregt nicken. 

Also zogen wir weiter durch die engen Slumgassen, vorbei an Mütter mit Kindern, kleinen TanteEmmaLäden, Jugendlichen und Kleinkindern die uns neugierig betrachteten. Menschen, die fröhlich „Happy New Year riefen und Männer, die Carlos kannten und ihn herzlich begrüßten. Auch kleine Mädchen, die ihre kleinen Händchen aufhielten, um einen Peso zu ergreifen.

 

Wie beschreibt man einen Slum, den man in weniger als dreissig Minuten wieder verlassen hat?

 

Unser Treffen mit meinem Patenkind war eine echte Überraschung für alle Mitarbeiter und vor allem für ihn selbst. Der achtzehnjährige Jagna wusste gar nicht recht, wie ihm geschieht. Aber ich denke, unsere Begegnung hat in unser beider Leben Spuren hinterlassen. Er konnte bis vor zwei Jahren weder lesen noch schreiben. Er lebte auf den Müllbergen Manilas. Heute ist er ein eifriger Schüler und auf meine Frage, wie es ihm gehe, sagte er, es gehe ihm gut. Was will ich mehr?

 

Es gibt auch hier die Viertel, aus denen die Hochhäuser ragen und der Inhalt für viel Geld zu kaufen feilgeboten wird. 

Trotzdem kann Manila ihre Armut nicht mit viel Kraft übertünchen, denn sie platzt aus allen Nähten. 

 

Zurück in China, wo uns 7 Grad Lufttemperatur frösteln lassen, schauen wir mit einem neuen Blick auf den riesigen modernen Flughafen in Shanghai. Erkennen wir die sehr guten mehrspurigen Überlandstrassen, die uns in drei Stunden mit dem Auto bis vor die Wohnung führen. Spüren wir eine völlig andere Athmosphäre eines Landes, das den wirtschaftlichen Aufschwung enthusiastisch als Chance ergreift und wie auf einer Welle über dürres Land reitet.

 

Und was macht Deutschland so?

 

 

 

 

 

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Dienstag 3. Januar

 

 

Ein kleines Stück vom Paradies

 

Unsere Urlaubsinsel Bohol entpuppt sich als ein Ort der absoluten Chilloutarea.

Hier ist alles irgendwie sanft, freundlich, weich, unkompliziert. 

Wenn es auch nicht immer alles gibt, was z. B. Auf der Speisekarte steht, so macht alles andere diesen kleinen Fehler wett.

 

Das Meer ist türkisblau, die Luft tropisch aber erträglich, da Winter.

Wir düsen seit drei Tagen mit einem kleinen Motorrad auf der Insel rum. Wir haben dabei ein Restaurant gefunden, wo es schmackhafte Hamburger bei American Blues Sound gibt. 

Wir fuhren mitten durch den Urwald auf einen Berg. Wir sind mit dem Buffetschiff auf dem Lobocriver geschippert bei Livemusik. Wir haben die Chocolate Hills gefunden, ein kleines Gebiet in der Mitte der Insel in dem viele Hügel wie Warzen aus dem Boden ragen. Das schaut imposant aus, denn runderum sind vereinzelt Reisfelder und riesige Palmenwälder.

 

An dem satten Grün, kann man sich nicht satt sehen. 

 

Heute ist leider schon unser letzter Tag, morgen fliegen wir zurück nach Manila und besuchen unsere Freunde.

 

Also noch mal an einen der schönen Strände und das Meer mit Badewannentemperatur geniessen.

 

Bohol wird einer unserer Geheimtipps sein für gestresste Manager und Leute, die das Reisen lieben und die Fliegerei nicht scheuen.

 

 

 

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Freitag 30. Dezember 

 

 

Flip Flops - A little bit tropic at Bohol

 

In China haben wir gestern unsere wenigen Sommerklamotten und die Flip Flops in einen Koffer geschmissen und sind nach Manila in den Philippinen aufgebrochen.

Reisen ist anstrengend und so sind wir mitten in einem Slumviertel Manilas (davon gibt es wahrscheinlich mehr, als andere Gebiete in der großen Stadt) um 22 Uhr in ein LowBudgetHotel als Stopover-Lösung abgestiegen. Die Einzelheiten erspare ich uns.

 

Am Morgen des nächsten Tages sind wir dann am falschen Terminal ausgestiegen, nachdem uns dreimal versichert wurde, dass das der richtige für den einstündigen Inlandsflug auf die Insel Bohol wäre. Als Euro taucht man ja auf den CheckIN-Schalter mindestens zwei Stunden vorher auf. Hier waren wir dann als fast letzte am richtigen Schalter im richtigen Terminal. Der Taxifahrer, den wir im Laufschritt aus dem falschen Terminal angesprungen haben und mit „Hurry up....!“ unser Ziel entgegen riefen...lachte nur.

 

Jetzt sitzen wir auf der Veranda unseres Urlaubsdomizils mit Blick über das türkisblaue Meer, bei etwa 25 Grad und Bewölkung. Wir sind die einzigen Gäste in diesem brandneuen schlichten Holzbungalow Resort. Ein sehr chilliger Ort. 

 

Die Philippinos haben jedenfalls etwas sehr herzlich, liebreizendes. Das tut gut. Man wird von allen sehr wohlwollend aufgenommen. Und wir können uns wunderbar auf Englisch verständigen. Das tut echt mal gut. Einfach den nächstbesten Menschen etwas fragen, was man wissen will.

 

Morgen ist Sylvester, Leute! Nur noch einmal ins alte Jahr schlafen. Dann schreiben wir 2012! Das alte Jahr Revue passieren lassen, ist nicht schlecht. Meist tauschen Jo und ich schon paar Wochen vorher hin und da Erinnerungen aus und fragen uns, was das Neue bringen mag.

Wieder stehen wichtige Entscheidungen an. Schon sehr bald werden wir uns mit einer eventuellen Verlängerung unseres Chinaaufenthalts auseinandersetzen müssen. Es gibt wie immer so viele Möglichkeiten und den richtigen Weg im Dickicht zu finden ist die Herausforderung. Ja, und was wir uns wünschen...fürs Neue Jahr? 

 

Ich möchte mich gerne weiterhin darin üben nicht zu verpassen, das zu tun, was vor meinen Füssen ist. Dabei Frau Wankelmut und Herrn Zweifel immer öfter zeigen, „wo da Bartel an Most holt...;-))“

 

Guad‘n Rutsch!!!

 

 

 

 

 

 

JOE SPEAKIN‘

 

Ich dachte eigentlich, dasss ein Bedarf an Abenteuern fuer heuer gedeckt waere.

Freute mich auf europaeische Gesichter und Tourismus.

Nun sind wir wieder im einheimischen Viertel gelandet, wo man sich wie ein Alien bewegt.

O mei...

Aber wir werden das Beste daraus ziehen.

Als Fremder unter Freunden.

 

Gruesse

Die intergalaktischen Reiter

 

 

 

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Samstag 24. Dezember 

 

 

HEILIG ABEND

 

Weil Weihnachten ist, hat unser christlicher Kollege aus der Firma darauf bestanden, dass wir zusammen mit unserer Nanny, ihrer Schwester und ihm zum Abendessen eingeladen werden. 

Er erklärte uns am Tisch, dass alle Ausländer der chinesischen Firmengruppe heute in Ningbo zum Feiern eingeladen sind, zusammen mit den Generalmanagern und ihren Familien. 

Also hatten wir unsere kleinere privatere Feier in Dangshan in einem Viersterne Hotelrestaurant. Es gab Lobster roh mit Wasabi und gekocht mit lecker Soße, Meeresfrüchte aller Art, Tiefseefisch, Gemüse, eingelegten Rettich, Spargel, Süße Klebreishäppchen, geröstete Nüsse, frischgesafteten Karotten-Apfel-Saft und köstlichen französischen Rotwein dazu. Zum Abschluss Wassermelone und grünen Tee.

Wir hatten viel Spaß miteinander.

 

Nach dem tollen Essen fuhren wir gemeinsam zur örtlichen Kirche, die wir völlig überfüllt vorfanden. Die Leute standen auf dem Vorplatz rum, wo es Zuckerwatte und bunte Luftballons zu kaufen gab.

Die zahlreichen Türen zum Inneren des Kirchensaales waren mit Leuten verstopft. Unser Gastgeber suchte nach einer Möglichkeit reinzukommen, aber die Polizisten liessen uns nicht durch. Das bekam eine Gruppe von Frauen mit. Sie erkundigten sich bei Nanny über uns und schon schnappte die Eine meine Hand und zog mich laut schnatternd über den Seitenflügel ganz nach Vorne durch die Eingangstüre, durch die stehenden Leute hindurch bis zur Ersten Reihe vor der Bühne und platzierte mich auf einen kleinen Plastikhocker zwischen allen anderen Chinesen. 

Und so schnell schauten wir gar nicht waren weitere Plätze neben mir geschaffen, auf dem Sepp und unsere Begleiter sitzen konnten. Wunderbar!

 

Da saßen wir dann, ganz vorne. Auf der Bühne wechselten sich Tanz, Gesang, Pantomime mit einer Predigt ab. 

 

Nebenbei wurden wir vor dem Christbaum als Exoten von den umstehenden Chinesen fotografiert. Andere wollten unsere kleine zerzauste Reisebibel näher betrachten. Die Dame neben mir nahm immer wieder mal meine Hand und drückte sie, sagte was auf chinesisch und endete mit Halleluja. Was ich mit einem nickenden Halleluja bestätigte. 

 

Halleluja, halleluja, das versteht man auf der ganzen Welt!

 

 

 

 

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Freitag 23. Dezember

 

 

 

Nie wieder Klebreis!

 

Ja, ich hab´s versucht. Das Rezept, das nun schon seit vier Wochen in einem Blog auf Erfüllung wartet, habe ich umzusetzen versucht. 

Es ist mir nicht gelungen.

 

Wie kann man Klebreismehl wieder von den Fingern kriegen, wenn es vorher nicht mal zu einem Klumpen zu verarbeiten ist? Was ist das für ein Zeug? 

Erst als ich das Drittel Bröselzeugs, wie vorgeschrieben, zum Kochen ins Wasser schmiss und danach wieder rausfischte - In Einzelteile - und zu dem restlichen Staubbrösel in meiner Schüssel gab, motierte das graugrüne Zeug zu einem klebrigen Matsch, der mich an Alienfilme erinnerte. Warum sind in diesen Filmen eigentllich die Ausserirdischen immer grün?

Mein kaugummiähnliches Gemantsche jedenfalls, wegen dem Grünteepulver, das echt übel roch.

 

Ich entschied, dass ich das Ganze, samt Schüssel in eine Tüte verpacke und zum Müll befördere. 

Ich war echt sauer. Den Spüllappen musste ich erst in die Spüle pfeffern und dann nochmal - mmmmmmmmmmmmmmmmh...........und dann in den Müll!

 

Aber es ist doch Weihnachten! Ach, was soll´s!

 

 

 

 

 

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Mittwoch 21. Dezember

 

 

 

Post ist da!!!

 

Hurra! Heute, heute spitzte was gelbes aus dem Mailboxschlitz! 

Es hat also 15 Tage gebraucht, bis der Großbrief bei mir angekommen ist.

 

Und nu, das Beste! Heute habe ich noch nach Kokosflocken und Puddingpulver im Supi gesucht, ohne Erfolg. Diese Zutaten brauche ich für meine Grünteeklösse. Alles andere habe ich gefunden. Schliesslich improviesiere ich jetzt mit Rosinen, oder so was ähnliches, für die Kokosflocken.  Aber für das Puddingpulver hatte ich keinen Ersatz gekriegt. Und jetzt kommt´s: mein Schwesterherz hat Puddingpulver geschickt!!!!!!!! Mit echter Bourbon Vanille!

Da seid ihr platt was? Ich auch;-)

 

...und Glühweingewürz!!! Das werden wir für Heilig Abend brauchen. Pommes Gewürzsalz, das werde ich heute verwenden! Was haben wir da noch: Brat-und Grillkäuter, Tomaten-Mozzarella-Gewürz, Salatkrönungen...und Schokoherzen. 

Alles, was mein Herz erfüllt...was für ein Weihnachtsgeschenk!!! 

 

Liebe Eva, hast du mich da gemalt, oder bist das du? Egal, ich finde es ist sehr hübsch getroffen. Vor allem das Lächeln auf dem Gesicht gefällt mir. Ich werde dein Bild gleich aufhängen.

 

I´m happyieieieieieie:-))

 

 

 

 

 

 

 

 

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Sonntag 18. Dezember

 

 

Wir waren auf dem Berg

 

Die vielen mit Bambus bewaldeten Hügelketten rund um Xiangshan und entlang der Küste heissen „Elefantenberge“, auf chinesisch eben „Xiang“ (Elefant) „Shan“ (Berg), weil es aussieht wie lauter hinteinanderlaufende Elefanten...mit viel Phantasie. Deswegen bauen die Leute auf große Plätze, große Elefantenkaravanen aus Beton.

 

Auf einem dieser vielen Gipfel thront eine Pagode, die man von Ferne, aus allen Richtungen sehen kann. Als wir das erste Mal im Hotelpark wanderten, guckten wir sehnsüchtig zu diesem Berg rüber und beschlossen, dass wir eines Tages da rauf müssen.

 

Das war gestern. Nanny besorgte uns den Taxifahrer, der kurzentschlossen einfach mit uns den Berg erklomm. 

Es ging einen Betonpfad steil hinauf, durch Bambuswald an einem kleinen Wasserlauf entlang. Nach wenigen Mintuen Anstieg, schwitzten wir schon wie verrückt, bei etwa 8 Grad Lufttemperatur. Die vielen Stufen raubten uns den Atem...vor allem unserem chinesischen Taxifahrer. Der junge Kerl war nicht fit. Er wackelte und mühte jede Stufe, nach Luft schnappend hinter uns her. Der Arme, ich musste natürlich stehen bleiben und auf ihn warten, ich klopfte ihm immer wieder anerkennend auf die Schulter, während er lachte und den Kopf schüttelte. Dann trieb er mich weiter mit einem netten „go, go!“

 

Zweihundert Meter unterhalb dem Gipfel passierten wir einen bewohnnten buddhistischen Tempel, der idyllisch in der Sonne lag, gesäumt von Gemüsegärten. Hinter dem Gebäude erschloss sich plötzlich ein Hochplateau mit einem klaren See und Teefeldern soweit das Auge reichte. Wir querten ein Teefeld und kamen wieder auf einen kleinen Pfad der bis zur Pagode führte. 

Unser Begleiter machte uns auf eine Art Pferch im Gestrüpp aufmerksam. Er meinte, da legen sich Sonne und Mond abends schlafen. Wir konnten aber nur Müll und verbranntes Material erkennen. Beim Weiterlaufen, taten sich in regelmässigen Abständen mehrere solche „Schlafplätze“ auf, bis zum letzten Anstieg hinauf zum Gipfel. 

 

Die Sonne schien, vom Mond war noch nix zu sehen, der Wind war erträglich und so genossen wir die Aussicht auf dem gepflasteren Pagodenplatz. Es war zwar diesig, aber die Belohnung, mal über diese zahlreichen „Elefantenkaravanen“ zu blicken bis zum Horizont, war der Mühe wert.

 

 

 

 

 

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Freitag 16. Dezember

 

 

Taiwan muss ohne uns auskommen

 

Leider sind unsere Urlaubspläne über den Haufen geworfen worden. Jo ist jetzt dringend in der Firma gefragt. Wir wollten morgen nach Taiwan fliegen und Weihnachten unter Schmetterlingen verbringen.

Was nun?

Wenn nicht immer so viele Stunden beim Surfen draufgehen würden, um den passenden Flug und dazu Hotel auf einem Flecken Erde zu finden. Stunden!

 

Jetzt sind wir planlos in China und suchen (Zu)Flucht über Weihnachten/Silveser irgendwo  in Asien, wo man wenigstens ein bisserl Englisch versteht.

 

Eigentlich dachte ich, brauchen wir den Briefkastenschlüssel nicht, deshalb haben wir mit dem Landlord (Vermieter) auch nicht darüber gesprochen. Aber jetzt darf ich mich auf Post aus Deutschland freuen und ich musste den Landlord doch nach dem Schlüssel fragen.

Am gleichen Abend kam er noch und stellte fest, dass er keinen passenden hat. Er hat das Ding einfach aufgebrochen und am übernächsten Tag klingelte es an der Tür und die nette Vermieter-Kollegin winkte mit den Schlüsseln zu dem neuen Schloss.

Jetzt luke ich schon jeden Tag in den Schlitz um zu prüfen, ob die Spicies meiner Schwester schon angekommen sind.

Jaja, Gewürze. Mediterrane Mischungen, um mal richtig Spaghetti Bolognese Party zu zelebrieren. 

 

Unsere Nanny liebt nämlich dieses Gericht und ich auch!

 

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Mittwoch 14. Dezember

 

 

 

Neue und alte Paläste

 

Ich muss euch was erzählen, aber zuerst muss ich gestehen, dass ich immer noch nicht weiß, warum oftmals ein bis zwei Männer in Uniform vor imposanten Gebäuden platziert sind, von denen man den Eindruck hat, dass dort Jahr und Tag niemand ein noch aus geht.

So ein Gebäudemonstrum gibt es gleich bei uns um die Ecke. Es ist noch nicht mal fertig. Der Palastartige Eingang steht vor einer Hochhauskulisse in Rohbau aus der einige gelbe Baukran herausragen. Die Fassaden jedoch tragen bereits das gleiche Braun, wie das Hauptgebäude. 

Und da stehen sie, die jungen Männer mit den schicken dunkelblauen Uniformen, bekappt und mit weißen Handschuhen, jeden Tag bei Wind und Wetter. Mal mit und mal ohne Schirm. Sie salutieren, sobald man die erste Barriere in den Vorplatz überschritten hat und sich dem Eingangsportal nähert. Das habe ich beobachtet.

Aber mir winken sie, mit strahlendem Lächeln und etwas freudig verlegener Körperhaltung winken sie mir zu. Immer, wenn ich vorbei komme, d. h. ziemlich jeden Tag. Und ich winke fröhlich zurück, das gefällt mir so sehr, dass ich mich schon auf das nächste mal freue.

 

Heute war ich zu Fuss in der Stadt und habe mich in ein ziemlich ödes, aber riesiges altes Kaufhaus gewagt. Die meisten Lichter, die in dem zweistöckigen Konsumtempel mit Rolltreppe einst die Hallen hell erleuchtete, waren aus. Entsprechend schlug sich das auf die Atmosphäre nieder. So stelle ich mir in Sibirien ein Kaufhaus vor, das nur ab und zu von bezahlfähigen Gästen besucht wird.

 

Na nun war ich schon mal hier, also schlenderte ich im Erdgeschoß und im 1. Stock im Kreis, den 2. Stock hab ich mir erspart. In den einzelnen Zellen links und rechts des Einkaufsparcours haben sich Frauen mit Ramsch nieder gelassen. Einige hatten ihre Trittnähmaschine dabei, andere strickten, während sie ihr Kind beaufsichtigten. Welch scheinbar trostloser Anblick!

 

Dennoch, kam ich an einer Nische vorbei, in der man Vorhänge verkaufte. Wunderschöne Exemplare. Tolle feste Stoffe in tollen Farben. Ich bin nach kurzem Zögern eingetreten und hab mir die hübschen Muster genauer angesehen. Natürlich nicht ungesehen. Die Verkäuferin war schon neben mir und redete los. Ich zuckte mit den Schultern und erklärte, dass ich Deutsche bin. Dann kamen noch drei Frauen dazu. Alle redeten und lachten. Ich zückte mein Wörterbuch und suchte nach dem Wort „schön“, um ihnen zu sagen, dass ich ihre Ware toll finde.

Sie lasen das Wort und gaben mir zu verstehen, dass ICH „schön“ sei. Sind die nicht nett?? 

Ich hab mal gelesen, dass der „gemeine Chinese“ die Ausländer nicht als schön empfinden kann. Vielleicht denken da die chinesischen Frauen zwischen 30 und 40 anders, denn dieses Kompliment begegnete mir nun zum zweiten Mal. Das hab ich mir gemerkt!;-)hehe.

 

 

 

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Samstag, 10. Dezember

 

 

 

Tote Fische

 

Unseren ersten Fisch haben wir bereits tot gekauft, ausgenommen zu Hause und im Wok in heißem Öl gebraten. 

Beim Kauf wurden wir von der Verkäuferin gelobt: einen guten Fisch haben wir gewählt -  so interpretiere ich den hochgereckten Daumen.

 

Wenn ich an der Fleischtheke vorbei komme winkt mir die Verkäuferin hinter der Auslage schon von weitem zu. So wie es aussieht, finden die Frauen das sehr lobenswert, dass ich selber koche.

 

Jo war sehr betroffen, als er lebende Schildkröten in ein Netzkorsett gezwängt, ihr Supermarktdasein fristen sah, während die Frösche wenigstens in einem Wasserbottich hocken dürfen.

Wir nennen das Tierquälerei, für die Chinesen ganz normal. Die essen einfach Alles!!!

 

So nach und nach werden die Boutiquen des Einkaufszentrums mit Christbäumen und Sternen geschmückt. Das sieht hübsch aus, zumal sie eher auf Silber und Rot stehen, als auf neongelb und -grün. Das beruhigt.

 

Ehrlich, ich würde mich jetzt gerne in Regensburg auf dem Weihnachtsmarkt treiben lassen, mit meinen Freunden Glühwein trinken und mich freuen, dass ich nicht allein auf der Welt bin.

 

 

 

 

 

 

 

Unser Mittagessen heute!

 

 

 

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Donnerstag 8. Dezember

 

 

...das schmeckt aber lecker!

 

Meine neuesten Eroberungen in der kulinarischen chinesischen Küche:

Der Bäcker im Supermarkt backt phantastisches französisches Baguett. Ofenfrisch knusprig!

Mein Reiskocher kann mehr, als nur nackten Reis kochen.

 

Was mich an der Wokkocherei stört, ist das viele Öl, das ich reinschütten muss, damit mir das Zeug bei großer Hitze nicht anbrennt. Das viele Öl muss ich ja dann auch essen.

 

Drum schiele ich immer zum Reiskocher (der wurde uns nagelneu vom Vermieter gestellt, genauso wie der Wok und paar Schälchen) rüber, da koche ich wenigstens ohne Fett.

 

Beim Surfen bin ich dann auf ein paar Ideen gestossen, wie man noch den Reis in diesem tollen Gefäß zubereiten kann. Hier meine eigene Kreation:

 

Man nehme (kaufe, wenn noch nicht im Haushalt - es lohnt sich wirklich!) einen Reiskocher, fülle ihn mit Reis (Menge nach Esser) und entsprechend Wasser, Prise Salz dazu und das Ding zum Kochen einschalten. Der Zaubertopf schaltet automatisch auf Warmhalten um, wenn der Reis gar ist.

Ist der Topf dann im Warmhaltemodus, Deckel auf, Zutaten (Gemüse, Gewürze, Frühlingszwiebeln, Currypasten,...alles kleingeschnippelt natürlich) rein und umrühren. Dabei auch den Bodensatz Reis mit umrühren! Die Oberfläche nun glätten, etwas Öl drauf geben, ein oder zwei Eier auf das Gemisch aufschlagen. Deckel zu und nochmal auf Kochen stellen (max. 5 Minuten). Dann Deckel auf, das Eiweiß ist jetzt weiß und der Dotter noch etwas flüssig, umrühren. Fertig. Nach belieben nachwürzen (Sojasauce hilft immer)!

 

Ich sag euch was, das ist schmackhaft und vitaminerhaltend gegart. Leicht verdaulich und kein Wokfett!!! Es ist ein schnelles und gesundes Zubereiten. 

Idal für ein „Ich-habe-keine-zeit-zum-kochen“ oder als Beilage zu Fisch und Fleisch.

Ich bin begeistert. 

 

Ob Jo das auch so sieht, weiß ich noch nicht. Er liebt gebratene Nudeln!

 

Tipp zur Sojasauce: 

hier zu Lande nimmt man die dunkle Sojasauce zum Kochen. Sie ist kräfig, würzig im Geschmack. Die helle Sojasauce wird zum Dippen in ein kleines Schälchen gefüllt, daneben ein Schälchen mit braunem Essig. Gedippt wird alles, was ohne Sauce auf dem Tisch steht: gekochte Garnelen, Hühnerfüsse, gefüllte Teigtaschen süß oder sauer, süße Klebreisbällchen, Minifrühlingsrollen usw.

 

Hab auch gelesen, dass man mit dem Kocher Brot backen kann. Da muss ich noch genauer recherchieren. Die Möglichkeiten sind noch lange nicht ausgeschöpft!

 

 

 

 

Bei Erkältung Ingwertee

 

Unsere chinesischen Freunde empfehlen bei Krankheit Ingwertee. 

Jetzt ist es so weit. Der Jo hat sich fett erkältet und wir haben ihm Ingwertee eingeflösst.

Man nehme ein paar Scheiben frischen Ingwer, koche ihn in Wasser für 20 Minuten, gebe braunen Zucker oder Honig für die letzten drei Minuten köcheln dazu und trinke ihn wie Medizin. Er wärmt von innen, regt die Blutzirkulation an, hilft bei Übelkeit, Verdauungsbeschwerden und auch vorbeugend gegen Erkältung. 

 

 

 

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Dienstag 6. Dezember NIKOLAUSI

 

 

 

 

 

Tina´s Hausrezept - 10 Minuten Schwitzen

 

Man nehme gedämpften Reis (auch vom Vortag möglich), Ei, Gemüse nach Kühlschrankinhalt - klein schnippeln, so dass es durch braten gar werden kann - und Sojasauce.

 

Schmeisst die Platte an, stelle den Wok drauf, gebe viel Öl rein (muss hoch erhitzbar sein - also kein Olivenöl, Leute!!!) und heisses Öl in der Pfanne schwenken. 

Bei richtig starker Hitze, jetzt den Inhalt des rohen Ei´s in die Pfanne fallen lassen (das ist ein schönes Erlebnis) und mit einem Schieber rumschieben und zerteilen, alles ist sehr heiss, also flott das Gemüse nachrücken - rühren nicht vegessen - dass nix anbrennt. Achtung, das Gemüse in der Garpunktreihenfolge zugeben - was länger braucht kommt zu erst, wie Karotten, Auberginen, Brokkoliröschen....-- Jetzt der Reis - Rühren!!! und dann ein guter Schluck Sojasauce weiter rühren nicht vergessen, dann Flamme aus, abschmecken und eventuell Sojasauce nachgiessen. Fertig!

 

Tip: Tomaten schmecken nicht als Zutat

 

Isst man mit Stäbchen!

 

 

 

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Sonntag 4. Dezember

 

 

 

Reich beschenkter Sonntag

 

Wir wurden ganz herzlich zum Gottesdienst eingeladen.

Bei den täglichen Fahrten zur Arbeit, hat Jo sich mit einem Christen angefreundet. Am Samstag Abend kam er kurz vorbei, um uns zwei nagelneue wundesrchöne Chinesisch-Englische Bibeln zu schenken, damit wir bestens ausgerüstet zum Gottesdienst kommen konnten.

 

So sind wir heute morgen um 8:00 Uhr in der großen Ortskirche auf einer Art Empore in der ersten Reihe gesessen und haben den Gesängen und den Predigten gelauscht, aber so gut wie kein Wort verstanden. Der Dolmetscher verfügte nicht um viele englische Wörter.

Er ist ebenfalls ein Kollege und war bisher noch nie in einem Gottesdienst in seiner Heimatstadt.

Die Lieder, die Predigt, das Gebet alles auf chinesisch, aber zum Glück kennt Gott alle Sprachen und vereint sie in seinem Geist.

Der Chor war ein Ohrenschmaus und ging ins Herz.

 

Die anwesenden Leute schrieben eifrig in ihre Notizbücher, was sie hörten, wie in einer Erwachsenenschule. Es war kaum einer im Raum, der nicht eine Bibel und ein Notizbuch und auch ein Gesangsbuch vor sich auf der Ablage zu liegen hatte. Wir wurden ebenfalls mit Notizbuch und Stift ausgestattet.

Das Predigen überliess man einer Frau, die glaube ich, unter anderem was von Kindererziehung erzählte. Sie erwähnte oft Mama und die Gestik passte dazu.

Zum Schluss standen wir alle auf und beteten gemeinsam das ´Vater unser`. Wir bekamen den Segen, worauf dann alle Leute aufstanden und zum Essen in das unterste Stockwerk verschwanden. Das ist die Kurzfassung. In Wirklichkeit hat das alles seeeeehr lange gedauert. Um halb Elf waren wir erst wieder vor der Kirchentür.

 

Ich fragte unseren geduldigen Übersetzer, ob ihm der Gottesdienst gefallen hätte, darauf meinte er, er wolle das Gebet, das jeder kennt und jeder vor dem Essen betete, lernen und klopfte dabei auf seine ebenfalls nagelneue Bibel, die ihm unser Gönner geschenkt hatte. Ich überlegte, was er da meinte...aber das kann doch nur das Gebet eines jeden Christen sein: Das Vater Unser!

 

Wir bekamen noch eine Führung durch das Gebäude, in dem sich vier Bibelklassen für die Kinder und auch für die Erwachsenen befinden. Toiletten, eine Garküche, ein Turnraum und noch vieles mehr. 

 

Vor der Kirche begrüßte uns der Pastor persönlich und lud uns ein, jeden Sonntag zu kommen und wenn wir irgendein Problem hätten, wir es ihm sofort sagen sollten.

Unser netter Kollege machte noch Fotos von uns vor dem imposanten Kirchengebäude.

 

Natürlich lud uns der Kollege und seine Frau zu sich nach Hause zum Essen ein. Es  gab Meeresfrüchte und Gemüse, und große dicke Erdbeeren. Mit einer Tasche voll Obst und einer Flasche Rotwein als Geschenk, fuhr er uns zurück in unser trautes Heim.

 

Was für eine Gastfreundschaft?!

Der Dolmetscher hat uns verraten, dass unser Gastgeber heute um 6 Uhr aufgestanden ist, um für das Mittagessen einzukaufen.

Am Mittagstisch fragte er uns, was wir trinken wollten. Wir wünschten uns einfach Tee. Er fragte wieder und wieder und beschloss, dass wir Cola trinken wollten. Plötzlich verschwand er zur Tür raus und kam nach zehn Minuten mit drei flaschen Cola zurück. Es sollte uns an nichts fehlen. Seine Frau stand die ganze Zeit in der Küche, während wir drei  uns mit seiner kleinen Tochter den Bauch vollschlugen. Erst, als wir fast fertig waren, setzte sie sich dazu und aß.

 

Der kleine Wildfang, seine Tochter, spielte hervorragend auf einem riesigen Klavier ein Lied nach dem anderen.

 

Schön wars.

 

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Samstag 3. Dezember

 

 

 

Vom Rüberschielen...bayerisch: „ummeschaigl´n“

 

Es hat auf 4-8 Grad abgekühlt und es pfeift ein starker Wind. Aber die Sonne kommt raus und wärmt, wo er nicht bläst.

 

Jogging im Compound, zweieinhalb Runden, das passt doch! Beim Rumlaufen haben wir entdeckt, dass viele Reihenhäuschen, die übrigens sehr hübsch sind, (alle dreistöckig mit Terasse oder Wintergarten auf dem dritten Stock/Dach) noch gar nicht ausgebaut sind oder bezogen. Heute haben wir auch schon das am schönst platzierteste Häuschen auf dem Gelände einstimmig erkoren. Es ist noch nicht ausgebaut.

Dass man immer liebäugelt, mit dem was man nicht hat und nicht auf das schaut, was man schon hat? Kann man sich doch viel leichter freuen, als über das was man nicht hat.

Unlogisch!

 

Also unser Domizil ist echt okay, ich bin froh es so gut erwischt zu haben. Wenn ich nämlich aus dem Küchenfenster schaue, sehe ich in etwa 400 Meter Entfernung ein Häuschen aus Stein, das Dach zwar eingedeckt mit blauen Ziegeln aber es hat Löcher. Der Eingang und die ganze Frontseite ist überdacht, dort hängt die Frau ihe Wäsche auf. Wo sie sie wäscht? In einem nahen Bach vielleicht? Sieht nicht so aus, als hätte sie eine Waschmaschine. Das Gemüse putzt sie gemeinsam mit einer anderen Frau (ihre Mutter?)vor der Haustüre. Ein kleines Kind schleppt sie auch auf ihren Hüften mit rum. Neben dem einigermassen passablen Wohnhäuschen steht eine Art Schuppen aus verschiedensten Materialen: roten Ziegeln, Wellblech, Pappe, Brettern, Plastikfolie. Hinter dem kleinen Anwesen erstreckt sich Baugebiet. Brachland, das mit Unkraut überwuchert ist. Dazwischen findet man aber kleine Flecken, die mit Gemüse bepflanzt sind. Kleine Gärten, in denen den ganzen Tag jemand gräbt und pflanzt und der Erde Leben abtrotzt.

 

Direkt neben dem Compound und also unter unserem Küchenfester, wird eine breite Strasse gebaut. Jeden Tag stehen da die selben Arbeiter und Arbeiterinnen bei Wind und Wetter und räumen den herangebrachten Schottermix mit Harken und Schaufeln auf die Breite der Strasse auseinander. Unermüdlich wie die Ameisen mit nur einer Mittagspause, plaken sie sich zu Acht Meter für Meter vorwärts, während ein Trike mit Ladefläche den Dreck herankarrt und ablädt.

 

Der Jo meint jeden Tag dazu: Hoffentlich bekommen sie einen angemessenen Lohn für diese Schinterei!

 

 

 

 

 

 

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Mittwoch 30. November

 

 

 

Der Wind pfeift...

 

...vom Meer her mit leichtem Sprühregen ums Hochhaus. Entsprechend singen die Fenster ihr Lied dazu. Jede Ritze ein Ton. Gar schaurig wirds einem, wenn man sich den Geräuschen hingibt und an eine Gegend wie von Hänsel und Gretel denkt...der dunkle Wald, die Brotkrumen auf dem Weg, Hänsel ganz angespannt und sich seiner Aufgabe wohl bewusst, seine Schwester fest an der Hand...uuuuuhhh.....!

 

Ich habe mir ein Fahrrad gekauft - im Supermarkt - wo sonst?!

Es ist sehr chinesisch, das heisst es ist in sich instabil und eiert rum. Der Einkaufskorb am Lenker ist aus Plastik und hat heute gerade noch zwei 1,5 Liter Flaschen transportiert, dazu noch eine Einkaufstüte. Auf den Gepäckträger klemmte ich das Minibügelbrett, welches man ganz praktisch auf einem Tisch aufbaut zum Bügeln. Beim Aufladen, wäre mir dann das ganze Gebäude fast umgefallen - Übergewicht!

Tja, und beim Losfahren stellte ich fest,  dass der Sitz zu niedrig eingestellt ist. Beim testen dachte, ich der passt! 

 

Es heisst Giant und es schimmert herrlich blaugrau, ähnlich einem Esel. Es hat keine Schaltung, dafür einen Ständer, der zurückschnellt, wenn man mit dem Fuss auf einen Hebel dagegentritt. Es hat ein Schloss angebaut, damit nur ich damit fahren kann...was will man mehr?

 

Die Verkäuferin war sehr nett und hat mir, glaube ich, alles sehr genau erklärt, nur habe ich nichts davon mitbekommen. Als wir mit einem Heftchen mit aufgeklebter Seriennummer und Kassenbon zu einem separaten Schalter gingen und sie wieder sehr viel redete und dabei den Kopf oft nickte, dachte ich mir, dass ich da jetzt eventuell eine Garantie ausgestellt bekomme und schlug in meinem kleinen Wörterbuch, das Wort „Garantie“ nach, welches ich ihr dann unter die Nase hielt. Sie war begeistert: jawohl, eine Garantie ist das! Schulterklopf und hefitges Nicken! 

Habe ich also richtig kombiniert!

 

Zu Hause legte ich dann voll motiviert meine Lern CD ein und übte noch ein paar Schriftzeichen mit Pinsel und Tusche. Jetzt kann ich ...äh, habs vergessen...doch: Stockwek heisst „lou“! „Liu lou“ heisst 6. Stockwerk...da wohnen wir;-)!

 

 

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Dienstag 29. November

 

 

 

Ein gewöhnlicher Vormittag?

 

Um kurz nach halb acht sammelt der Aufzug die Ehepaare aus den Wohnungen in unserem 5. Hochhausgebäude und befördert sie nach unten. So war das heute morgen, als ich mit Jo zusammen aufbrach. Er in Buisnesskluft und ich in Joggingklamotten. Wir stiegen in einen noch leeren Aufzug im 6. Stock, dann fuhren wir zum 8. Stock für ein Pärchen und zurück zum sechsten für unsere Nachbarn, weiter zur 5. Etage für einen weiteren Herrn. Offene Neugier knisterte in uns allen während wir lächelnd und schweigend nach unten sausten. Dann stiegen welche ins Auto, einer auf einen Roller, Jo spatzierte zur Schranke, wo sein Kollege, auf ihn wartete und ich versetzte mich in leichten Trapp, links abbiegend, voran hinter die Hochhausgebäude im Compound. 

 

Es war schon sehr schwülwarm in der Früh so dass ich im T-Shirt bald schwitzend das realtiv große Areal um mich herum erkundete. 

Da sind ca. 12 indentische Hochhäuser in einer Zweierreihe und leicht versetzt angelegt. Desweiteren haben sich vier Reihen mit je 8 oder 9 zweistöckigen Häuserblocks hinter den Hochhäusern angesiedelt. Alle indentisch und pro Block drei Reihenhäuser zusammengeklebt. Jedes Reihenhaus hat einen kleinen Vorgarten und eine Grünfläche an der Rückseite. Das macht alles einen edlen Eindruck. Entsprechend stehen Porsche, BMW, Audi und Beatle vor der Haustüre, welche um diese Zeit ihre Parkplätze verlassen. Mitten in dem Ganzen wurde eine kleine Oase mit Wasser und Bäumen und Brücken gezaubert...wo ich sogar Vögel beobachten konnte. 

Das  gefällt mir.

 

Später hatte ich noch ein Date mit dem Bankautomaten, leider gibt der nicht so viel her als er sollte. Das ist ein echtes Problem, da wir eine große Summe (15.000 Yuan) am Wochenende an den Vermieter für Kaution bezahlen müssen. Pro Kredtikarte erhalten wir nur 1000 und beim Zweiten mal reinschieben weitere 800. Es sollten aber 2500 laut Bank möglich sein.

Jetzt werde ich jeden Tag mit dem Taxi zum Automaten müssen bis wir die Summe beisammen haben.

 

Ich war auch schon wieder im Supermarkt. Ja;-))

Das letzte mal holte ich mir an der Frischwarentheke zwei Octopusspieße. Diesmal lachten mich gefrorene und gepulte Garnelen an (lebende kann ich echt nicht..), aber die lagen da offen in der Auslage mit einer Schaufel zum entnehmen, nur keine Tüte und was viel hilfreicher gewesen wäre, keine Servicekraft, die sonst so praktisch an der Waage daneben steht und eventuell meine Absichten verstehen könnte. Also zog ich ohne Garnelen weiter.

An der Garecke, hätte ich gerne einen frischen Dumpling gekauft (eine Dampfnudel mit versch. Füllungen), aber mir wurde keine Beachtung geschenkt während das Mädel neben mir ihren Wunsch erfüllt bekam und mit zwei solchen Dingern in der Tüte abzog. Mir fehlten...die Worte...im wahrsten Sinne. Ich stand noch eine Weile da, aber die mit weißem Mundschutz verhüllte Köchin räumte in aller Ruhe ihre vollen Backbleche von einem Ofen in den anderen. Ich überlegte, ob ich einfach Grunzen sollte, um irgendeinen Laut von mir zu geben....

 

Auf der anderen Seite des Garstandes schnappte ich mir eine abgepackte Version dieser Dumplings und beschloß, dass ich sie heute zur einer Blumenkohlsuppe reichen werde.

 

Bis jetzt habe ich immer ein Tuktuk erhaschen können, wenn ich aus dem Supermarkt mit vollen Taschen komme und dem ich dann meine Adresse auf chinesisch vor die Nase halte. Ich hoffe dass das so bleibt, denn das Wetter soll morgen von 22 Grad auf 16 Grad und Regen umschwenken.

 

Apropos volle Taschen...die Chinesen denken echt praktisch. Ich hab mir im Supi eine aus Platikgewebe genähte Tasche mit zwei Rollen unten dran gekauft, mit der ich jetzt die schweren 1,5 Liter Wasserflaschen ganz gemütlich hinter mir herziehen kann. Sie lässt sich in leerem Zustand einfach zusammenrollen, wie eine Strandmatte und sie hat ein schickes braun-beiges Karodesign. 

 

Dieses Ding stimmt mich echt happy!

 

 

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Montag 28. November

 

 

 

Alles neu...

 

...neue Umgebung, neue Wohnung mit neuen Möbeln, neue Aussichten, neue Herausforderungen, neues Leben!

 

Wir sind am Samstag umgezogen! Vom nicht schönen Hotelzimmer in eine schon schöne 4- Zimmer-Küche-2 Bäder-Balkon-Luxuswohnung mitten in einen Hochhauscompound, in dem wir das letzte Hochhaus hinten links, Gebäude 5, Etage 6 mit Aufzug bewohnen.

 

Der Vermieter wartete schon auf uns, als wir um 10 Uhr mit unseren Kisten vor der Tür standen. Er und seine Begleiterin halfen uns beim Schachtelschleppen, Internet einrichten, sie fuhren uns zur Bank und zum Einkaufen und sogar wieder zurück. 

Nanny übersetzte alles, auch den Vertragsabschluss. Wir drückten 500 Euro ab gegen eine handgeschriebene vorläufige Bestätigung. Für die Kaution müssen wir noch Geld besorgen - der Automat gibt nicht immer viel her.

Alles echt easy gelaufen.

 

Und zur Krönung dieses bedeutenden Ereignisses hatten wir auch noch unseren 6. Hochzeitstag zu feiern. Also ließen wir uns Abends von einem Taxi, das unsere Nanny organisierte, zum Buffetessen in ein gutes Hotelrestaurant fahren. 

 

Was für ein Tag!?

 

Es hat sich schon rumgesprochen, unter den ausschliesslich chinesischen Bewohnern, dass wir hier eingezogen sind. Heute wurde ich gefragt, in welchem Gebäude ich wohne, als ich vom Einkaufen zurück kam. Das hab ich zuerst nicht verstanden, aber ich habe mir den Satz so lange vor mir her gesagt, bis ich in der Wohnung war und die Laute im Wörterbuch nachschlagen konnte.

 

Einkaufen ist wichtig, sonst kann man nix zu Essen machen. Der nächste Supermarkt, eine Neueröffnung und in allem Munde, liegt etwa 10 Minuten zu Fuss weit weg. 

An der Eingangstüre steht: 365 day´s a year open. Also haben wir am Samstag und Sonntag unsere nötigen Dinge für die Wohnung dort geholt. Wir sind wirklich die einzigen Ausländer weit und breit. Deshalb schauen auch alle, wenn wir auftauchen und gucken in unsere Einkaufswägen und lauschen interessiert, wie wir mit den Verkäufern reden. Dabei lachen alle viel.

Lustig...

 

Nichts was du tust bleibt ungesehen....:-))!

 

 

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Mittwoch 23. November

 

 

 

 

Die neugierige Linse und ich;-)

 

Liebe Leser,

Heute bin ich mit der dicken Fotokamera von Jo durch meinen persönlichen Lieblings -Ortsteil von XiZhou spaziert, um ein paar Eindrücke für euch einzufangen. 

 

Ich bin keine Fotografin! Meine Leidenschaften liegen eher wo anders. Ich habe mir lediglich gemerkt, was Jo in seinen Instruktionen an mich beim verwenden dieses Apparates gesagt hat. Äh, Blende auf mindestens 200 aufmachen. Ich weiß grad noch, wo das Rädchen für die Blende ist. So bin ich also los mit einer schweren, vor meinem Bauch baumelnden schwarzen „neugierigen“ Kamera.

 

Aaaaaaber, ich bin echt überrascht, wie schön die Fotos geworden sind. Fast hat mich beim Knipsen eine Art Sensationsfieber gepackt, hehe!

 

Bei einem scannenden Blick in die engen Gassen und dunklen Ecken, in die kleinen Schaufenster und die zahlreichen finsteren Garküchen, hätte ich mich am Liebsten unsichtbar gemacht. Ich denke, da dringe ich mit meiner Linse (der neugierigen) in anderer Leute Privatsphäre ein. Man will ja nicht unverschämt sein. 

 

Also habe ich ein paar mal die Personen vorher gefragt, ob ich sie fotografieren darf. Immer wird dann gelacht und der Mann mit dem Kleinkind auf dem Schoß lief mir sogar noch nach. Er redete unentwegt und zeigte mit seiner Hand die Zehn. Also entweder wollte er mir sagen, dass der Kleine zehn Monate alt ist - kommt das hin? Frage an die Mütter unter euch! - oder er wollte zehn Yuan fürs fotografieren. Keine Ahnung.

 

In der Markthalle war nicht viel los, und so habe ich mit meinem Blitzlicht auch gleich die volle Aufmerksamkeit der Standfrauen bekommen. Die lachten und winkten ab, was ich als  sehr entspannend empfand. 

Beim Verlassen der Halle kam ich an einer kleinen Ecke zu stehen, in der eine Frau und ein Mann über einen Tisch gebeugt seltsames Gebäck sorgfältig in quadratisches feines Butterbrotpapier einpackten. Die fertigen viereckigen Teilchen wurden von einer langen „Teigwurst“ abgeschnitten. 

Als ich so interessiert auf den Arbeitstisch der beiden lugte, bemerkte mich die Dame und hielt mir ein Stück, das sie gerade einzufalzen in Begriff war, auf dem Papierchen entgegen. Ich bedankte mich sehr und nahm das Geschenk an. Ich schnupperte etwas daran und so wie ich es zwischen die Finger nehmen wollte, um abzubeissen, so zerfiel es auch schon in vier kleinere Stückchen. Es sah aus wie mehrmals gefalteter hauchdünner Teig, der Lage für Lage mit süsslichem Staub bepudert wurde. Es schmeckte leicht süsslich, hatte aber keinen richtigen Eigengeschmack. Allerdings stellte ich fest, als ich alles verputzt hatte, dass man nicht viel davon Essen kann - ähnlich wie Konfekt - sehr üppig!

 

Mit dieser neuen Bilderflut habe ich auch prompt meinen kostenlosen Beepworld Support gesprengt (darf hier nur 40 Bilder hochladen). Aber Dank Flickr konnte ich die Slideshow extern einfügen. Ich hoffe das klappt so gut wie bisher. Lasst mich wissen, wenn es irgendein Problem damit gibt.

 

Enjoy!

 

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Dienstag 22. November

 

 

 

Ingredienzien

 

 

Der Jo ist nach Shenyang geflogen und meldet Schneematsch. Shenyang liegt an der Nordkoreanischen Grenze. 

Hier in XiZhou scheint die Sonne und es hat wieder um die 18 Grad...passt oder?;-)

 

Bei meiner heutigen Einkaufstour im Ort, habe ich Klebeband für die Umzugskartons, ein Schreibheft für Schreibübugen der chinesischen Zeichen, Saft und beim Bäckerladen Kuchen ergattert, mein Mittagessen. Dabei hab ich ein Gebäck gekauft, das so aussieht, wie unsere Krapfen. Beim reinbeissen stellt sich raus, dass es im Prinzip auch einer ist. Nur mit Dattelmussfüllung und braunen Zucker statt mit Puderzucker bestäubt.

Die Bäckerin fühlt sich immer sehr geehrt, wenn ich komm. Sie gibt mir immer ein Teilchen Gratis in die Tüte und dann lernen wir das Zählen auf Chinesisch bzw. Englisch für sie.

Diesmal stand eine ältere Frau dabei, die immer lautstark dazwischen redete und mich dabei direkt anschaute. Aus der Gestik der Bäckerin schliesse ich, dass sie versucht hat ihr zu erklären, dass ich kein Chinesisch spreche und somit auch nicht verstehe, was sie mir sagt. Zum Abschied winken sie mir mit „Byebye“!

 

Seit ich weiss, dass ich in Kürze für das Kochen zuständig sein werde, halte ich in jeden Lebensmittelladen nach möglichen Gewürzen und Ingredienzien ausschau, die ich kenne und verwenden könnte, um schmackhafte Gericht zaubern zu können. 

Diesmal hab ich zum ersten Mal Pfeffer ausfindig gemacht. Ich dachte schon es gibt hier keinen;-) Meist sind die Sachen in chinesischer Unkenntlichkeit, für den Euro, in buntem Plastik eingepackt. Der Pfeffer stand aber als Pulverform im Galsstreuer im Regal und es stand auch Pepper drauf. Das war aber auch die einzige Gewürzart, die dort in der Auslage war.

 

Ich freu mich schon auf meinen ersten selbstgebrauten Latte Macciato mit unserem mitgebrachten Lavazza Espresso Pulver und mit unserer Espresso Clio auf Gasflamme erhitzt.

Das wird ein Fest!

(Bisher konnte ich nur zwei unbekannte Kaffeemarken entdecken. Das Mittel der Wahl ist löslicher Nescafe) 

 

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Sonntag 20. November

 

 

 

Der Herbst ist eingezogen

 

Heute Morgen hat es 13 Grad und ein bisschen Sonne. Die letzten zwei Tage hat es nur geregnet bei etwa 18 Grad. Und die zwei Tage zuvor war es tropisch schwülwarm bei etwa 22 Grad. Entsprechend schwer tut sich der Kreislauf mit dem wechselnden Luftdruck. Jo und ich wechselten uns mit Kopfweh ab.

 

Wenn ich über den schönen Bambuswald blicke, kann ich ein paar verfärbte Stellen erkennen, aber ich kann mir nicht vorstellen, dass er sein grünes Kleid abwerfen wird. Dagegen im Park zeichnen sich die Gingkobäume durch leuchtendes Hellgrün bis Gelb von dem vorherrschenden satten Grünton der anderen Bäume und dem Rasen ab.

 

Die drei Flaggen, die erst kürzlich vor der Halleneröffnung auf Edelstahlmasten gehisst wurden flattern im kühlen Wind. Die rote Nationalflagge mit den geldben Sternen in der Mitte wird von zwei weissen Fahnen gesäumt, von der die eine das Hotel repräsentiert und die andere die Firma. Es sieht hübsch aus, wie sie vor dem grünen Hintergrund im Wind flattern.

 

Im Hotelpark selbst sind immer Leute unterwegs. Familien mit dem Kind, oder ganz junge Pärchen geniessen die Anlage und die Aussicht von der Pagode. Nur wenige besuchen den Tempel, der im oberen Teil des Grundstücks thront und über den man laufen muss, wenn man den Berg erklimmen möchte und nicht das steilste Stück durch den Wald hoch klettern will. Auch die Mönche sind längst wieder abgezogen, welche Mitte Oktober noch so zahlreich die Nebenhäuser belebt hatten.

 

Der Wind lässt die Bambuswipfel wieder tanzen. Es sieht aus, wie ein großer Schwarm Fische im Meer, oder wie eine Menschenmenge auf einem Open Air Konzert von der Musik in Bewegung gesetzt.

 

Wenn es in der neuen Wohnung einen Backofen gibt - worin ich mir nicht sicher bin - werde ich chinesische Weihnachtsplätzchen backen. Wenn´s sein muss, mit Klebreis.

 

 

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Freitag 18. November

 

 

Feierlaune

 

Heute gab es wieder was zu feiern. Die neue Halle wurde eröffnet und dazu waren Leute von der Regierung da. Auch der SeniorSeniorChef mit Sohn und Enkel der Firma. Die ganze Abteilung Produktion war geladen zum Abendessen. Oft wurde dem Jo und den deutschen Mitarbeitern der Dank für ihr Hiersein ausgesprochen und mit Respekt das Glas erhoben. Das Essen war wie immer feudal und auch die Gambei machten ihre Runden bis um 20 Uhr rotleuchtende Köpfe das Feierspektakel verliessen. Das kennen wir ja schon.

 

Zur Einweihung der Halle wurde heute Früh ein Feuerwerk gegeben und das Fernsehen war dabei. Solche Informationen dringen bis zum Eintreten des Ereignisses nicht bis zu uns durch. So war ich froh, dass Jo morgens ein schickes Hemd anhatte und eine schwarze Hose, was nicht unbedingt sein täglicher Dress ist und er somit passend gekleidet war für das chinesische Event. Schliesslich war er dann doch in der ersten Reihe als VIP platziert bei den offiziellen Reden und so. Ja, über so was machen sich auch nur Frauen Gedanken, ich weiß ;-)

 

Wenn nichts dazwischen kommt, können wir nächstes Wochenende in die Wohnung umziehen. Das geht jetzt schnell. Wau, ich komm gar nicht richtig mit. Weihnachten steht vor der Tür und ich mach mir Gedanken über Dinge wie, wo kriege ich Lebensmittel und Gewürze her, mit denen ich auch umgehen kann. Ich sehe mich schon die ersten Versuche in der Mülltonne verschwinden, wegen ungeniessbar. Apropos Müll. Ich habe mich tatsächlich kurz gefragt, wo ich meinen Hausmüll entsorgen muss. Darauf hat Nana, gemeint: „Ach, da machst Fenster auf und schmeisst ihn einfach raus“. Ich musste sehr über diese spontane Antwort lachen. Und Anna tröstete mich, dass ich in China den Müll nicht trennen muss. Unsere Nanny sagt, dass es unten an der Haustüre eine Tonne gibt. Ist doch wie bei uns!

 

Es weihnachtet hier überhaupt nicht. Keine leuchtenden Tannenbäume oder Weihnachtsschmuck in den Auslagen der Geschäfte, so wie man es gewohnt ist. Es stimmt, dass dieser Glämmer eine gewisse Weihnachtsstimmung hervorrufen kann, wenn man sich darauf einlässt. Zum Glück ist für uns Christen jeden Tag Weihnachten...auch in China :-))!

 

 

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Mittwoch 16. November

 

„Super Nanny!“

 

 

Wir haben heute zwei Wohnungen anschauen dürfen. Natürlich organisiert von unserer „Nanny“ (unser Kindermädchen: Dolmetscherin, Sprachrohr, Organisatorin aus der Firma). Ich nenne sie jetzt einfach so. Sie kümmert sich um mehr, als um materielle Dinge, die wir begehren...sie möchte, dass wir nicht im chinesischen Chaos versinken und uns deshalb auch gerne in ihrer greifbaren Nähe haben.

Das heisst, Dangshan ist der Ort, wo die meisten Mitarbeiter der Firma wohnen und der Jo mit einem täglich zur Arbeit mitfahren könnte. 

Sie kann einen Taxifahrer für mich persönlich organisieren, der mich zum Einkaufen fährt....und sie hat angeboten, bei uns zu übernachten, wenn wir die riesige Wohnung nehmen (sie würde am Liebsten selbst einziehen, denke ich), von der ich gleich berichten werde. Supernanny!!! Ja! Ich hoffe wir können ihr ihren Einsatz eines Tages gebührend danken.

 

Also los gehts mit der Wohnung, von der wir bereits wussten, dass sie Erstbezug ist und hohen Standard des Interieurs bietet, dass sie etwas ausserhalb vom Zentrum liegt und Nanny schon mal da war, um Fotos zu machen, die sie uns vor ca. 3 Monaten per Email schickte. Damals hatte ich den Eindruck, dass sie nur 2-3 Zimmer groß ist und im Erdgeschoss liegt.

Unser Fahrer, ein Dangshaner, fährt uns nach einigem Suchen nach dem richtigen Viertel, in einen Hochhauskomplex von etwa 10 neugebauten Hochhäusern und bleibt vor einem stehen, das genau wie alle anderen aussieht. Wir treffen uns mit einer jungen Frau und einem jungen Mann, die von dem „reichen Vermieter“ geschickt worden sind. Er selbst ist verhindert zum Geschäftemachen. Wir erfahren von Nanny, dass die Wohnung für seinen 22 jährigen Sohn und seine Hochzeit vollmöbliert bereitgestellt wurde. Nur ist dieser noch in der Highschool und ohne Frau...keine Hochzeit;-)! Sie erzählt uns auch, dass der Vermieter diese kostbare Wohnung nicht an „normale Leute“ vergeben möchte, weil er Angst hat, dass nachher alles kaputt ist.

 

Wir besteigen alle zusammen den Aufzug und fahren in den sechsten Stock. Die Eingangstür ist aus dunklem schweren Holz. Wir betreten eine Art kleinen Vorraum...man könnte auch sagen: Windfang, nur ohne Wind. Links eine Glasfront mit Sicht auf die Großbaustelle gegenüber und rechts ein Einbausideboard für Schuhe. Dann kommt die eigentliche Wohnungstür, durch die man in den großzügig geschnittenen Wohnbereich tritt. Hier prangt eine dunkelrote Ledercouchgarnitur in XXXL! Wau! Ein Einbauregal mit rundem Esstisch plus Rondellaufsatz und Stühle in schwerem Design befinden sich gegenbüber. Ein PlasmaTVgerät steht auf einem niedrigen Tisch bei der Garnitur und in der Ecke eine Klimaanlage die heizt und kühlt. Das Zimmer schliesst mit einer Fensterfront ab. Neben der Eingangstür eine kleine Küche in rot. Sehr funktionell: Gasherd und Spülbecken sind vorhanden. Geschirr, Besteck, Gläser, Kühlschrank und weiss nicht, was noch alles, besorgt der Vermieter noch. Und dann, glaube ich, waren da 4 oder 5 Zimmer, zwei Bäder, und ein Balkon mit Waschmaschine. Ich fürchte, ich habe 3 Betten gezählt mit noch in Folie eingepackten Matratzen. Jedes Zimmer mit Kleiderschrank und Vorhängen. Eines hat einen kleinen Eckschreibtisch. Leider gibt es keinen ganz normalen Tisch, auf dem ich arbeiten könnte. Hört sich jetzt profan an, angesichts dieses chinesichen Prunks. Naja, da wird sich auch eine Lösung finden.

Also die Wohnung ist riesig, hell, sauber, hat Inernet und wir würden sie für die kurze Zeit, die wir hier leben, auch bekommen. Sie würde ca. 500 Euro plus ca. 100 Euro NK kosten und eine Kaution von drei Monatsmieten erfordern. Würde man sie kaufen wollen, würde sie 150.000 Euro kosten.

Wir könnten vielleicht sogar gleich einziehen, spätestens aber zum 1. Dezember. Was für ein Schnäppchen!?

Soll ich jetzt noch die andere Wohnung, die wir natürlich aus lauter Neugier auch angeschaut haben, erwähnen? Sie hatte eine schönere Lage, doch die Einrichtung war verdreckt, ansonsten war sie ebenfalls mehr als 100 qm groß. Nanny meinte, das ist die normale Größe für eine chinesische Familie.

 

Natürlich stellt der Umzug und das Leben in Dangshan ein neues Abenteuer dar und ich bin schon ganz aufgeregt und happy, dass wir dieses Hotel verlassen dürfen. So Happy!

 

Einmal drüber schlafen :-)

 

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Dienstag 15. November

 

Neues an der Wohnungsfront

 

 

Wir konnten gestern in Ninghai - ist riesige Stadt - eine Wohnung ansehen.

Es hiess, dass eine Ausländerin aus dieser Wohnung ausgezogen sei und diese jetzt neu zu vermieten wäre. Also trafen wir uns um 13 Uhr mit  unserer Dolmetscherin und Fahrer in der Firma und fuhren einem Wagen einer anderen Firma, in dem die Ausländerin sitzen sollte, die den Weg wisse, hinterher. Bald stellen wir fest, dass in dem Auto etwa fünf Leute saßen. Wir fuhren durch die halbe Stadt und blieben schliesslich in einem Innenhof voller Hochhäuser vor einem eben solchen stehen. Die Personalleiterin der anderen Firma stellt sich vor und ein Inder, der mitgekommen war, um etwas mit dem Vermieter dieser Wohnung zu klären, der auch sein Vermieter wäre. Was die anderen für eine Aufgabe zukam weiss ich nicht.

Nun, der Vermieter war noch nicht da. Es dauerte fast eine halbe Stunde, bis wir im Begriff waren unverrichteter Dinge zu gehen, da das Treppenhaus und die ganze Anlage nicht vielversprechend auf eine tolle Wohnung hinwies - da öffnete sich plötzlich die Aufzugstür und eine Dame stieg heraus mit dem Schlüssel zur Wohnung.

 

Alle zusammen betraten wir eine sehr helle und großzügig geschnittene teilmöblierte 4-5 Zimmerwohnung mit Balkon. Leider war sie völlig verdreckt. Als ich den Kühlschrank ahnunglos öffnete, kamen mir Obstfliegen entgegen, gefolgt von einer Wolke unbeschreiblichen Geruchs. Der Kühli war voll mit Lebensmittel. Die Obstfliegen waren auch auf dem Küchenboden und sonst wo in Scharen. Unsere Begleitung erklärte, dass die Ausländerin schon vor einem Monat ausgezogen sei.

Na wunderbar - ich schäme mich ein bisschen - bin ja auch Ausländerin!

 

 

Übrigens sind wir jetzt genau einen Monat in diesem wunderlichen Land und sind noch nicht verloren gegangen!!! :-)

 

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Montag 14. November

 

 

 

 

 

Irrungen und Wirrungen

 

 

Wir schaffen es nicht einen Tee zu bestellen! Tee heisst Cha auf chinesisch und auch heisses Wasser. Folgende Situation: wir sitzen zum Abendessen in unserem Hotelrestaurant, das sich International Huaxiang Resort nennt, und wollen „Cha“ zum Essen bestellen. Die sehr junge Servicedame (sie unterscheidet sich von den rot gekleideten Damen als grün Gekleidete. Das lässt mich vermuten, dass sie Lehrling ist oder so) schaut verdutzt und kommt mit heissem Wasser in zwei Trinkbechern. Ich sage: „Cha“, und deute an, dass da noch Teeblätter rein müssen. Sie guckt noch verdutzter. Dazu kommt ihre ältere Kollegin und guckt. Wir sagen: „Cha“ und jetzt kommt´s...sie gehen beide und scheren sich nicht mehr um uns. 

Sorry, aber warum kommt sie nicht drauf, dass ich die andere Bedeutung von dem Wort „Cha“ meine? Gibt ja nur zwei Möglichkeiten!

 

Dieser Vorfall hat uns schon sehr geschockt. Vor zwei Wochen war da noch eine andere Servicekraft, die war einfach aufgeweckter. Wir haben also diese Sache unserer deutschsprachigen Kollegin erzählt und sie verstand das auch nicht. Sie hat uns jedoch noch mal darauf hingewiesen, dass in dieser Region kaum Hochchinesisch gesprochen wird, sondern Dialekt. Das ist auch der Grund, warum ein Tuktukfahrer auf das Wort „binguan“ (Hotel) nichts weiß und aber auf das Wort „sazang“, welches mir mal im Sommer ein Tuktukfahrer eingbleut hat, mich zum Hotel fährt. Das ist doch zum Haare raufen!!!

 

Neulich im Zentrum von XiZiou, schlendern wir um eine Hausecke und...holla...spuckt uns ein Chinese geradewegs seinen lautstark aus seinen Lungenbläschen hervorgeholten Auswurf vor die Füsse. Ich hab mir schon überlegt, wann  das mal passieren würde, dass ich von jemanden direkt aus versehen!!!! Angespuckt werde ;-)!

Egal nämlich, wo man sich bewegt...Klo, Resaurant, Hotelhalle, Strasse, Bus, Zug, Flugzeug...immer hört man jemanden geräuschvoll „Auswerfen“!  Mit dem Schneuzen verhällt es sich ähnlich. Der Chinese hält sich die Nase mit den Fingern zu, erhöht den Ausschnaufdruck und rotzt durch plötzliches Loslassen der zugedrückten Nasenlöcher in seine unmittelbare Umgebung. Jo meint, vor 30 Jahren haben wir das aufm Land auch so gemacht. Erkennt sich da jemnand wieder ?;-)) (Natürlich sind nicht alle Chinesen so!) Der Chinese zum Beidspiel (habe ich gelesen) ekelt sich vor benutzten Taschentüchern, die man dann wieder in die Hosentasche steckt!

Himmel, ist das anstrengend!

 

Und jetzt gerade in dem Moment, wo ich am Fenster sitze und in den Laptop hacke, riskiert ein junger Bursche sein Leben für das Anbringen von Lichterketten an der Häuserfassade des fünfstöckigen Hotels. Er sitzt auf einem alten Brett, etwa zwei cm dick, vierzig cm lang und zwanzig cm breit, das an einem 2,5 cm Durchmesser dicken hanfähnlichem Strick befestigt ist. Über eine metallene Umlekung hat er das Tau mit einem Spezialknoten umwickelt, wodurch er sich die Fassade entlang abseilen kann. Kein Hüftgurt und Brustgurt! Keine Körpersicherung, er hockt ungesichert auf diesem fadenscheinigen Brett und bastelt mit Nägel die Lichterkette an die Wand. Ich kriege Gänsehaut beim Zuschauen.

 

 

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Freitag 11. November

 

 

 

Shopping

 

 

Unsere Habseligkeiten habe ich so gut es geht, verstaut. Klamotten in zwei schmale Schränke, Schuhe ins separate Klo, wo ich auch Geschirr spühle, Malsachen auf einen Hocker und die Bücher griffbereit auf der Kommode über dem Minibarkühli.

 

Gestern habe ich mir ein kleines Büchlein aus unserer Bibliothek geschnappt und den ganzen Tag gelesen. War das schön!

 

Abends kommt plötzlich ein Anruf von Jo und reisst mich jäh aus meiner Geschichte. Alle wollen zum Essen nach Dangshan fahren und wir sollen mit. Alle, d.h. der Besuch aus Peking, Deutschland und paar Abteilungsleiter und die zwei Mädels, die Deutsch sprechen.

 

Wobei die Frauen beschliessen, statt den Männern am runden Tisch beim Saufen zu zu sehen, lieber shoppen zu gehen. Yes! Da bin ich sofort dabei. Schließlich brauche ich Winterstiefel!!!

 

Und so fahren wir vier Frauen, zwei chinesische Mädels, eine amerikanische Lady und ich, mit eigenem Chauffeur los ins Shoppingvergnügen von Downtown Dangshan. Also Dangshan ist der Hauptort von dem Bezirk Xiangshan, in dem wir wohnen. Das Zentrum erstreckt sich mit vielen Shops aller möglichen Waren über mehrere Quer- und Längsstrassen. Alles sehr chinesisch.

Der Plan: Fastfood KFC und erste Priorität, Boots für Bettina finden.

Der Fahrer, ein junger Kerl hat viel Geduld und sogar Spaß mit uns. (Er trägt sogar unsere Einkaustüten!!!) Er lotst uns zu Plätzen, wo es gleich mehrere Schuhgeschäfte in einer Strasse gibt. Klar, der Preis nicht zu vergleichen mit Peking, allerdings auch nicht die Qualität. Ich entscheide mich für schwarze, leicht gefütterte Glattleder??? Stiefel für schlappe 30 Euro und warme Hausschuhe für meine kalten Füsse, langärmelige Unterwäsche und eine kleine Geldbörse. Alles für geringes Geld. I´m happy about.

Die Amerikanerin kauft Souveniers für Nichten und Neffen, da sie nach 6 Wochen Aufenthalt hier, China wieder den Rücken kehrt. Darüber sind die chinesischen Mädels sehr traurig.

Wir unterhalten uns miteinander in Englisch, so gut wir können...wobei die Amerkanerin im klaren Vorteil ist.

Zum Schluss kaufen wir uns noch ein Eis beim KFC - Kentucky Fried Chicken. Das ist echt ein Laden, den ich nicht mal in Deutschland betrete und komme nun gleich zweimal an einem Tag in den Genuss!!!

 

Heute morgen, nach einer schlaflosen Nacht, weil der Zimmernachbar um zwei Uhr früh noch nicht schläft, ist mir schlecht und Schwindel wirft mich sogleich wieder zurück ins Bett. Ich schaffe es, ein paar MCP-Tropfen zu behalten und versuche noch mal zu schlafen. Ich verdächtige natürlich sofort KFC!

Mittags ist wieder alles im Lot, nachdem ich mir das leckere Kantinenessen in der Firma schmecken lasse. Nebenbei wird mir von den Chinesen empfohlen viel Ingwertee mit rotem Zucker zu trinken - hilft gegen ALLES was krank ist! Das Gebräu gäbe es auch im Hotel, ich müsste es nur bestellen und ich bekäme ein ganze Thermoskanne davon.

Witzig, und wie spricht man Ingwertee auf chinesisch?

 

 

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Mittwoch 9. November

 

 

 

Juhu, unsere Sachen sind da! 

 

 

Oh mei, wie mickerig die vier kleinen Baumarktschachteln und die etwas größere Kiste mitten im Zimmer stehen. Zu Hause kamen sie mir größer vor. Ich weiß ja auch gar nicht mehr, was ich eingepackt habe...

 

Wir sind gestern um 23 Uhr aus Peking in unserem Heimathotel angekommen. Fünf Tage waren wir in der Big City, und sogar erfolgreich. Der Auftrag, unsere Visa zu verlängern und eine mehrmalige Einreise zu bekommen, war erfolgreich. Jetzt nur noch bei der hiesigen Polizei vorstellig werden und dann können wir so oft wir wollen aus China 

flieg(h)en und unbesorgt wieder einreisen bis 4. Mai 2012. Dies wurde uns auf jeden Fall zugesichert. Es gibt Stimmen, die das nicht so ganz glauben können.

Jo hat auch seinen Geschäftscomputer bekommen, ohne solchen bist einfach a Depp. 

 

Wir waren im Capital Museum und haben uns dort die ausgestellten Kulturgüter aus Ming und Quing Dynastie angeschaut und haben uns durch die Shopping Malls gequetscht. Dabei habe ich dann den nächsten Kulturschock erlitten. Wirklich habe gelitten unter diesen hohen Verkaufspreisen für Klamotten und Schuhe. Ich hab verzweifelt nach passenden und bezahlbaren Winterstiefeln gesucht. Solche habe ich nämlich nicht eingepackt. GRRRR!

 

Zurück zu unserer derzeitigen Wahlheimat: XiZhou. Verglichen mit Peking ein Idyll. Die Luft ist feucht und angenehm warm. In Peking trocknet dir beim Schnaufen die Kehle ein und es ist auch schon 5 Grad kälter, als hier. Dafür gab es die letzten zwei Tage klaren Himmel und Sonnenschein, was selten ist, für diese Stadt und hier in XiZou regnet es.

 

Trotzdem, sind wir froh, wieder dem Lärm und der Hektik entflohen zu sein. Sind halt doch  Waldler ;-)

Jetzt guck ich wieder auf den schönen Bambuswald vor unserem Hotelfenster, hab alle Schachteln aufgerissen und den Inhalt um mich rum verteilt, Möbel umgestellt und beschlossen, dass das nächste Ziel eine Wohnung sein wird.

Es ist zwar noch nicht richtig kalt draussen (ca. 11-15 Grad), aber bereits jetzt schon kondensiert das Wasser an den Innenseiten der riesigen Fensterfront (Einfachverglasung, keine Isolierung). Hinter den dicken Vorhängen staut sich Nachts das Kondenswasser im Schlafzimmer. Entsprechend muffelts und feuchtelts auch.

Und schliesslich, für was habe ich denn die Bratpfanne eingepackt, wenn ich keinen Herd habe um sie drauf zu stellen?

 

Es bleibt spannend!

 

 

 

 

...ach bin ich froh, dass die Bücher da sind...omei...Legretto!...ob des mal zum Einsatz kommt?...und des?...ach Chinisisch für Anfänger...muss ich mal anfangen...die Gitarre...die pack ich später aus, muss sie ja erst mal Stimmen....ach, is des schee...

 

 

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Mittwoch 02. November

 

 

 

Stillstand. Oder China fliegt uns um die Ohren.

 

 

All unsere Bemühungen, in unseren Vorhaben weiter zu kommen, versanden.

Die Spedition schweigt, der Maklertermin platzt und Jo erlebt das Seine bei seinen Geschäftsreisen durch halb China.

 

Hier ein Auszug, von dem was er mir berichtet hat:

 

Zur Rushhour um ca. 17:00 Uhr in Peking: sie sind zu Dritt, zwei chinesische Kollegen und er. Sie versuchen in der Menschenmasse ein Taxi zum Flughafen zu ergattern. Am Flughafen wimmelt es von hektischen Menschen, die alle nur ein Ziel verfolgen: rechtzeitig ihren Flug zu bekommen oder schnell in ein Taxi nach Hause zu steigen. Ein Kollege läuft Jo voraus und er verliert ihn auch schon aus den Augen. Jo wird sehr nervös und rennt los, da ruft der andere Kollege hinter ihm: Don´t worry, you don´t get lost!

 

Flug nach Shenyang, die Stadt, in der die Taxifahrer einen Pakt mit dem Teufel geschlossen haben. Sie fahren, wie die Verrückten auf Gehwegen und freien Plätzen, überall, wo man eben fahren kann. Zwei Stunden Flug hin und zwei Stunden zurück. Dazwischen nur zwei Stunden Zeit mit dem Taxi in die Firma zu kommen, mit den Kollegen zu reden und zurück zum Flughafen zu fahren. Stau. Völliges Chaos auf den Strassen. Der Taxifahrer wechselt nach 45 Minuten im Stau stecken in die andere Richtung. Jo wird es unheimlich und fängt an, mit ihm zu streiten. In seiner Not ruft er seinen deutschsprachigen Kollegen an, der mit dem Taxifahrer telefoniert. Dann erklärt ihm der Kollege am Telefon, dass es laut Taxifahrer kein Durchkommen gibt und er einen anderen Weg versucht.

Schliesslich schafft er zwar noch den Termin in der Firma, aber nicht mehr den Rückflug. Auf dem Weg ins Hotel versenkt sein Taxifahrer bei dem Manöver auf dem Fußgängerweg einen Radfahrer zu umschiffen sein Auto im Dreck. Jo hilft erst schieben mit seinen Arbeitsklamotten und lässt ihn dann doch stehen und sucht sich ein anderse Taxi.

 

Heute schreibe ich das noch in den Blog, weil es einfach für uns Europäer so crazy erscheint. Aber ich bin mir fast sicher, dass wir uns an das gewöhnen werden und andere Dinge uns herausfordern.

 

Ich muss oft an die Pionierzeit der Handelsreisenden denken, die nach und nach Asien erkundeten. Nicht nur aus Profitgier, sondern auch aus Abenteuerlust.

Ich muss gestehen, dass wir viel Wert auf den finanziellen Ausgleich gelegt haben, bevor wir uns auf dieses Abenteuer eingelassen haben. Und unsere Abenteuerlust hat sicher nicht die Power eines damaligen Pioniers oder einer Pionierin (es gab nämlich auch etliche Frauen, die teilweise sogar alleine mit kleinem Kind reisten!!!).

Beides sollte jedoch vorhanden sein, ein finanzielles Polster und ein bisschen Neugier auf das Unbekannte, um als Euro hier zurecht zu kommen;-))

Wir reisen und wohnen bequem, verglichen zu damals. Aber ohne Sprach-und Kulturkenntnisse ist man den Leuten hier anvertraut. Man hat praktisch nix in der Hand. 

Und das ist es, was mich fasziniert, der Zustand nichts kontrollieren zu können und auf den zu vertrauen, der mich gemacht hat und um alles weiß.

 

 

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Mittwoch 26. Oktober

 

 

 

Alltag?

 

Weil ich immer wieder gefragt werde, was ich denn nun die ganze Zeit mache, während der Jo sein Bestes in der Firma gibt. Hier ein Auszug aus unserem derzeitigen Alltag.

 

7.15 Aufstehen. Der Jo ruft seine Mails ab, die in Deutschland tagsüber geschickt wurden, während bei uns Nacht war. Das dauert, weil das Einloggen in seinen Firmenaccount mehrmals fehlschlägt.

Dann Frühstück im Speiseraum: Getreideflocken mit Dosenmandarinen, Milch, Yoghurt wenn vorhanden. Schlechter Kaffee. Für mich zum Abschluss American Pancakes.

 

8.15 Jo marschiert in die Firma, ich ins Zimmer und später durch den Park auf die Pagode. Dort überlege ich mir, was heute ansteht.

 

10.15 Sitze am Laptop und ruf meine Mails ab. Ist wie Geschenke auspacken, könnte mehr sein:-) Surfen, Schreiben...

 

11.35 Laufe los in die Firma und suche dort nach Nana und Jo, dann gehen wir gemeinsam zum Essen. 

 

12.45 Zurück im Hotel oder weiter in den Ort zum Einkaufen. Einkaufen tue ich fast jeden Tag. Trinkwasser, Knabberzeugs, Obst, Milch, Joghurt, Instantsuppen.

Nachmittags schreibe ich wieder, lese oder skype. Gymnastik mache ich um meine Rückenschmerzen einzudämmen, auf dem harten Bett, die einzig saubere große Fläche. Dazu höre ich meine MP3´s an. Wenn erst mal unsere Sachen da sind erweitert sich mein Animationsprogramm!!!

 

14.00 kommt Jo zum Homeoffice, da er noch keinen Geschäftscomputer bekommen hat. Dann geht er noch mal runter bis 18.00.

 

18.00 Gehen wir Essen oder essen nur eine Kleinigkeit auf dem Zimmer. TV gibt nur 2 englischsprachige Sender her, läuft bis wir um 22.00 in die Falle gehen. Sollte ich dann doch noch innerhalb diesen sechs Monaten dem Englischen mächtig werden?!

 

Dazwischen passieren lustige, nervige, unverstandene, gefährliche, unspektakuläre, chillige, interessante, anstrengende Erlebnisse mit den Chinesinnen und Chinesen um uns rum; die den Alltag würzen und Stoff liefern für kurze Geschichten oder längere Überlegungen.

Eine Essenz aus diesen Dingen, liest man dann hier.

 

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Sonntag 23. Oktober

 

 

 

Im Zentrum von Xiangshan - Dangshan

 

Unser Ausflug nach Dangshan war relativ erfolgreich. Wir haben einen Trolley und eine Simcard, eine Mouse und ein langes Netzkabel aufgetrieben. Der Fahrer hatte wahrscheinlich die Order, uns vor einer Shopping Mall auszuladen. Denn er gab uns zu verstehen, dass wir gleich da rein schauen sollten, wo wir grad aussteigen. 

 

Die Times Mall ist so was wie Real oder Kaufland (da haben wir den Trolley gekauft). In drei Stunden würden wir uns genau hier wieder treffen.

 

Natürlich schlendern wir einfach mal los, die zweispurigen Strassen entlang, welche links und rechts mit Boutiquen, Essbuden, Handyshops, Schuhgeschäften und Elektromärkten in immer wiederholender Ausfertigung gesäumt sind. Es ist ein heisser Tag und mit der Mittagssonne sind wir auch schon wieder ziemlich am Ende mit unseren Nerven. Der Strassenverkehr ist laut und stressig. Das Überqueren an den großen Kreuzungen ist trotz Ampel lebensgefährlich, wenn man nicht Augen hinten und vorne hat. Elektroroller, 

TukTuk´s, Fussgänger und Radfahrer wollen alle auf einmal hinüber. Dazwischen wird natürlich der Zebrastreifen selbst auch noch gekreuzt. Himmel, was anstrengend!

 

Im Handyladen, konnte das Mädel englisch und so habe ich mit gutem Gefühl eine Simkarte für hier und Peking gekauft. Es gibt in China Unmengen von verschiedenen Simkarten. Das heisst, du kannst eine kaufen, die nur in begrenztem Umkreis funktioniert, oder eine, die mehrere Provinzen abdeckt. Ein Dschungel der Netzwelt sag ich euch! Die kleine Simkarte klebt übrigens zwischen einem Aufkleber, auf dem die Mobilnummer steht und der Preis und noch irgendwas auf chinesisch und einem Abziehblatt. Alles in der Größe einer Visitenkarte. Prepaid natürlich. Zum Aufladen kann man sich an jedem Kioskstand einen Codezettel kaufen.

 

Die Klamottenläden haben teilweise echt abgefahrene „Girls“ Mode, Damenmode kann man da nicht sagen. Knallige Farben und schräge Kombi. Zum Beispiel blaugrün karierter Schottenrock mit gelben Pullover und rotes Leibchen drüber. Lustig. Und für chinesische Verhältnisse sehr teuer.

Jo hat sich ein schwarzes Hemd und eine schwarze Hose in chinesischem Stil gekauft. Sehr schick!

 

Zur abgemachten Zeit, also nach drei Stunden hat uns der Fahrer sehr pünktlich wieder aufgegabelt und ins Hotel zurück gebracht. Unspektakulär oder?

 

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Freitag 21. Oktober

 

 

 

 

Pagodenattraktion

 

 

Ja, die Pagode ist ein guter Platz. Sie ist ein Platz, wo man Ruhe hat, aber wo auch manchmal Leute raufkommen und runter schauen, so wie ich.

 

Heute früh, ist sie hochfrequentiert. Eine Gruppe Chinesen kommt herauf. Zwei Mädels mit Pumps und High Heels in Leopardenlook. Die eine mit Kamera. Sie knipst gleich ihre Freundin mehrmals in Position und schaut dabei immer mal zu mir rüber. Dann fragt sie mich in verwaschenem Englisch, ob sie ein Foto mit mir machen dürfte. Ach, ein Foto „mit“ mir? Sie meint wohl ein Foto „von“ mir. Nun gut, ich rücke mich zu recht und schon sitzt die Fotografin ganz dicht neben mir und die Freundin knipst zweimal. Dann wird getauscht. Die Fotografin übernimmt das Knipsen und die Freundin setzt sich ganz dicht neben mich, hackt sich bei mir unter und legt ihren Kopf auf meine Schulter. 

Plötzlich komme ich mir vor wie eine Statue, eine Touristenattraktion (ich bekomme ganz stark das Bedürfnis sie zu fragen, wie sie heisst, um irgendwie dieser Intimität eine Berechtigung zu verschaffen). Danach lächelt sie mich fröhlich an und tätschelt meine Schulter, als wäre ich ein aus Bronze gegossener lieber Grizzlybär mit einer goldglanzpolierten Nase, vom vielen Darüberstreichen im Glauben das bringt Glück. Kennt wer die Bronzeschweine am Münchener Marienplatz? So war das!

 

Dann steigen noch ein paar Männer herauf, die wohl auch dazu gehören. Einer ist ein Englischlehrer. Er erzählt mir, dass sie aus Ninghai sind und zum Lernen hier her gekommen sind. 

Ninghai!....das gelobte Land!...dort wo es vielleicht eine Wohnung für uns gibt...

Ich erzähle ihm, davon, dass wir auf Wohnungssuche in Ninghai wären. Er nickt und meint, dass das möglicherweise schwierig wäre.

Er hätte ja auch sagen können: Hey, dont´t worry, I know someone who can give you a flat for rental.

 

 

Naja, kommt Zeit, kommt Rat.

 

Nächste Woche bin ich gleich mal vier Tage auf mich alleine gestellt. Der Jo fliegt nach Beijing zum Workshop mit Kollegen. Ich hoffe, dass diese Tage dann auch endlich unsere Sachen ihren Weg über die Schweizer Alpen nach XiZhou gefunden haben.

Morgen besuchen wir Dangshan, eine Stadt ca. 30 km von hier, um mal was anderes zu sehen, als das Hotel und die kleinen Ramschläden im Dorfzentrum, und um ein zu kaufen.  Wir brauchen kleine Reisekoffer, ein Handy, eine Simcard, eine Uhr usw. Bin gespannt, was wir davon nach Hause bringen werden. Es fehlt uns noch der Transport dort hin. Wir versuchen also einen Fahrer von der Firma zu bekommen.

 

Hab mir vorhin aus dem Supermarkt wahllos verschiedene Kekspäckchen geholt. Die erste Version, da steht drauf: Potato Crisp, ging so. Natürlich hab ich noch eine süße Variante geöffnet: Bäh! Irgendwas mit Dattelgeschmack. Schmeckt irgendwie gegärt. Naja, hab ja noch viel Zeit, das ganze Sortiment durch zu ackern, hehe!

 

Übrigens Fotos kann ich auch noch nicht hochladen, weil das Kabelzeugs wo ist? Ja richtig, in den Kisten! Die wahrscheinlich nächste Woche unversehrt vor unserem Hotel abgestellt werden!!!!

Also GEDULD!

 

 

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Donnerstag 20. Oktober

 

 

 

Glauben oder nicht glauben

 

Meine Pagoden-Bekanntschaft vom Juli (kann man nachlesen unter „Pagoden-Bekanntschaft“ 19.07.) hat mich heute auf der Straße aufgegabelt. Er winkte heftig beim heranfahren und blieb mit seinem Scooter direkt vor meinen Füssen zu stehen. Sogleich wollte er wissen, ob ich wieder im Hotel schlafe und ob ich einen Dolmetscher auftreibe und ob ich wieder auf die Pagode gehe und schrieb mir auch gleich seine Handynummer auf mit samt seinem Namen. Puh!

Ich wusste, dass ich ihn wieder treffen würde, und zwar genau so: auf der Strasse mit dem Scooter!

 

Na gut, da ich zu Hause mehrmals gefragt wurde, was die Chinesen denn so glauben, habe ich für uns alle mal recherchiert. Ich beziehe mich dabei auf die Quelle Wikipedia: Wesen der Religion in China und www.showchina.de.

 

Während der sogenannten Kulturrevolution (1966-1976) wurde die Religionsausübung vollkommen unterdrückt.

Im Jahr 1979 begann eine neue Periode der Öffnung für Religionsausübung, in der diese gesetzlich geregelt wurde.

 

Die offiziellen religiösen Organisationen sind die Chinesische Daoistische Gesellschaft, die Chinesische Buddhistische Gesellschaft, die Chinesische Islamische Gesellschaft, die Chinesische Katholisch-Patriotische Vereinigung, die Patriotische Drei-Selbst-Bewegung der Protestantischen Kirche.

Ein Chinese kann auch mehreren Religionen gleichzeitig angehören. Es gibt darüber das Sprichwort: „Ein Chinese ist Konfuzianer wenn es ihm gut geht, er ist Daoist wenn es ihm schlecht geht und er ist Buddhist im Angesicht des Todes.“ Auch werden die verschiedenen Religionen unterschiedlichen „Arbeitsfeldern“ zugeordnet. Zu einer Heirat wird bevorzugt ein Daoistenpriester hinzugezogen während zu Beerdigungen eher buddhistische Mönche gerufen werden.

 

Ein paar Zahlen von 2001: Daoisten keine verlässlichen Angaben, Buddhisten 100 Mio. Anhänger, Islamisten mind. 20 Mio., Katholiken 12 Mio., Protestanten 15 Mio. in der offiziellen Kirche; 35-60 Mio. (Tendenz steigend) in der nicht registrierten Kirche, die sogenannten „Hauskirchen“ 

Obwohl die Verfassung Religionsfreiheit garantiert, ist die Religionsausübung in China sehr eingeschränkt. Insbesondere Mitgliedern nicht registrierter Gruppierungen drohen Schikanierung, Festnahme, Gefängnis und Folter. 

 

Was für ein Privileg, unbefangen das was man glaubt oder nicht glaubt in aller Öffentlichkeit zu äußern, bzw. zu praktizieren?

 

 

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Mittwoch 19. Oktober

 

 

 

Die Lage

 

 

So, jetzt sind wir umgezogen in eine Zweiraum Suite, die einigermassen sauber gemacht wurde. Hier werden wir bleiben bis wir eine Wohnung gefunden haben. Wie soll ich die Situation beschreiben? Sie ist nicht hoffnungslos...

 

Da wir jedoch ohne Unterstützung der Firmenmitarbeiter, die für uns das Sprachrohr bilden, gar nichts tun können, müssen wir warten, bis diese neben ihrer alltäglichen Arbeit auch noch für uns Zeit haben. Der Plan ist, dass wir, wenn unsere Hilfe Zeit hat, zum Makler fahren und die Wohnungsfront checken. Führerschein, Scooter kaufen, Auto besorgen, Chauffeur, all diese Dinge werden wir mal anpeilen. Was davon wird, wird sich zeigen.

 

Ich bin eingeladen, zu den Mittagsmahlzeiten in die Firma zu kommen. Darüber freue ich mich, denn nicht nur, dass mein Magen mit gutem Essen gefüllt wird, auch ein fixer Termin in meinem sonst lockeren Tagesablauf tut mir gut.

Ausserdem sehne ich meine persönlichen Sachen langsam herbei. Unsere Kisten sind in Zürich stecken geblieben. Sie sind nicht all zu weit gekommen, gell! Tja, da wirft der Deutsche gerne jedem nicht-deutschgearteten Volke vor, dass sie organisatorisch nix auf die Reihe kriegen. Seit ich über den Tellerrand schaue (dem deutschen Tellerrand) fällt mir auf, dass die gute alte Tugend der Pünktlichkeit und Genauigkeit wohl bereits Einbussen machen musste.

 

Ehrlich, ich bin noch nicht angekommen. Ich brauch noch ein paar Wochen, glaube ich. 

Dinge sind noch nicht an ihrem Platz, eine Gewohnheit nach der anderen stellt sich erst noch ein.

Das Schreiben fällt mir recht holperig von den Fingern. Merkt man das?

 

Ich warte auf einen kreativen Flow!!!

 

 

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Dienstag 18. Oktober

 

 

 

Gesten

 

die große Fensterfront unseres Hotelzimmers lässt mich, in etwa fünfhundert Meter Entfernung auf eine mit Bambus bewaldete Hügelkette blicken, die teilweise noch zum Hotel Resort gehört. Die Wipfel der Bäume sind stets bergab gebeugt, wie einer, der einen Diener macht, da die Enden der Bambusstangen ja sehr dünn werden und sehr elastisch sind. Es sieht aus, als stünde eine Armee bereit, erweckt zu werden. Oder wie ein Volk, das in eine Richtung gewandt die Köpfe neigt.

Wenn dann der Wind kommt und unter die Bäume greift, dann werden sie lebendig. Dann führen sie einen Tanz auf. Sie rollen ihre langen Oberkörper und wiegen hin und her. Manchmal ganz wild und dann wieder behäbig, wie die Wellen des Meeres. Sie tragen alle noch ihr saftig grünes Kleid, bin ja gespannt, ob sie es mit den kommenden Temperatursenkungen verfärben und abwerfen werden.

 

Noch hat es warme Luft und Sonnenschein, das gilt es aus zu kosten.

 

Gestern Abend wurden wir im Hotelrestaurant von drei Deutschen und einem Chinesen an ihren Tisch eingeladen, zu einem Dosenbier. Es wurde dies und das geredet, aber der Chinese konnte sich nicht am Gespräch beteiligen, denn er sprach „nur“ Englisch ausser Chinesisch. 

Einer vom Tisch baute mit den leeren Bierdosen einen Turm zur Freude der jungen weiblichen Tischservicetruppe. Ich sagte zu Jo: „ Na, damit kann man ja nun das Zählen üben.“ Und ich fing an, leise auf chinesisch die Dosen zu zählen. Ich dachte mir nix dabei, jedoch viel mir die Vier nicht ein und da bemerkte ich, dass der Chinese meine Absicht mitverfolgt hatte und half mir weiter. Er hat sich darüber sehr gefreut. Jo fragte ihn, woher er komme? Er meinte, aus Shanghai. Darauf bot Jo ihm ein „Ganbei“ an mit seinem vollen Glas Bier (wir reden hier von kleinen Weingläsern), der Chinese nahm ebenfalls sein volles Glas und sie tranken es auf Ex. Er bedankte sich dafür bei Jo und Jo meinte: „You are welcome“. Das ist den Chinesen anscheinend sehr wichtig. Ich glaube, es zeigt Respekt und Anerkennung dem Gesprächspartner gegenüber. Wenn man sich sprachlich nicht austauschen kann, dann sind Gesten um so wichtiger! Gesten also. Muss ich mir merken.

 

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Montag 17. Oktober 2011

 

 

Ankommen in XiZhou Xiangshan - Ansprüche

 

Was soll ich sagen? Wie ticken die Menschen, die Chinesen? Darf man sie überhaupt über den Kamm scheren? Ich weiß nicht!

 

Eine Hochzeitsgesellschaft hat das Hotel verwüstet. Zumindest kommt es mir so vor. Ich bin sehr geschockt - Kulturschock!

 

Wir warten derzeit auf ein sauberes Zimmer und sehen, wie sich alle bemühen, es uns angenehm zu machen. Ich weiß nicht, was hinter den Kulissen geschieht, aber heute steht ein Teller mit frischem Obst auf dem Tisch. Ich kann und will nicht böse sein.

 

Der Deal: Eine Suite wird gereinigt. Das dauert drei Tage, dann können wir einziehen.

 

Ich muss aufpassen, dass ich mir die Menschen nicht zum Gegner mache, in dem ich sie aburteile in meinem Kopf. Ich möchte ein Miteinander erleben und mich nicht vor dieser fremden Kultur verschliessen, nur weil sich meine Ansprüche und meine westliche Denke mit Chinesischem nicht deckt. Da muss sich was ändern...

 

Bei meinem ersten Spaziergang hinauf auf die Pagode fällt mir auf, dass sich einiges verändert hat. Der Tempel, der mir im Dornröschenschlaf schien, ist rege besucht. Viele Mönche schwirren herum und Besucher opfern ihr Räucherwerk. Gegenüber ist die Baustelle auch gewachsen. Da wird ein Gebäude vergrößert, von dem ich nicht weiß, welchem Zweck es dienen soll.

Unter der Baumreihe im Schatten stehen jetzt Tische und kleine Hocker. Es wird am Ende der Tischreihe gekocht. Ich denke, für die Mönche. Das sieht nett aus.

 

Auch hier ist es Herbst, wenngleich sich die Blätter nicht so stark bunt färben wie bei uns. Es hat so um die 20 Grad, wenn die Sonne scheint. Das ist sehr angenehm.

Die Swimmingpools und Wasserbecken werden nicht mehr gereinigt und so ist jetzt das Wasser trüb. In einigen leben Koikarpfen und auf dem Rasen haben wir gestern zwei riesige stramme Karnickel entdeckt. Mit ganz großen Löffeln. Beim rumsitzen im Garten hätte ich dann fast eine Gottesanbeterin übersehen, die mir zu Füßen saß. Wenn ich dieses Geschöpf im Fernsehen sehe, bin immer ganz fasziniert. Und jetzt hab ich sie in echt erlebt. Wunderschön.

 

Oben auf der Pagode, blicke ich über den Industrie-Küstenstreifen und überlege, was noch alles kommen mag. Was wir vor haben, und was davon wir umsetzen werden. Es wird oft eben anders, als man denkt. Besser, hoffe ich:-)

 

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Freitag, 14. Oktober

 

 

"798 Art District" Beijing

 

Jo startet ins Büro und ich? Ich lass mir von dem netten deutschen Hotelkaufmann meine Kohle wechseln und beim Plaudern, bestätigt er mir, es sei eine gute Idee heute in die „Kunststadt“ der Stadt zu fahren, zum „798 Art District“. Er bestückt mich mit der CityWeekend, in der ich nachlesen kann, was grad aktuell ausgestellt wird. Die Adresse bekomme ich vom freundlichen Concierge ausgehändigt. In chinesischer Schrift natürlich. Also kann das Abenteuer beginnen. Etwas mulmig ist mir schon, so ganz alleine in der großen, großen Stadt in einem kleinen Taxi unterwegs. Naja, hilft nix, rumhängen ist langweilig! Oder: Dahoam sterbn d´Leit!

 

Es dauert nur etwa zwanzig Minuten und da bin ich schon, mitten in einem Viertel, wo sich kleine und große Kunstgalerien in alten Fabrikgebäuden angesiedelt haben. Dazwischen, und hin und da auch in den Ausstellungsräumen, haben sich kleine Cafe´s und Restaurants eingenistet. Es ist noch nicht viel los. Die meisten Galerien machen erst um elf Uhr auf. Es ist erst Halb. Also schlendere ich durch die Strassen und schau mal da rein und da. Ich bin überrascht, dass es so viele kleine Einzelausstellungen mit qualitativ hochwertigen Exponaten gibt. Das freut mich, es ist ein Potpourri aus Farben, Foto, Video und Skulptur. Es fällt mir auf, dass einige chinesische Künstler, ihre Landesgeschichte mit Hilfe von stilisierten Plastikpuppen darstellen. Voranging mit kräftigem Grün und Rot, gemalt auf Leinwand oder als Skulptur. Das kommt echt schrill daher, auch setzen sie sich eindrücklich mit der Einkindpolitik auseinander. Sehr ergreifend.

Da es eine junge Kunstszene ist, die sich da präsentiert, habe ich es mit zeitgenössischer Kunst zu tun. Darunter zeigen sich auch Europäer, wie ein Künstler aus Tschechien und aus Polen. Das hat Widererkennungswert.

 

Den halben Tag lass ich mich so durch die Gassen und Hallen treiben, mit einer kurzen Mittagspause in einem schnuggeligen Restaurant. Voll von Eindrücken und etwas bedrückt von diesen Wahrheiten, winke ich mir das nächste Taxi herbei, um ins Hotel zu fahren. Aber nachdem der Fahrer die Adresse meines Hotels verinnerlicht hat, werde ich gleich zweimal hintereinander abgelehnt. Kann mir das mal einer erklären? 

„The Panicroom“:

Okay, ich hab keinen Plan, wo ich hier bin, noch weiß ich, in welche Richtung ich fahren müsste, sollte ich eine Subwaystation erfolgreich ausfindig machen. (Subway fahren in Peking hab ich noch nicht eingeübt :-)). Mein deutsches Handy hat nur noch einen Akkustrich, meine einzige Verbindung zu einem deutsch sprechenden Menschen, nämlich meinem Mann. 

 

Ergebnis: Ich probier´s einfach so lange, bis mich einer mitnimmt.

 

Halleluja, der Dritte Taxifahrer, dem ich freundlich meine Adresse vor die Nase halte, nickt bereitwillig! Puh! - TÜR ZU - Panicroom!

 

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Donnerstag 13. Oktober 2011

 

 

Beijing - zwei Tage zum Einstieg

 

 

den Abschied von Familie und Freunden mit warmer Erinnerung im Gepäck starten wir unter dem Motto: „Heute gelassen ans Ziel!“ in Stadlern mit dem Mietauto zum Flughafen München. 

 

Wir reisen tatsächlich entspannt und ohne besondere Vorkommnisse mit neuneinhalb Stunden Flugzeit ins Reich der Mitte ein. Es ist sechs Uhr Früh, als wir unsere Koffer in Empfang nehmen und ohne Hektik in ein Taxi steigen, welches uns ins Hotel bringt.

 

Wir sind sehr müde, da es in Deutschland grad ein Uhr nachts schlägt. Also legen wir uns bis Mittag aufs Ohr. 

Etwas wumerig auf den Beinen schleppen wir uns um 12 Uhr dann doch zum Hauptbüro, wo Jo nach seinen Kollegen Ausschau halten möchte. Wir waren ja schon mal da, aber irgendwie stimmt was an der Location nicht. Tower B war vor zwei Monaten noch das richtige Gebäude, aber keine bekannten Gesichter dort zu finden. Tower A stellt sich dann als aktuelle Büroörtlichkeit dar. Die Truppe ist vor ein paar Wochen umgezogen.

 

Wir werden freundlich willkommen geheissen und man empfiehlt uns, unserem Jetleg bis 22:00 Uhr Wiederstand zu leisten und uns in der Stadt was an zu schauen. Jo und ich suchen also einen nahegelegenen Park auf, der sich als etwas weiter weg entpuppt, als erhofft. Aber wir haben´s zu Fuß geschafft, schliesslich ist somit der Zweck, uns möglichst lange auf den Beinen zu halten, erfüllt. Der Park ist riesig. Wasser, Grünflächen, Bäume, Bänke und „drachenfliegende ältere Herren“ (Männer, die sich zum Drachen steigen lassen, im Park treffen). 

Die Stille verschluckt den Stadtlärm. Wir sind so müde, dass es schon weh tut. Mit dem Taxi lassen wir uns zurück fahren. Noch schnell eine Kleinigkeit essen und dann endlich hinlegen. Um halb acht abends holt er uns ein, der süße Schlaf. Bis morgen.

 

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In den Vorbereitungen für die sechsmonatige Umsiedlung ans Ostchinesische Meer:

Ich packe meine Kisten und nehme mit? Nur das Liebste!

Und sonst: Auto abmelden, Versicherungen checken, Medizin eindecken, Haus einwintern, Freunde noch mal treffen, Schweinsbratn mit Knedl essen, Rohrnudln schlemmen, durch den bayerischen Wald wandern, Gipfeltouren, Herbstsonne geniessen, Musik in MP3 umwandeln, Chinesische Lern-CD im Hintergrund plätschern hören, ...

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Rapport China I

Wer zu Faul ist, die ersten Geschichten zu lesen...hier enden sie!

 

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Montag, 25.07.2011

Rechnung offen

Vielleicht kennt das ja jemand, dass man wo Urlaub macht aus einem bestimmten Grund oder man entdeckt dort etwas, was man noch unbedingt sehen oder erleben will, dafür aber keine Zeit mehr bleibt und man nach Hause fahren muss.

Wir nennen das: „da hamma no a Rechnung offa!“ Das heißt, irgendwann müssen wir da noch mal hin!

Mit Peking ist das so. Aber auch das riesige Land mit den freundlichen Menschen, die übrigens überhaupt nicht so „wachsgesichtig“ daher kommen, wie man es durchs Fernsehen oft an nimmt, ist noch mal eine Reise wert.

Ich wäre noch gerne durch ein paar Kunstgalerien und Museen geschlendert, hätte gerne abends die Hutongs in Downtown gesehen und einen Nachtspaziergang durch die Nightlifeszene gemacht. Anders als Shanghai habe ich Peking als authentisch und auf eine Art geheimnisvoll empfunden und somit ist diese Stadt für mich wie ein kleines Geschenkpaket, das es noch aus zu packen gilt.

So sind wir also um 13:30 mit Lufthansa komfortabel nach Deutschland zurück transportiert worden.

Wie geht´s jetzt weiter? Keine Ahnung…es bleibt spannend!!!!

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Sonntag 24.07.2011

Der andere Hot Point

Die chinesische Mauer - „The Great Wall“- steht am Sonntag Früh auf dem Programm.

Am Abend zuvor bestellen wir beim Consierge ein Taxi zum Abschnitt „Simatai“ der großen Mauer. Mit 75 Euro sind wir dabei.

Um acht Uhr früh steigen wir bei leichtem Regen ins Auto. Den Fahrer taste ich mit Informationen, wie „Today Simatai!?“ab. Woraufhin er uns mit chinesischen Wortgeschredder einen Flyer in die Hand drückt und losfährt.

Wir studieren das Faltblatt und stellen fest, dass darauf ein anderer Abschnitt mit Gondelbahn, Sessellift und Rodelbahn angepriesen wird. Meine Stimmung fällt, wie soll ich ihm klarmachen, dass ich da nicht hin will? Sepp raunt: „Lass es! Bring ihn nicht völlig durcheinander!“

Und so hab ich während der Fahrt von einer Stunde Zeit, mich von diesem "Unglück" mental zu entfernen…!

Erfolgreich entspannt entsteigen wir dem vollklimatisierten Taxi (als Eiszapfen!!!) am Parkplatz des Spektakels „Great Wall“. Wir lösen ein Ticket ohne allem feilgebotenem „Comfort“ – der Taxifahrer staunt über unser kühnes Vorhaben, die Mauer zu Fuß zu erobern!

Entlang der Straße bis zum Einstieg des Aufstiegs hat sich eine Art Jahrmarkt angesiedelt.  Lauter windige Standl mit chinesischer Handwerkskunst aus Holz, Jade, Seide aber auch Obst und Getränke, Klamotten und weiteren Krimskrams, den man unmöglich mit auf die Mauer schleppen will.

Wir fliehen flotten Schrittes in den Wald. Der Fußweg ist mit Stufen angelegt und so steigen wir, nach wenigen Minuten schweißgebadet, unserem Ziel entgegen.

Vor uns hat sich eine rotbekappte Gruppe junger Chinesen auf den Pfad gemacht. Als wir nach einer halben Stunde Jubelschreie vernehmen, nehmen wir an, dass die Mauer nicht mehr weit ist. Wir lassen uns von den Eroberungsrufen anstecken. Laut lachend betreten wir das mächtige Bauwerk aus Millionen von Steinquadern. Sepp meint, die Mauer hätte es gar nicht gebraucht, ist doch die dicht bewaldete Hügelkette von beiden Seiten schon schwer zu erklimmen und dann noch bei einer Luftfeuchtigkeit von fast 100 %!!!

Wir wandern gemächlich die  etwa fünf Meter breite Mauer entlang und schütten dabei Unmengen von Wasser in uns rein. Wir sind bis auf die Unterwäsche klatschnaß durchgeschwitzt. Gott sei dank hab ich meinen Fächer dabei, den mir die Narciza geschenkt hat, der hilft echt ein bisschen.

Natürlich schwitzen wir nicht alleine hier oben. Wir teilen uns die, auf ein paar wenige Meter beschränkte Aussicht mit vielen Chinesen und ein paar Langnasen (so nennen sie die Ausländer). Die Mauersteine haben eine dunkelgraue bis fast schwarze Farbe, der Nebel zieht in Schwaden über den Mauerrand und zwischen die Schießscharten hindurch. Alles ist in schummriges Licht getaucht. Sogar die Geräusche sind gedämpft. Tolle Atmosphäre!

Wir laufen fast den ganzen Abschnitt ab und steigen nach etwa 2 Stunden wieder einen anderen Fußpfad ab. Hier begegnen uns keuchende, schweißüberströmte Menschen im Bergaufmarsch. Sogar sehr alte Chinesen werden von ihren Töchtern an der Hand Stufe für Stufe hochgezogen. Das fällt mir öfter auf, dass richtig alte Chinesen sehr beschwerliche Strapazen auf sich nehmen, obwohl sie ja zum Beispiel mit der Gondel fahren könnten.

Als wir unten angekommen, wieder von dem Standlmarkt umschlungen werden, werden uns T-Shirts feilgeboten, auf denen steht: „I climbed the Great Wall!“

Wir müssen lachen! Der Taxifahrer entdeckt uns in der Menge und lacht auch!

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Samstag 23.07.2011

Beijing-Hot Points

Ni Hao! (Guten Tag), Ni Hao Ma? (Hallo, wie geht es dir?), Xièhiè (Danke), Duìbùqi (Entschuldigen sie bitte), Duì (richtig), Niga (äh oder hm) und noch ein paar weitere Ausdrücke haben wir während unseren zweieinhalb Wochen in der Provinz gelernt.

Wie man sich beim Essen verhält und vor allem, wie man es bestellt, wie man TukTuk´s herbei ruft und wie man es bezahlt und noch ein paar weitere Gepflogenheiten haben wir uns angeeignet, um zu „überleben“!

Beijing, Hauptstadt des riesigen Reiches der Mitte, China! 14 Millionen Einwohner. Wir checken im Hilton ein, weil das hier alle Geschäftsreisenden tun. Es schlägt Mitternacht und wir sind hundemüde. Man müht sich sofort um unsere Koffer, führt uns zur Reception, die Kreditkarte tut wortlos ihren Dienst, man informiert uns über die Breakfastzeiten, zwei Keycards wandern in ein Kärtchen mit unserer Zimmernummer und ab geht’s in den 25 Stock. Hui, so hoch waren wir noch nie!!!

Am nächsten Morgen grüßen wir mit „Ni Hao“ und überrascht aber lächelnde Gesichter erwidern den Gruß mit „Hallo“ und „Ni Hao“. Was los? Hier sprechen plötzlich alle englisch und freuen sich über unser dürftiges Chinesisch!

Wir starten gestärkt vom riesigen Frühstücksbuffet hinaus auf die Straße und eine schwül-heiße Luft verschlägt uns den Atem. Tapfer schaffen wir es mit Hilfe eines Beijinger TukTuk´s (unterscheidet sich durch Benzinantrieb und fehlendem Charme von unseren liebgewonnenen blauen Tuktuk´s) zu einer U-Bahnstation, die uns in Richtung Verbotene Stadt bringt. Das U-Bahnsystem überrascht uns wieder mal mit seiner Einfachheit und auch die Masse an Menschen ist weit weniger unterwegs, als erwartet. Doch es ist erst halb 10 und wir haben einen anstrengenden Tag vor uns. Die Verbotene Stadt ist ein Hot Point für jeden Beijingbesucher und als wir aus der Subway auftauchen trauen wir unseren Augen kaum: 100.000 Menschen auf beiden Straßenseiten pilgern in breitem Strom auf ein im Dunst von Ferne erkennbares Tor zu.

Jetzt umkehren wäre – der volle Scheiß! Also lassen wir uns mit allen anderen durch das Tor spülen und nochmal durch ein Tor und über einen großen Platz und zum Ticketstand und dabei sind jetzt schon 45 Minuten vergangen. Aber gleich passieren wir das eigentliche Tor zur kaiserlichen Stadt in der Stadt. Bis vor 100 Jahren war unbefugten, vor allem männlichen Besuchern, der Zutritt des Palastes bei Todesstrafe verboten. Das war eben des Kaisers Dahoam!

Hier verläuft sich endlich der Besucherstrom etwas, ist auch das ummauerte Gelände immerhin 720.000 Quadratmeter groß. Angesichts der schwülen Hitze, der vielen einzelnen Paläste mit über 9000 Zimmern und unserer begrenzten Ausdauer machen wir kurz einen Schlachtplan: einmal ganz durch bis zum Imperial Garden, bißchen links und bißchen rechts abschweifen und zurück. 1406 wurde mit vielen kleinen Steinquadern der Boden gepflastert, die Mauern rundherum errichtet, die einzelnen Häuser und Innenhöfe gebaut und ein Gewässer durch einen Kanal geführt. Immer wieder steigen wir Stufen hinauf durchqueren Tore und steigen weitere Stufen bergab. Die Baukunst gleicht sich immer wieder, zwecks der Harmonie, meint Sepp. Es ist diesig, der Dunst hängt auf den Dächern und so hat man leider keinen Weitblick über das Gelände. Trotzdem genießen wir die altertümliche Atmosphäre.

Angekommen im Garten sind wir schon ziemlich am Ende unserer Kräfte und Nerven. Hungrig schauen wir unseren chinesischen Mitleidenden in die mitgebrachten Provianttüten.

Wir beschließen den Rückzug etwas zügiger anzugehen und sind nach drei Stunden Sightseeing ohne Anfahrtszeit, völlig am Ende. In einem chinesischen Restaurant stillen wir unseren Hunger mit leckeren Nudeln und Reis und realisieren dabei, dass wir echt grad mitten in Peking sind.

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Freitag 22.07.2011

Come back

Heute mache ich alles zum Letzten Mal: das letzte Mal auf die Pagode morgens um halb neun, mittags das letzte Mal in die Firma zum Essen, das letzte Mal wandere ich durch den Park.

In der Firma verabschiede ich mich von Mimi, sie ist meine erste chinesische Kontaktperson gewesen, während unserem Sightseeing Trip am ersten Wochenende. A very kindly girl!

Bei Mr. BigbossChinese bedanke ich mich für seine freundliche Einladung und Unterstützung. Er hat unseren Touritrip und alle Auto- bzw. Zugtransfers ermöglicht!

Alle begrüßen, wenn wir wieder kommen. Jedes Abschiedswort wird mit: „ich bin mir sicher wir sehen uns wieder…“ gekontert. Oder „we will be happy, if you come back!“. Oder „when will you be back?“

Wir haben bisher zwei große Städte besucht und zwei kleinere. Peking steht vor uns.

Hier in der Pampa ist alles anders. Es ist, wie wenn ein Indianer in Häuptlingsklamotten durch Waldmünchen marschiert. Genauso reagieren die Leute hier, wenn ich durch die Straßen ziehe. Krass gell!?

Der Tipp für uns von den chinesischen Kollegen: wir sollten uns in Ninghai nach einer Wohnung umsehen. Diese Stadt hat 58 000 Einwohner und es leben dort schon ein paar Ausländer.

 

Puh, ich will jetzt erst mal Heim! ;-)

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Donnerstag 21.07.2011

Business as usual

(Diese Geschichte habe ich zensiert :-)

 

 

Immer noch blau

Ein Blick in den Spiegel und ich erinnere mich an eine Begebenheit, die ich mit Freunden in Madagaskar erlebte. Ich weiß nicht mehr genau, wie wir auf diese glorreiche Idee gekommen sind, vermutlich stand es in einem unserer Reiseführer.

Wir waren im Hochland unterwegs und da gab es ein „Kulturbad“, angeblich konnte man sich da massieren lassen. Massieren ja, hehe. Wir buchten also für uns Vier eine Massage. Ein langer Gang mit blauen Kacheln und Türen links und rechts erinnerte uns an ein Klinikgebäude. Und tatsächlich, es rannten weißgekleidete schwarze Frauen herum. Man brachte uns getrennt nach Männlein und Weiblein in eine Umkleidekammer, da zogen wir uns bis zur Unterhose aus. Bescheuert oder? Würd ich heute nicht mehr machen…oder?

Naja, wir mussten uns anstellen und dann war die Erste auch schon in einer Art Nassraum, wo Pritschen standen und ich hab nur schwarze dickleibige Frauen in Plastikschürzen und Barfuß mit einer riesigen weißen Seife in der Hand einen nackten Körper schrubben gesehen und weg war ich. Meine Freunde hinterher, stürzten wir ins Freie. Da diskutierten wir grad das Erlebte, als uns jemand aus dem Gebäude nachlief und rief, wir sollten zurück kommen schließlich hätten wir die Behandlung bezahlt.

 

Die Blutergüsse werden PUNKTUELLER, stelle ich fest. Hm, aber weniger?

 

 

Süße Ärsche

Kleinkinder und Babies werden von den Müttern wie kleine Äffchen am Leib getragen, ohne irgendein Tragetuch oder sowas. Das hilft, diese kleinen „Scheisserchen“ trocken zu halten. Denn wenn was losgeht, dann kommt das direkt zwischen den freigelegten Pobacken auf Mama´s Hand. Traditionell tragen die Kinderlein geschlitzte Höschen. Der Schlitz ist ca. 3-4 cm breit und so lang wie nötig, so dass „Kacka und Biesi“ ungehindert ablaufen können. Ich hab auch schon gesehen, dass die meisten Mama´s einen Frottierstofflappen in der Hand unterm Babypopo halten. Diese Hosen gibt´s auch wattiert, für den Winter.

Wenn man also durch die Straßen läuft blitzt hin und da ein nackter Babypopo auf. Süß!

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Mittwoch 20.07.2011

Wunderlich Speisen

Ich komme gerade zurück von meinem täglichen Mittagsspaziergang in die Firma.

Punkt 12 Uhr geht man da zum Essen. Ich mache mich also schon Viertel vor Zwölf vom Hotel auf den Weg. Mit meiner VIP Karte, die ich am blauen Band um den Hals baumeln habe, passiere ich das Wärterhäuschen und nicke freundlich dem Uniformierten zu.

Er kennt mich schon, manchmal macht er sich einen Spaß und öffnet für mich die Autoschranke!

Sehr lustig!

Mit einem Marsch über den Firmenhof erreiche ich das Gebäude mit dem Großraumbüro (eine kleine Version von Großraum), in dem ich den Josef hinten rechts, zweite Kammer auf seinem Platz finde, oder auch nicht. Dann gehe ich zu Nana einmal quer durchs Büro.

Habe ich schon erwähnt, dass ein Mittagsschläfchen am Arbeitsplatz ganz normal ist? Entweder sind die Stühle bei meinem Durchkreuzen des Büros leer oder es liegt jemand mit verschränkten Armen und darauf das Haupt gebettet auf der Tischplatte vorm PC-Bildschirm.

Ich verhalte mich also leise.

Nana freut sich immer, wenn ich erscheine und zusammen gehen wir einmal quer über das Firmengelände in die „VIP-Kantine“. Ein klimatisierter kleiner Raum mit zwei großen runden Tischen.

Da ist meist schon eingedeckt: ein kleines Tellerchen, darauf eine kleine Schale mit Porzellanlöffel, eine größere Schale links neben dem Teller und Chopsticks rechts auf dem kleinen Porzellanhöcker abgelegt, macht ein Gedeck pro Person.

Mit der größeren Schale in der Hand geht man zum großen dampfenden Reistopf, der an der Wand auf dem Sideboard steht. Man füllt sie mit Reis voll und drückt ihn fest, dann kann man ihn leichter „stäbeln“.

Kaum sitzt man, werden die ersten drei, vier Platten mit gebratenem und gedämpftem Gemüse oder Fisch aufgetragen. Es gesellen sich immer mehr Leute hinzu bis der Tisch rundherum besetzt ist. Lautes Gerede und Lachen zwischen Schmatzen und Rülpsen erfüllt den Raum.

Währenddessen kommen immer mehr Speisen: Lotoswurzel gebraten mit Tintenfisch, gepökelte Ente in Scheiben, kleine Muscheln, verschiedenerlei Fische, Kartoffel in lecker Soße, gebratenes Rindfleisch sehr würzig, würzige dunkelbraune Erdnußsoße, ganze gekochte Gambas, Krebsscheren gekocht mit Knoblauch (muß man im Mund zerbeißen), Mangold, Wirsing, Sellerie, Spargelart in leckerer geschmackvoller Zubereitung, Wammerl in dunkler Soße (esse ich nicht), warmes Gurkengemüse, halbierte Eier, in Salzlake gelagert oder 1000 Jahre Eier (sind 2 Monate in Reisschalen und Lehm gelagert, da ist das Weiße dann durchsichtig und schwabbelt)(habs probiert 1x) und zum Schluss eine große Schüssel klare Suppe mit Einlage.

Der Chefkoch kommt immer zu Anfang rein und guckt nach zufriedenen Gesichtern. Er ist ein kleiner drahtiger Mann mit blauem Firmenhemd und Plastikschürze und Gummistiefel. Er geht dann an den Kühlschrank, teilt gekühltes Cola in Dosen aus und hält Smalltalk mit den Managern, die bereits die vollen Stäbchenenden in ihre Münder stecken.

Die Küche erstreckt sich hinter dem Plastikvorhang, ich vermute mal, auf 100 Quadratmeter, da das Geschepper und Geklapper von Blechschüsseln und Porzellan vermischt mit Wasserstrahlgeräuschen kaum zu übertönen ist. Das ganze dauert etwa 20 Minuten, dann verabschiede ich mich von Jo und Nana und wandere mit vollem Magen wieder „Heim“.

 

Eine Torte ohne Grund

 

Gestern haben Nana und ich unseren zuvor geschmiedeten Plan ausgeführt: Torte kaufen!

Neben der Frischmarkthalle im Zentrum von XiZou gibt es den Tortenmann. Wer die amerikanische Version des Tortenmodellierens kennt, dem brauche ich hier nix erzählen.

Des Künstlers kleiner Einraumladen besteht aus zwei Glasfronten, in denen die wunderlichsten Tortenkreationen zur Schau gestellt sind. Alle Größen und Formen und Farbgebung mit filigranen Accessoires aus Schokolade oder Obststücken.

Wir wollen uns eine aus dem Katalog aussuchen und …Hilfe! Wir können uns nicht entscheiden. Die Vielfalt erstreckt sich auf 2 mal 30 DIN A 4 Seitenhefte, alle proppenvoll mit kleinen Fotos einzelner Torten.

Wir überlegen, ob wir unsere Tortenaktion unter ein Motto stellen sollten, da ja keiner den wir kennen, Geburtstag oder ähnlichen Feiergrund vorweisen kann.

Endlich entdeckt meine neue Freundin ein kleines Männchen, aus Zuckerschaum mit Schnurrbart und Stab in der Hand, auf einem Tortenfoto hocken.

Sie behauptet, der stehe für Weisheit und langes Leben oder so. Ich hoffe, dass mir die Torte dann auch bekommen würde und wähle eine Ummantelung, die so aussieht, als wäre es Schokolade. Zusammen bestellen wir mit dem Finger deutend die schokoaussehende Torte mit dem Männchen als Accessoire.

Gespannt warten wir hinter der Glasscheibe am Tresen was jetzt passiert. Auf der kleinen Arbeitsfläche stehen Töpferscheiben. Darauf platziert er nun den Pappboden für die Torte und darauf einen doppelten Biscuitboden mit weißer Zuckerfettcreme und eingelegten Früchten dazwischen. Aus einem hohen Metallgefäß schöpft er mit einem Streichmesser die weiße Zuckerfettmasse reichlich auf den Biscuit, die er mit gedrehter Scheibe gekonnt auf dem Kuchen verteilt. Bis die Oberflächen glatt wie Porzellan sind vergehen nur ein paar Sekunden. Dann raspelt er von einem braunen Schokoblock die Flocken für die Einkleidung des nun schneeweißen Kuchens. Gekonnt verteilt er sie auf Rand und Top, in der Mitte setzt er ein Potpourri aus Früchten und daneben mit einem Spritzbeutel voll weißer Creme entsteht der weise Konfuzius. Alles noch mit neongelbem und rotem Farbstaub versehen und filigranen Schokospiralen, Fächern und Täfelchen bespickt. Zum Schluss malt er mit brauner Soße auf ein weißes Täfelchen: Happy Birthday!

100 Yuan, 10 Euro leichter. Stolz trage ich die schwere Last, gut verpackt in roter runder Tortenschachtel, welche auch als Hutschachtel durchgehen könnte, aus dem Laden. Alle gucken!

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Dienstag 19.07.2011

Pagoden-Bekanntschaft

Wie schon mal geschrieben, hat unser Hotel einen Park mit einem großen Bambuswald. Jeden Morgen mache ich mich auf und wandere den Hügel hinauf durch den schönen Bambus bis zur höchsten Pagode (es gibt mehrere). Da kann man unter dem Dach im Schatten sitzen und die Aussicht genießen. Eines Morgens sind schon zwei junge Chinesen da. Ich setz mich also auf eine Bank und verschnaufe und schwitze. Nach einiger Zeit redet einer zu mir aber ich versteh kein Wort, dabei zeigt er immer auf das Buch, das er in der Hand hält. Irgendwann finden wir heraus, dass er so was wie eine Bibel dabei hat und er mich als Christin indentifiziert hat, weil ich eine Halskette mit einem Kreuz trage. Wir fuchteln wie wild mit den Händen und beschreiben, was wir meinen. Und stellen fest, dass wir eine halbe Stunde um das selbe reden, aber kaum auf ein verstandenes Wort treffen. Die Übersetzung per Handy hilft etwas. Trotzdem, ich find das aufregend und freue mich über die Bekanntschaft.

 

TukTuk-Fahren

Will man ein TukTuk nutzen, stellt man sich auf die Straße und wartet, bis eins vorbeifährt (dauert nicht lang). Dann ruft man und hebt die Hand, winkt oder macht alles gleichzeitig! Dann wird´s schwieriger. Entweder man hat das Fahrtziel auf chinesischer Schrift (z.B. Buissnesscard vom Hotel) zur Hand oder man hat vorher die Wörter geübt und versucht sie jetzt an den Mann zu bringen. Meine Aussprache ist schon mehrmals missglückt, was man erst merkt, wenn das TukTuk in die falsche Richtung fährt. Macht aber nix, dann dupft man dem Fahrer einfach auf die Schulter und deutet die Richtung an, wohin man will. Lachend wird dann korrigiert und zum Schluss kriegt man noch einen Aussprachekurs. Das macht Spaß!

 

 

Traditionell Chinesische Massage

Zu Beginn unseres Aufenthalts in Xjangshan, durften wir das nette Ehepaar aus Deutschland, welches schon seit 6 Monaten hier wohnt und arbeitet kennenlernen. Mit Nana habe ich den größten Supermarkt am Ort besucht und die Ortsmitte mit dem Gemüsemarkt. Wir wollten uns auch zusammen eine Massage gönnen. Also organisierte sie über eine englischsprechende Arbeitskollegin eine Möglichkeit dafür. Nach unserem Shorttrip Shanghai hab ich Nackenverspannungen mitgebracht und so war es mir ganz recht, als gestern der Termin klappen sollte.

Abends nach der Arbeit treffen wir uns zu Viert, Aibi, Ela, Nana und ich (2 Chinesinnen und 2 Deutsche) vor dem Hotel. Nach 10 Minuten Fußmarsch stehen wir schon in einer Art Beautysalon in dem uns drei lächelnde junge Damen ihr Angebot unterbreiten. Aibi und Nana handeln zwei Rückenmassagen und zwei Gesichtsmassagen für je 10 Euro aus. In einem Hinterzimmer stehen vier Massageliegen und ich bin erleichtert, dass sie als solche zu erkennen sind. Aibi macht noch mal klar, dass die Massage anders ist, als wir sie vielleicht kennen und Nana macht die Erste. Intimsphäre kennt man in China nicht, also machen wir´s uns alle im Behandlungsraum auf den Liegen gemütlich. Wir plaudern während Nana und Ela von den professionell geschulten jungen Ladies behandelt werden. Auch eine aufgebrachte Kundin kommt herein gerauscht und keift ihren Unmut über ein gekauftes Produkt durch den Raum. Aber keine Aufregung deswegen, nach einer viertel Stunde ist sie wieder weg. Ich kann schon erkennen, dass die Masseurin mit Schmackes ran geht und nach kurzer Zeit ist der Rücken auch schon feuerrot. Nach etwa 30 Minuten kommt eine Art Teigschaber aus Büffelhorn zum Einsatz, den sie über die Wirbelsäule und überall da wo man Knochen erwischt drüberzieht. Ja, äh, dann sind plötzlich Blutergüsse zu sehen. Ich bin - nun, entsetzt! Nana auch, aber sie versichert, dass ihr die Massage gut getan hat. Ja, ich hab mich auch massieren lassen. Mit dem gleichen Resultat!

Jetzt schaut mein Rücken zwar aus, als ob mich mein lieber Ehemann durchs Zimmer geprügelt hätte, aber die Verspannungen sind weg. Wahrscheinlich weil kein Gefühl mehr da ist?

 

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Montag 18.07.2011

Shanghai

Mit dem Schnellzug von Ninghai nach Shanghai in dreieinhalb Stunden. Gefahrene Höchstgeschwindigkeit ca. 280 km/h. Beim Durchfahren eines Tunnels steigt der Druck im Ohr!

Der Bahnhof in Ninghai, eine etwas kleinere Stadt vor Ningbo (diese hat einen Flughafen), ist nagelneu und supermodern. Gottseidank, so war es easy den richtigen Bahnsteig zu finden (gibt nur einen ;-))

Also werden wir komfortabel und vollklimatisiert als Eiszapfen in der 34 Grad schwülen Megropolis Shanghai ausgespült. Mit dem Taxi durch das abendliche Stadtchaos zum Yun´s Paradise Hotel, mitten in die Altstadt, dauert 45 Minuten.

Wir ergattern noch schnell ein Dinner im Hotel, was irgendwie hektischer und chaotischer abläuft, wie gewohnt in unserem verschlafenen Heimathotel. Das Personal ist irgendwie schon auf „ichgehgleichnachhausemodus“ eingestellt und so feixen und tollen sie rum, statt uns die Getränke zu servieren. Wir lassen uns von der Heiterkeit anstecken und entspannen uns.

Da wir nur sehr wenig Zeit mitgebracht haben für diese gigantische Stadt, begrenzen wir uns auf die naheliegenden Sehenswürdigkeiten. Wir wandern also Samstag früh in den Yu Garden, der uns übrigens am besten von Allem gefallen hat und den wir Sonntag früh nochmal besuchen werden. Ein alter Garten mit chinesischen Häuschen, Verandas, einem Teich mit Koikarpfen und Schildkröten, alten Bonsaibäumen und… kostbarer Stille.

Rund um den ummauerten Garten geht der Punk ab. Nippes und Nülles reihen sich side by side. Die pfiffigen Händler versuchen uns mit Leib und Seele in ihr Geschäft zu locken.

Mittlerweile brennt die Sonne schon am Himmel und wir stapfen zum Bund. Die Promenade am Fluß Huangpu, von der aus man die glasglitzernden schwindelerregend hohen Bauwerke bewundern kann. Steht man also auf dieser Promenade und guckt zum Fluß, hat man die Straße der alten Kolonialbauten im Rücken und die ModernClass vor sich. Dahinter und überall so weit das Auge reicht, ragen Wolkenkratzer aus braungrauen Betonhäuschenreihen wie überdimensionale Zinnsoldaten aus einem Schlachtfeld. Wir genießen die Aussicht und gucken den Frachtschiffen und Touristenbooten zu.

Der Fluß ist streckenweise untertunnelt. Als Fußgänger bietet sich der Psychodelic-Sightseeing-Tunnel an. Wirklich, der heisst so! Man zahlt ein Ticket, steigt dann in eine Gondel (wie in den Alpen, nur im Untergrund) und durchfährt damit einen von bunten Lichtern und mit Luft aufgeblähten Männchen mitten auf der Fahrspur, seltsamer Musik und chinesischen Wortfetzen auf die andere Seite des Flusses. Really funny!

Hier steigen wir das erste Mal in eine riesige Shopping Mall ein und treten nach 8 Stockwerken den Heimweg an, da wir einfach ziemlich kaputt sind.

Den Abend beschliessen wir, uns mit dem Taxi auf den People Square fahren zu lassen und uns dann entlang der populären Nanjing Road Richtung Bund treiben zu lassen. Vorher genehmigen wir uns bei Starbucks einen Cappuccino, der uns bei der Hitze irgendwie nicht so bekommt. Da wäre der obligatorische grüne Tee die bessere Wahl gewesen. Aber, hey, einmal einen vernünftigen Kaffee zu schlürfen bevor man wieder braune Plörre trinken muss…die Verlockung war zu groß! Und der leckere Muffin!!!

Nanjing Road, der Broadway in Shanghai. Eine Shopping Mall nach der anderen, dazwischen Exklusiv Boutiquen, wo dir die Spucke wegbleibt, sobald du auf die Preisschilder schaust. Es ist halb Sieben abends und irgendwie scheinen hier noch 100.000 weitere Menschen auf die Idee gekommen zu sein, sich die Beine auf dieser Meile zu vertreten. Wir schwimmen mit der Menge, was anderes bleibt uns nicht übrig und mir fällt auf, dass es hier keine Straßenmusikanten gibt, das wär vielleicht mal ein Grund stehen zu bleiben. Stattdessen bimmeln sich in regelmässigen Abständen kleine bunte Touristenzüge die Bahn frei. Aber alles ist entspannt. Die Leute mit Kind und Kegel schlendern, diskutieren und shoppen gemütlich weiter. Ansteckend diese Gelassenheit. Wir haben es bis zum Bund geschafft. Die Skyline der Wolkenkratzer wartet nun mit imposanter Beleuchtung bei Nacht auf. Keine Angst, hier sind wir auch nicht allein, die 100.000 vom Broadway sind alle mitgekommen.

Sonntag früh starten wir noch mal in den schönen Yu Garden und kaufen noch paar Nippes. Dann suchen wir die Subway auf, um mit der Linie 10 zum Bahnhof zu fahren. Das kostet dann grade mal zwei Euro. Mit dem Taxi hat es 20 Euro gekostet. Auch das U-Bahnfahren ist easy und entspannt. Am supermodernen Bahnhof ist es wiederum nicht schwer, das richtige Gleis zu finden. Ich bin echt beeindruckt, von der Logistik. Wenn man die jungen Leute anspricht, können viele englisch antworten. So hab ich eine nette Bekanntschaft während der Zugfahrt gemacht. Wir haben uns prima unterhalten, und Knapperzeugs geteilt und unsere Email-Adressen ausgetauscht. Schön wars!

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Donnerstag 14.07.2011

Kleines Nest

manchmal hat man so das Gehühl, hier ist die Zeit stehen geblieben. Mein Blick aus dem Hotelfenster, das übrigens sehr groß ist und im 5. Stock, zeigt mir die vielen Firmen, die sich nahe dem Marschland in der Bucht von Ningbo angesiedelt haben. Ich erinnere mich an meine ersten GoogleMap Bilder von dem Landstrich. So sieht es also von unten aus. Im Gegensatz dazu der kleine Ortsteil XiZhou, den ich zu Fuß bequem erreichen kann, hat einen Hauptplatz und viele Seitenstraßen und Gassen. Ein Areal von 4 bis 5 Straßen beherbergt, Konditoreien mit bunten Torten, Boutiquen mit paar Klamotten und Schuhen, Essbuden, Apotheken, Zahnarztpraxen mit Schaufenster!!! Ramschläden, kleine TanteEmma´s und eine Frischmarkthalle. Alles typisch asiatisch, without pomp! Dazwischen wuseln blaue Tuktuks, Elektroroller, Autos, Lkw, Radfahrer mit und ohne Anhänger, Menschen mit und ohne Karren und möglicherweise zwei Ausländer, nähmlich ich und meine Begleitung herum. Die Gerüche sind undefinierbar ineinander vermischt, so dass ich sie mal asiatisch nenne. So roch es nämlich auch in Burma.

Es gibt kein Taxi! Das ist schon krass. Denn wenn du hier wegwillst, dann äh, musst du dir den öffentlichen Bus suchen - ohne chinesische Unterstützung unmöglich. Ich will hier klar machen, dass zu den vielen Firmen alle paar Tage Ausländer aus Europa und USA einfliegen, die mit einem Auto der zu besuchenden Firma abgeholt und weggebracht werden. Die Selbständigkeit eines Ausländers begrenzt sich aufs Tuktuk fahren, was übrigens sehr viel Spaß macht.

Man müsste sich mindestens einen Elektroroller anschaffen, um für ein paar wenige Km mobil zu sein.

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Montag  11.07.11

Xjangshan-Heimat für die nächsten zwei Wochen

Wir sind am Freitag  Nacht in Xiangshan, ein Provinznest an der südöstlichen Küste Chinas angekommen. Das heisst hier ist eine Firma, die Bauteile  für eine deutsche Firma produzieren wollen, welches der Jo qualifizieren soll.

Da es hier nur Firmen gibt und einen kleinen Ort, gibt es auch nur ein Hotel, das des Westlers Bedürfnisse in etwa stillt. Ein Resort. Die Anlage ist weitläufig angelegt, wie  ein Park mit angrenzenden Bambuswald und obwohl das Hotel erst vor 2 Jahren fertiggestellt wurde, sieht es aus, als ob es die Besten Jahre schon hinter sich hätte…das liegt wohl an der hohen Luftfeuchtigkeit, hat man mir gesagt. Trotzdem, die Zimmer sind einigermassen sauber (man darf den Teppich nicht länger fixieren) und es hat alles was es braucht. Das Essen ist feudal, egal ob Früh, Mittag oder Abend. Der Chinese schlemmt eben…wenn´s ums Essen geht, gibt es keine Benimmregeln. Sehr entspannt!

 

Für Samstag und Sonntag haben ein Kollegenehepaar von Jo, welche seit einem halben Jahr hier im Hotel residieren, eine  Sightseeing Tour mit Fahrer und Dolmetscherin vom Werk organisiert. Also fuhren wir übers Land und schauten uns ursprüngliche China Villages an und guckten die Fjorde vom ostchinesischen Meer. Die Landschaft ist hügelig und mit viel Bambuswald. Hin und da ein Tempel aufm Berg. Es macht auch immer mal kurze kräftige Schauer vom Himmel die Temperatur etwa um die 30 Grad und sehr hohe Luftfeuchte….man bewegt sich zu Fuß nur langsam vorwärts…!

 

Die Chinesen, die wir bisher persönlich kennenlernen durften, sind Kollegen vom Werk, welche  Englisch und sogar Deutsch sprechen. Ausgenommen unser Fahrer. Es sind drei junge Mädels, zwei davon haben in Deutschland studiert . Sie  sind sehr offen und freundlich und man merkt, dass sich der Chinese die Lebensfreude nicht leicht nehmen lässt. Spätestens beim Essen ist die Welt wieder in Ordnung. Echt. Ich weiß gar nicht wie ich den Mahlzeittisch beschreiben soll….so voll, dass sich die Balken biegen??!!! In Spanien nennt man die verschiedenen Gerichte  die  man bestellt Tapas. Hier ist es ähnlich, nur dass die Schälchen große Platten sind und jedes einzelne  Gericht, für sich als Mahlzeit eingenommen werden könnte. Gut, es sitzen dann auch viele um den runden Tisch und drehen die Scheibe in der Mitte mit dem Futter drauf fleissig hin und her. Bevor man sich an den Tisch setzt, wird  man in einen Vorraum der Küche geführt, in dem die Gerichte alle als Anschauungsmaterial  aufgestellt sind. Die Meerestiere sind in Wasserbecken lebendig zum aussuchen aufgestellt. Man deutet also auf das Gericht und das und das und dieses noch dazu und das ist auch lecker und den Fisch bitte noch und dann noch diese Suppe und ….wieviel haben wir jetzt? 10? Gut noch  2 und fertig. Kaum sitzt man am Tisch, kommen schon die ersten zwei Gerichte und los geht’s mit dem „ Stäbchen fischen“.  Das Bier ist übrigens sehr gut.

 

Zum Glück ist das überall so. Im Hotel als auch auf der Straße in den Städten und Dörfern. Man kann also immer vorher schon sehen, was man nach her auf den Tisch bekommt. Ohne Chinesischer Sprache, kommt man wirklich nicht weit. Zum Beispiel wollte  ich aufs Klo und es war in dem etwas gehobeneren Restaurant für mich nicht ersichtlich, wo das sein könnte. Also fragte ich auf Englisch. Daraufhin interessierten sich plötzlich alle Kellnerinnen für mich und versuchten mit lautem Wortaustausch herauszufinden, was ich Europäer wohl von ihnen wollte. Also hab ich einen von zwei Sätzen, die ich bisher gelernt hatte versucht auszusprechen: „Wo ist die Toilette bitte?“ auf chinesisch. Und …es hat funktioniert. Sogleich packte mich eine lachend an der Hand und führte mich zur Toilettentür. Genial. Ich war begeistert.

 

Tja, also heute vormittag hatten Jo und ich eine Führung durch die Firma und er hat gleich einen Büroplatz zugewiesen bekommen. Man hat für mich organisiert, dass ich mit Jo zu Mittag in der Firma essen kommen kann. Also hat man mir eine ID-Karte für Gäste verpasst mit der ich rein und raus kann. Der Weg vom Hotel zur Firma ist in etwa 15 Min zu Fuß geschafft. Das probier ich also heute aus. Bin gespannt, was die zwei Wochen noch aufbieten werden. Ich bin froh hier sein zu können, denn wenn man das nicht selbst erlebt, kann man sich schwer vorstellen, wie die chinesischen Räder drehen.

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7. Juli 2011-07-11

Beiling Park in Shenyang

Jo ist in die Arbeit gefahren. Ins Werk mit fünf Kollegen.

Ich starte meinen ersten Ausflug in den Beiling  Park.  Aus dem Hotel raus und immer die Straße lang, etwa 10 Minuten Fußweg . Freudig stapfe ich zum Eingangstor mit den drei Torbögen und peile den linken Durchgang an, da der aus meiner Richtung der nächste ist. Dort steht ein uniformierter Chinese und bedeutet mir, dass ich hier nicht rein kann, sondern weiter rechts gehen soll. Ich gehe also weiter und lasse schon mal den großen Torbogen in der Mitte aus (Instinktmässig) und wende mich zum rechten Eingang. Hier steht ein anderer Chinese, der lotst mich zum Ticketstand zurück, nachdem ich ein solches nicht vorzeigen kann. Die Verkäuferin will wissen, ob ich ein oder zwei Tickets haben will. Ich habe keine Ahnung, was im Park gebraucht wird und zucke entsprechend mit den Schultern. Sie beschließt, mir zwei zu verkaufen, für 70 yuan etwa 7,50 Euro.

Zurück am Eingang empfängt mich der Wärter, welcher mich bereits kennt und zupft theatralisch ein kleines Eckchen von einem meiner beiden erworbenen Biletts. Ich  lächle und nicke zustimmend.

 

Drinnen begrüßt mich eine weitläufige Promenade  und ich orientiere  mich erst mal an der Schautafel. Aha, ein Tomb, eine Grabanlage  beherbergt der Park in der Mitte des hinteren Drittels des 318 ha großen Areals. Ich folge der großen Promenade und suche schon mal nach einer Toilette, welche ich auch gleich finde und angenehm überrascht von der Sauberkeit auch gleich benutze.

Ein kleiner Teich links und ein größerer See rechts säumen das Mittel des Parks.

Es ist diesig am Morgen, aber einige Menschen versammeln sich zu einem scheinbar  täglichen Treffen im Park, um miteinander zu Tanzen. Walzer, Tango etc. Aus Lautsprecherboxen erschallt chinesische Klassik oder so. Ich bin beeindruckt von der Präzision des Paartanzes und beschwingt von der Leichtigkeit , die von Tanzpaaren ausgeht.

 

Mich bemerken die Chinesen, wie soll ich sagen, immer. Man bemerkt mich, in dem man mich interessiert beobachtet oder sogar mit „Hello“ anspricht. Dann fehlen meist die Worte. Mit „Ni hao“ meinerseits nicke  ich lächelnd der Person entgegen und trotte weiter.

 

Ich weiß nicht, was ich erwartet hatte, aber dass ich hier keinen einzigen Bambusstengel finde, überrasxht mich. Stattdessen Pinienwälder – oder besser gesagt hier und da eine Fläche von niedrigen Pinienbäumen. Durchzogen von kreuz und quer verlaufenden Gehwegen und Trampelpfaden. Hin und da eine Bank am Wegrand. Ruhig ist es im Park, sieht man mal von den Tanzmusikboxen ab, eine grüne Lunge mitten im großen Stadtverkehr. Dieser quetscht sich meist vierspurig in relativ langsamen Tempo und hupend durch die von Hochhäusern gesäumten Straßen von Shenyang, Hauptstadt der Provinz Liaoning Mandschurei.

 

Ich habe keine Ahnung, ob ich mich in der Mitte oder in einem äußeren Viertel der Stadt befinde. Aber ist das wichtig? Vom Airport dauerte die Taxifahrt etwa 40 Minuten zum Hotel.

 

Jetzt fängts an zu regnen. Eine leichter Sommerregen. Mittlerweile stehe ich vor dem Eingang des Herzstückes vom Beiling Park. Das Grab von äh?

Eine  Art Tempelanlage mit Steinaltar und Seelenallee, erbaut vor gut 300 Jahen, Qing Dynastie. Zum Eingang will man von mir wieder ein Ticket sehen. Ich reiche dem uniformierten Mann das noch intakte Billet doch er schüttelt den Kopf und zeigt mir einen Packen abgerissener roter Streifen in seiner linken Hand. Ich bin etwas ratlos und zeige ihm mein bereits angerupftes Ticket. Daraufhin reißt er eine roten Streifen davon ab und ermuntert mich, mit einer einladenden Handgeste,  einzutreten.

 

Durch das Tor hindurch erwartet mich wieder ein großer Vorplatz, gesäumt von Steintieren, wie zwei Pferde, ein Kamel, ein Elefant und dazwischen drachenähnliche Figuren. In der Mitte ein altes traditionell chinesisches Gebäude, dahinter ein etwas größeres und dahinter ein Steinaltar – zum Opfern denke ich mal. Den Sinn des Inhals  der Häuser erschließt sich mir nicht ganz. Ein paar goldene Stühle  und ein Holzbett, ein paar Vasen, oder ja ein Gebetsraum ist zu erkennen. Alles ziemlich unaufregend.

 

Es regnet stärker und ich überlege gerade, ob ich mich uner einem Vordach dieser Häuschen stellen soll, als ich fast mit einem älteren Chinesen zusammenstoße. Gerade noch ausweichend enthuscht mir ein „huch“ und der Mann lächelt mich an mit silbernen Zähnen und Regenschirm. Ich beschließe, gleich ums Eck stehen zu bleiben und ab zu warten, als er kehrt macht und neben mir stehen bleibt. Er spricht etwas und mir ist nicht klar, ob er mich meint, oder die zwei Teenager unten an der Treppe, da er niemanden konkret anschaut.

Gleich darauf biegen zwei Damen um die Ecke und klettern gemeinsam mit den beiden Mädels die Treppe herauf, alle mit Regenschirm. Die etwa vierzigjährige Chinesin spricht mich auf Englisch an und möchte wissen, woher ich komme. Unsere Konversation ist nett und es stellt sich heraus, dass die beiden älteren Herrschaften ihre Eltern sind und die Teenies ihre Tochter mit ihrer Freundin.

(der alte Herr hat bestimmt gerufen, als er mich entdeckte, so was wie: „Hey, kommt mal alle her, hier ist eine Ausländerin, fragt sie doch mal, wo sie herkommt…ihr könnt doch Englisch…fragt sie doch mal, fragt sie…kommt mal die Treppe rauf…das wird interessant!“ oder „Hey, ich hab ne Ausländerin neben mir stehen ohne Schirm, fragt sie doch mal …“.hier ist der Phantasie keine Grenze gesetzt.)

Ich verabschiede mich, sehr erfreut über den kleinen Plausch und verlasse das Tomb, um zielstrebig den Parkausgang anzutreten, da es inzwischen stärker regnet und ich keinen Schirm mithabe. Nicht so die Chinesen um mich rum, die haben alle einen Schirm.

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5./6. Juli 2011

Ankommen in Bejing am Airport.

Supermodern und erinnert an USA. Hier Zwischenstop für den Weiterflug nach Shenyang. Die Chinesen sind sehr ruhig hier, ja gar leise, denkt man zum Vergleich an Spanien oder andere Südeuropäer. Die großformatigen Bilder an der Wand in der Wartezone sind tatsächlich chinesisch. Kaligraphien von Fauna und Flora. Alles sonst ist „westlich“. Sogar die Mädels tragen „top-modern“! Wie aus einer Modezeitschrift gepellt. Und ich, mit Jeans und T-Shirt. Auch eine Art Style.

 

Wir sitzen nebeneinander auf den harten unbequemen Wartebänken, beide  müde, unsere Sachen um uns rum verstreut. Man reist mit zwei Laptop`s. Wenn ich da an meine erste Asienreise zurückdenke…da besaßen wir nicht mal ein Handy.

 

In einer Stunde geht´s weiter. In Shenyang brauchen wir ein Taxi zum Hotel und Geld wechseln nicht vergessen, sonst können wir das Taxi nicht bezahlen.

 

 


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